Schneider „auf einer Wellenlänge“ mit Löw
Frankfurt/Main (dpa) - Nein, über seine Rolle als Löws Frisör hat Thomas Schneider mit seinem neuen Chef nicht mehr gesprochen. „Das war kein Thema. Vielleicht hätte ich den Job dann doch nicht bekommen“, meinte Schneider mit einem Schmunzeln.
Der Spieler Schneider hatte 1997 dem einstigen Stuttgarter Trainer Joachim Löw nach dem DFB-Pokalsieg kurzerhand die Haare abgeschoren - als Ausdruck der besonderen Freude über den 2:0-Endspielsieg gegen Energie Cottbus. Jetzt freut sich Schneider über seine neuen Aufgaben an der Seite des Weltmeister-Trainers.
„Kommunikativer Umgang, freundlich, erst muss ich die Jungs kennenlernen“, beschrieb der neue Co-Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft die erste Annäherung an die Stars des Weltmeisters. „Die Spieler werden relativ schnell merken, dass sie sich auf mich verlassen können“, betonte Schneider vor seiner ersten offiziellen Mission mit dem DFB-Team, die in der EM-Qualifikation am Samstag in Polen und drei Tage später gegen Irland ansteht.
Den großen deutschen WM-Triumph vor knapp drei Monaten hatte der 41 Jahre alte Schneider noch als Fan gemeinsam mit der Familie und Freunden vor dem heimischen TV-Gerät bejubelt. „Alle im Deutschland-Trikots, wie es sich gehört. Wenn man sieht, wie viele enge Spiele dabei waren bei der gesamten WM, war es fantastisch, was unsere Mannschaft geleistet hat“, sagte der neue Löw-Vertraute. Ab sofort ist Schneider, der als Verteidiger 133 Spiele für den VfB Stuttgart absolviert hat, mitverantwortlich für diese „fantastische“ Mannschaft. Nach dem Treffpunkt des Kaders stand am Dienstag die offizielle Vorstellung des neuen Co-Trainers im Mannschaftskreis auf dem Programm. „Die Spieler werden relativ schnell merken, dass sie sich auf mich verlassen können“, sagte Schneider. Bundestrainer Löw geht von einem schnellen und reibungslosen Übergang von Hansi (Flick) auf Tommy (Schneider) aus: „Es ist ja nicht so, dass ich Thomas erst kennenlernen müsste.“
Schon seit längerer Zeit liebäugelte er mit der Aufgabe an der Seite von Löw, erzählte Schneider. Im März vergangenen Jahres, als die Nationalelf in Stuttgart gegen Chile spielte (1:0), kam es zu einer ausführlichen Unterhaltung „auf einer Wellenlänge“, berichtete Schneider, zu der Zeit als Stuttgarter Bundesliga-Coach schon in einer kritischen Situation. Und als er später in der Zeitung seinen Namen als möglicher Nachfolger des zum Sportdirektor beförderten Hansi Flick fand, „da hatte ich schon ein gutes Gefühl“. Bei „einigen Anfragen und Angeboten“ hatte er das „schon im Hinterkopf“, verriet Schneider.
Der neue „Co“ soll in Zukunft die Trainingseinheiten des A-Teams planen, die Schnittstelle zu den Nachwuchs-Auswahlmannschaften sein, viele Spiele und Spieler beobachten. Am wohlsten aber fühle er sich bei der direkten Trainingsarbeit auf dem Platz, bemerkte Schneider. Seine Kurzvorstellungen vom Fußball sind fast deckungsgleich mit denen von Löw. „Guter Spielaufbau, schnelles Umschalten, Balleroberung ohne Foul, Pressing, guter Fußball von hinten heraus mit dem Torwart als erstem Aufbauspieler“, formulierte Schneider.
Dass Assistenten in der DFB-Geschichte schon oft zum Chef aufgestiegen sind wie zuletzt Löw nach der Ära Jürgen Klinsmann, wollte Schneider nicht bewerten. „Ich denke so nicht, ich denke im Hier und Jetzt. Ich möchte alle Aufgaben bestmöglich umsetzen und habe natürlich den Traum, erfolgreich zu spielen“, sagte Schneider.