Krisentreffen ohne Lösung Schiedsrichterstreit: DFB schaltet die Ethik-Kommission ein
Frankfurt/Main (dpa) - Der Schiedsrichterstreit im Deutschen Fußball-Bund wird zum Fall für die Ethik-Kommission des Verbandes.
„Das Gespräch mit allen Beteiligten am vergangenen Dienstag hat leider nicht die erhoffte Lösung und Aufklärung gebracht“, begründete DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann am Freitag diesen Schritt. „Nunmehr ist es unserer Ansicht nach an der Zeit, den Konflikt von einer neutralen Instanz überprüfen zu lassen.“
Anlass des Krisentreffens in der DFB-Zentrale in Frankfurt waren die Vorwürfe des Bundesliga-Referees Manuel Gräfe gegen Herbert Fandel, den Vorsitzenden des DFB-Schiedsrichterausschusses, und den DFB-Schiedsrichtermanager Hellmut Krug. Ihnen hatte Gräfe „Vetternwirtschaft“ und „fehlende Transparenz“ bei Auswahl und Nominierung der Unparteiischen vorgeworfen. Felix Brych, Sprecher der DFB-Schiedsrichter, hatte die Kritik unterstützt.
Beide sind am Wochenende als Videoassistenten vorgesehen: Gräfe am Samstag bei der Bundesliga-Partie Hamburger SV gegen Bayern München und Brych am Sonntag beim Spiel des SC Freiburg gegen Hertha BSC.
„Wir sind zuversichtlich, dass der für das gesamte deutsche Schiedsrichterwesen belastende Vorgang von dieser unabhängigen Instanz ergebnisoffen aufgearbeitet werden kann“, sagte der im DFB für das Schiedsrichterwesen zuständige Zimmermann. Vorsitzender der vor einem Jahr etablierten Ethik-Kommission ist der ehemalige Bundesaußenminister Klaus Kinkel.
„Den Vorgang an die unabhängige Ethik-Kommission zu geben, ist auch im Sinne der Eliteschiedsrichter“, meinte Lutz Michael Fröhlich, der Leiter der Schiedsrichterkommission Elite. Zusammen mit dem ehemaligen Spitzenreferee Florian Meyer werde er in den kommenden Wochen die Gespräche mit den Bundesliga-Unparteiischen fortsetzen. „Das ist aber ein ganz normaler Prozess und hat nichts mit einer Abstimmung über Mitglieder der Schiedsrichtergremien zu tun. Das wollen wir den Schiedsrichtern eben nicht zumuten“, erklärte Fröhlich. Zudem solle im Wintertrainingslager auf Mallorca der „Teamgedanke bei den Eliteschiedsrichtern“ wieder gestärkt werden.
Unterdessen hat der frühere Bundesliga-Referee Babak Rafati seine Kritik an der Schiedsrichter-Führung des DFB erneuert. „Ich habe es ja selbst erlebt - und ich habe es am Ende überlebt“, sagte er am Freitag im Interview von Sport1. „Damals wurde das als Einzelschicksal abgestempelt. Jetzt bestätigen andere Betroffene, dass es nicht so ist.“ Rafati hatte 2011 versucht, sich das Leben zu nehmen und dies als Folge systematischen Mobbings durch die Schiedsrichter-Führung bezeichnet.
Er wolle aber nicht auf Fandel und Krug herumtrampeln. Rafati: „Die beiden haben ja auch Druck, man sollte sie schützen und nicht nur draufhauen. Vielleicht geben sie ihre Fehler zu.“ Deshalb schlägt er vor, dass man sich an einen Tisch setzt und „sauber, respektvoll und ehrlich miteinander umgeht“. Dies wäre die beste Lösung. „Ich möchte nicht, dass es einen zweiten Fall Babak Rafati gibt, weder auf Schiedsrichter-, noch auf Funktionärsseite“, sagte er.