Spinner nimmt Kölner Herzen im Sturm
Der neunte Präsident des 1. FC Köln will der Diva vom Rhein ein neues Image geben.
Köln. Irgendwann brüllte einer in die Arena, warum es eigentlich kein Kölsch zu trinken gebe bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung des 1. FC Köln. Es blieb einer der wenigen Zwischenrufe an einem bemerkenswerten Abend.
Versammlungen dieser Art wachsen sich beim krisengeschüttelten Fußball-Bundesligisten normalerweise zu Karnevalsveranstaltungen aus, aber den Mitgliedern scheint nach den Querelen der jüngeren Vergangenheit nicht mehr der Sinn nach Unterhaltung zu stehen.
Dem 1. FC Köln glückte die Inthronisierung eines neuen Führungstrios. Der neue Präsident Werner Spinner, ein ehemaliger Manager des Bayer-Konzerns und seine beiden Mitstreiter Markus Ritterbach, Präsident des Festkomitees des Kölner Karnevals, und Ex-Nationaltorwart Harald „Toni“ Schumacher, wollen den Klub zurück in die Erfolgsspur bringen. Eine „Herkulesaufgabe“, wie die von Trainer Frank Schaefer, der den drohenden fünften Abstieg des Traditions-clubs verhindern soll.
Spinner (63) nahm die Kölner Herzen im Sturm. Weil er selbst Kölner ist. „In diesem Verein fehlt es an Disziplin. Wir brauchen klare Worte, aber nur intern, und nicht hinten herum, wie bisher in diesem Klub üblich.“ Spinner setzt auf das Teamwork, die Satzung des Klubs soll schnellstens geändert und die Allmacht des Präsidenten beschnitten werden.
„Der hat in Köln eine Macht wie sonst nur Diktatoren in einer Bananenrepublik. Das darf es bei diesem Verein nicht geben, Arroganz ist pures Gift.“ 4279 Mitglieder applaudierten schon stehend, bevor das neue Führungsgremium überhaupt gewählt war. „Ich habe ziemlichen Bammel vor dieser Rede gehabt“, bekannte Spinner, seine Wahl nannte er „den ersten richtigen Schritt zur Vereinigung des Vereins“.
Spinner traf den Ton. Jubel, als er ankündigte, dass es in Zukunft „keine halsbrecherischen Verträge mit hohen Abfindungen“ mehr geben würde. „Ich kenne mich mit Zahlen aus“, sagte der studierte Betriebswirt, der in der Jugend für den FC spielte, „bevor mir meine Schulnoten den Fußball verboten haben“. Der „kölsche Tünn“ Schumacher versprach seinem Klub: „Ich kenne nur ein Gas, und das ist Vollgas.“ Werner Spinner lächelte, der neunte Präsident ist gut aus den Startlöchern gekommen.