VfB Stuttgart Sven Mislintat - Ein Sportdirektor mit klaren Vorstellungen
Stuttgart · Vom VfB Stuttgart ist er offensichtlich schon eine ganze Weile begeistert. Erzählt Sven Mislintat, der neue Sportdirektor des Bundesliga-Absteigers, bei seinem ersten öffentlichen Auftritt am Sonntag.
Auch wenn er den Club eher mit der Bundesliga als mit der 2. Liga in Verbindung bringt. Und die 2. Liga bisher nicht sein Betätigungsfeld war.
»Ich bin aber abgestiegen. Wie alle, die in diesem Verein Verantwortung tragen«, sagt Mislintat, der kaum in Stuttgart mit der Arbeit begonnen hat und schon wieder mit anderen Clubs in Verbindung gebracht wird. »Da ist absolut nichts dran, mein Wort gilt.« Mislintat gibt sich verbindlich, als ein Mann mit klaren Vorstellungen vom Fußball, die er in Stuttgart eigentlich schon verwirklichen sollte, als Hannes Wolf noch Trainer war. Und man damit die alte Dortmunder Verbindung wiederhergestellt hätte. Mislintat war aber vertraglich gebunden und nicht verfügbar, »aber die Idee hat mich vom ersten Tag an fasziniert«. Jetzt müsse man aber sehen, »wie man den VfB möglichst schnell wieder flottkriegen kann«.
Die Krise, in der der Club sich befindet, hält Mislintat auch für eine Chance. »Und wir müssen nicht über den Wiederaufstieg reden, sondern darüber, wie wir jeden Tag besser werden können.« Und trotz des Abstieges will sich Mislintat und sein Sportvorstand Thomas Hitzslperger weiter an den Großen orientieren.
Und an Jürgen Klopp. »Es ist eine Riesenaufgabe, einen Club wie den VfB wieder dahin zu bringen, wo er einmal war«, sagt Mislintat. Aber was für wunderbare Geschichten möglich sind, sehe man »an einem meiner Mentoren, Jürgen Klopp, der nach dreieinhalb Jahren Arbeit mit dem FC Liverpool den ersten großen Titel gewonnen hat«. Mislintat und Klopp hatten von 2008 bis 2015 in Dortmund zusammengearbeitet. Aber angesichts des erneuten Abstieges will sich der 46-Jährige auch nicht blenden lassen. »Die Wahrheit ist auch, dass es eine große Krise gibt«, sagt Mislintat. »Es gab aber auch keinen in meinem Umfeld, der gesagt hat: Mach es bloß nicht. Sondern im Gegenteil, es wurde eher gesagt, brutaler Club, Sven.«
Mislintat will gemeinsam mit Hitzlsperger eine »neue Leistungskultur« in Stuttgart schaffen. Die ersten Personalentscheidungen sind bereits gefallen. Und im Laufe der Woche werden weitere fallen. Auch die, ob Kapitän Christian Gentner beim VfB eine Zukunft hat oder nicht. »Wir haben uns für Montag vereinbart«, sagt Thomas Hitzlsperger. Interpreten werten seine Mimik eher so, dass Gentner nicht bleibt. Anders ist die Situation bei Mario Gomez. Mislintat sagt: »Mario ist keine 27 mehr, aber er ist einer, der uns noch helfen kann.«
Wirtschaftlich steht der Club, ganz im Gegensatz zur sportlichen Situation, bestens da. Finanzchef Stefan Heim weiß natürlich, dass »uns in der 2. Liga ein Drittel des Umsatzes wegbricht, aber wir sind vorbereitet«. Besser als nach dem zweiten Abstieg, als es wenig Perspektiven für den Club gab. »Wir sind vorbereitet, alle Personalverträge sind auch auf die 2. Liga abgestimmt.« Die Mitarbeiter werden auf 30 Prozent ihrer Honorare verzichten müssen, aber die wichtigsten Investoren und Sponsoren bleiben an Bord. Heim: »Die Maschinerie Wiederaufstieg läuft seit der Nacht nach dem 0:0 in Berlin.« Auch Marketingchef Jochen Röttgermann bleibt Optimist: »Dieser Abstieg war extrem unnötig, aber auch extrem verdient. Das ist die Situation.« Neustart.
Präsident Wolfgang Dietrich steht weiter im Kreuzfeuer der Kritik. Aber Dietrich weicht nicht. »Es ist völlig normal, dass der Präsident die Breitseiten abbekommt.« Die Führungsspitze des Vereins steht absolut geschlossen. Mislintat sagt: »Es ist nie einer allein, der die Schuld trägt. Wir tragen alle Schuld an dieser sportlichen Krise. Und wir müssen gemeinsam einen Ausweg finden. Die 2. Liga ist in der kommenden Saison vermutlich stärker als sie jemals zuvor war. Darauf müssen wir vorbereitet sein.«
Hitzlsperger und Mislintat bleibt nur wenig Zeit für die Vorbereitung. Bereits am 19. Juni beginnt das Training. Bis dahin müssen die wesentlichen Weichen gestellt sein, für Korrekturen bleibt dann immer noch Raum. Das Transferfenster schließt erst Ende August. (GEA)