Schweinsteiger „voller Freude“ - Kritik hallt nach

Frankfurt/Main (dpa) - Bastian Schweinsteiger freut sich auf seine Länderspiele 96 und 97 beinahe so sehr wie auf seine DFB-Premiere als 19-jähriger Jungspund im Sommer 2004.

Erstmals seit dem EM-K.o. gegen Italien wird der inzwischen 28 Jahre alte Bayern-Profi in Irland wieder das Nationaltrikot tragen und die deutsche Elf „voller Vorfreude“ anstelle des gesperrten Philipp Lahm als Kapitän auf den Rasen führen: „Die Stimmung in Irland hat was, auf solche Abende freue ich mich sehr.“

Keine Lust verspürte der Rückkehrer dagegen, noch einmal seine jüngsten kritischen Äußerungen zum Teamspirit innerhalb des DFB-Teams während der EM zu erläutern. „Es gibt Wichtigeres“, wehrte Schweinsteiger ab. Zum Beispiel zwei Siege am Freitag in Irland und danach in Berlin gegen Schweden. „Jetzt treffen wir auf die zwei Hauptkonkurrenten“, betonte der Mittelfeldspieler.

Dem „emotionalen Leader“, wie der Bundestrainer Schweinsteiger gerne bezeichnet, war beim Turnier in Polen und der Ukraine negativ aufgestoßen, dass nicht alle Reservisten auf der deutschen Bank bei den Toren begeistert aufgesprungen seien - anders als etwa derzeit beim FC Bayern. Löw und Teammanager Oliver Bierhoff hatte diese Aussage irritiert, sie haben die Thematik umgehend intern mit Kritiker Schweinsteiger erörtert. „Der Teamgeist der Mannschaft ist total intakt“, betonte Bierhoff am Dienstag demonstrativ bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Schweinsteiger in Frankfurt.

„Ich habe meine Meinung - und dazu stehe ich auch“, erklärte der Vize-Kapitän und stellte für die Zukunft fest: „Ich scheue mich nicht davor, etwas zu sagen.“ Denn Schweinsteiger ist ehrgeizig, er will 2014 in Brasilien endlich seinen unerfüllten Traum von einem internationalen Titel verwirklichen. „Ich will, dass wir das letzte Rad umdrehen und beim Turnier gegen die großen Mannschaften gewinnen. Ich will, dass alles dem großen Ziel untergeordnet wird“, sagte er.

Bei der EM hatte sich Schweinsteiger - körperlich und mental angeschlagen - durch alle fünf Partien gekämpft. Richtig anführen konnte er das Team jedoch nicht. „Ich habe jedes Spiel versucht, alles zu geben.“ Jetzt kehrt er „gesund und fit“ zurück, für die Länderspiel-Pause seit dem Sommer ist er Löw dankbar.

Der Bundestrainer will davon in den schweren Prüfungen gegen Irland und Schweden profitieren. „Es war richtig, dass er die Zeit im September nutzen konnte, um richtig in Form zu kommen.“ Schweinsteiger habe wieder „herausragende Leistungen bei Bayern München“ gezeigt.

Die Ansichten seines Mittelfeldchefs zum Teamgeist teilt Löw nach wie vor nicht, „miese Stimmung“ habe er bei den vier Siegen in den ersten vier EM-Spielen nicht ausmachen können. „Gegen Italien haben wir verloren, da waren wir alle enttäuscht. Da war die Stimmung natürlich dementsprechend mies, logisch“, meinte Löw.