„Ruhiger Organisator“ Southgate vor Debüt als England-Coach
London (dpa) - Gareth Southgate ist ein bescheidener Mensch. Er spricht meist leise und bedächtig und wirkt so fast wie das Gegenstück zu seinem Vorgänger Sam Allardyce.
Das wurde dem neuen Interimstrainer der englischen Fußball-Nationalmannschaft nicht immer als Stärke ausgelegt. Doch kurz vor seinem Debüt in der WM-Qualifikation gegen Malta am Samstag mehren sich die Befürworter des 46-Jährigen.
Es könnte daran liegen, dass Southgates zurückhaltende Art nach dem unrühmlichen Abgang des breitspurigen Allardyce als geradezu wohltuend empfunden wird. Allardyce ließ sich schon in jungen Jahren gerne mit dicker Zigarre fotografieren. Southgate dagegen ist einer, der gelernt hat, mit Rückschlägen zu leben und sich Erfolge hart zu erarbeiten. Er hat nun die Chance, seinen Namen mit einer Erfolgsgeschichte zu verknüpfen.
Die Voraussetzungen dafür scheinen nicht schlecht. Southgate hat als U-21-Nationaltrainer bereits mit vielen Spielern zusammengearbeitet, die in den kommenden Jahren in die erste Mannschaft aufrücken könnten. Er gilt zudem als diszipliniert und fordernd. Und dem ehemaligen Nationalverteidiger wird zugetraut, dass er die zuletzt so desolate englische Abwehr wieder stabilisiert.
Eine seiner ersten Amtshandlungen war es, den 23 Jahre alten Verteidiger Michael Keane in sein Team zu holen. Auch Mittelfeldspieler Alex Oxlade-Chamberlain (23) vom FC Arsenal bekommt eine Chance.
Keinen Neuanfang wagt er mir der Person des Kapitäns. Wayne Rooney (30) ist trotz wachsender Kritik über schwache Leistungen bei Manchester United als Spielführer gesetzt. „Es gab eine Menge Gerede, ob ich Kapitän sein werde oder nicht. Deshalb war es gut, dass Gareth einen Deckel drauf gemacht hat“, sagte Rooney zu Reportern.
Verzichten muss Southgate verletzungsbedingt auf Mittelfeldspieler Raheem Sterling von Manchester City und die Liverpool-Spieler Adam Lallana und Nathaniel Clyne.
Trotz der Ausfälle ist die Stimmung in Großbritannien hoffnungsvoll, dass Southgate mit seinem Team Erfolg haben wird. Auch namhafte Premier-League-Trainer wie Arsenal-Coach Arsène Wenger und West-Hams Slaven Bilic äußern sich positiv über Southgate. Der sei ein „ruhiger Organisator“ sagte Bilic dem „Daily Telegraph“. Southgate habe schon als Spieler das Talent zum Organisieren gehabt, aber nie großen Lärm darum gemacht, das sei „sehr beeindruckend“.
Sollte er Erfolg haben, erscheint es nicht unrealistisch, dass Southgate auch länger als nur für vier Spiele bei der englischen Nationalmannschaft auf der Trainerbank sitzt.