„Viel zu sehen“ Sightseeing nach Kantersieg - Löws Vorfreude auf Rom
Rom (dpa) - Kolosseum, Trevi Brunnen und Sixtinische Kapelle. Nach seinem zweithöchsten Sieg als Bundestrainer im Dauerregen von San Marino verwandelte sich Joachim Löw schnell in einen kulturbeflissenen Rom-Touristen.
„Ich finde es gut, dass wir nicht direkt nach Mailand gehen und noch einen Abstecher nach Rom machen. Das ist gut für den Teamgeist. Wir werden das Testspiel danach sicher ernstnehmen. Ich finde Rom von der Geschichte unheimlich interessant. Es gibt wahnsinnig viel zu sehen. Ich freue mich auf die Stadtrundfahrt“, sagte der 56-Jährige kurz nach dem lockeren 8:0 in Serravalle, dem dritthöchsten deutschen Sieg in einem WM-Qualifikationsspiel.
Eine Trainingseinheit zur Regeneration mussten die Nationalspieler um Rekord-Debütant und Dreifach-Torschütze Serge Gnabry vor dem Abflug aus dem stürmischen und nasskalten Urlaubsort Rimini in die ewige Stadt am Samstag noch absolvieren. Dann wurde erstmal vom Fußball- in den Reisegruppen-Modus umgeschaltet. In einem vom Trainerazubi und ehemaligen Lazio-Stürmer Miroslav Klose ausgewählten Restaurant soll am Samstagabend in der italienischen Hauptstadt das Kulturprogramm beginnen - mit der Papstaudienz am Montagmorgen als Höhepunkt für Mats Hummels und Co.
Die wichtigste sportliche Frage ist vor dem Jahresabschluss beim immer wieder reizvollen Testduell mit Italien am Dienstag in Mailand schon beantwortet. Die Qualifikation zur Mission Titelverteidigung 2018 hat die Weltmeister-Auswahl nach knapp der Hälfte der Ausscheidungsrunde praktisch in der Tasche. „Die ersten vier Spiele in der Qualifikation haben wir so gespielt, wie ich mir das vorgestellt habe. Wir haben alle Spiele gewonnen, wir haben kein Gegentor hingenommen. Von daher ist das gut gelaufen. Das war unser Anspruch und unsere Erwartung“, sagte Löw.
Mit der Maximalausbeute von zwölf Punkten und 16:0 Toren kann das WM-Ticket theoretisch sogar schon vor dem Confederations Cup im Sommer gelöst werden, wenn sich die schon um mindestens fünf Zähler distanzierten Verfolger aus Nordirland, Aserbaidschan und Tschechien in der Gruppe C weiter gegenseitig die Punkte wegnehmen. Die nächsten Aufgaben machen der DFB-Auswahl ohnehin keine Angst. Am 26. März geht es nach Aserbaidschan, bevor am 10. Juni wieder San Marino wartet.
Auch gegen die Amateure der Mini-Republik wurde der klare Kurs Richtung Russland professionell fortgesetzt. „Wir haben vor dem Spiel gesagt, dass wir hier ein paar Tore erzielen wollen und das Spiel konsequent zu Ende spielen. Das haben wir getan. Da kann man absolut zufrieden sein“, sagte Löw und hakte das ungleiche Duell mit dem überforderten Gegner schnell ab.
Sami Khedira (7. Minute) hatte den Torreigen früh eröffnet. Nach dem Abpfiff durfte der Ersatzkapitän sofort wie vereinbart Richtung Wahlheimat Turin abreisen. Erholung ist für den Italien-Legionär wichtiger als Sightseeing. Die weiteren Treffer markierten der frisch aufspielende Olympia-Zweite Gnabry (9./58./76.), der erstaunlich effektive Kölner Jonas Hector (32./65.) mit seinem ersten Doppelpack, Leverkusens Kevin Volland (85.) mit seinem ersten Länderspieltreffer und Mattia Stefanelli (82.) per Eigentor. Mehr Tore gab es unter Löw nur vor zehn Jahren beim 13:0 an gleicher Stelle.
Löw ist durch seinen 95. Sieg als Bundestrainer alleiniger Rekordhalter vor dem legendären Sepp Herberger. Bestätigt konnte er sich mit seinem Jugendprogramm fühlen. Mit drei Treffern hatte der 21 Jahre alte Gnabry die Debütquote prominenter Vorgänger wie Fritz Walter oder Dieter Müller egalisiert. „Das ist klasse für ihn, für seine Entwicklung und für sein Selbstbewusstsein. Egal gegen welchen Gegner ist das ein sehr guter Auftakt in der Nationalmannschaft“, lobte der DFB-Chefcoach. Löw-Debütant Nummer 85, der erst 19 Jahre alte Benjamin Henrichs, hinterließ auf der rechten Seite einen sehr ordentlichen Eindruck.
Auf eine kurz aufflackernde Debatte über sein Offensivpersonal wollte sich Löw nach acht Toren überhaupt nicht einlassen - obwohl nur Volland als echte Spitze ein Tor erzielen konnte. „Das spielt für mich keine Rolle. Für Thomas Müller, für Mario Götze, für Mario Gomez war es extrem schwierig vorne, weil keine Räume da waren, sich vorne zu bewegen“, sagte Löw. Der glücklose Müller hatte auch keine Lust auf eine persönliche Tore-Diskussion: „Wenn man 8:0 gewinnt, kann die Offensive nicht schlecht agiert haben.“