Verrückter Milliardär: Der Ex-Adidas-Boss Louis-Dreyfus

Paris (dpa) - Er war Hauptaktionär des französischen Fußball- Spitzenclubs Olympique Marseille, jahrelang Chef von Adidas und Spross einer milliardenschweren Unternehmer-Familie: Robert Louis-Dreyfus galt bis zu seinem Tod im Juli 2009 als eine der schillerndsten Figuren der europäischen Sportszene.

Verrückter Milliardär: Der Ex-Adidas-Boss Louis-Dreyfus
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Über sechs Jahre nach seinem Tod steht sein Name nun im Mittelpunkt der Affäre um eine Millionen-Zahlung an den Weltverband FIFA im Zusammenhang mit der Organisation der WM 2006. 6,7 Millionen Euro hatte Louis-Dreyfus damals direkt an die Finanzkommission der FIFA überwiesen, wie DFB-Boss Wolfgang Niersbach am Donnerstag sagte.

Später habe das deutsche Organisationskomitee der WM dieses Geld über den Umweg eines FIFA-Kontos an den Franzosen zurückgezahlt. „Mir war nicht bewusst, dass hinter dem Etat-Posten Kulturprogramm die Rückzahlung dieses Geldes steckt“, meinte Niersbach.

Wofür genau die dubiose Zahlung des Franzosen vorgesehen war, bleibt auch nach Niersbachs Auftritt unklar. Nach „Spiegel“-Informationen soll der fußballverrückte Milliardär mit seinem Geld maßgeblich dazu beigetragen haben, die WM 2006 nach Deutschland zu holen. Das Geld ist dem Bericht zufolge eingesetzt worden, um die vier Stimmen der asiatischen Vertreter im FIFA-Exko für sich zu gewinnen. Niersbach streitet das vehement ab.

In Deutschland spielte Louis-Dreyfus vor allem als Geschäftsmann eine Rolle. Der im Alter von nur 63 Jahren an Leukämie gestorbene Franzose stand von April 1993 bis Anfang 2001 an der Spitze von Europas größtem Sportartikelhersteller Adidas und führte ihn aus der Krise. Später war er als Geldgeber am spektakulären Verkauf der Sportrechte der insolventen KirchMedia an die Manager-Gruppe um Ex-Nationalspieler Günter Netzer beteiligt.

Der typische Manager war er selbst allerdings nicht. Louis-Dreyfus zeigte sich oft in Jeans und Turnschuhen. Mehr als 200 Millionen Euro soll der auch „Don Juan des Geschäftslebens“ genannte Unternehmer in den Traditionsclub Olympique Marseille („OM“) investiert haben. Über sein Engagement sagte er einmal dem „manager magazin“: „Ich bin fußballverrückt. Was ich hier mache, ist ziemlich irrational.“

Der Harvard-Absolvent, der auch einen Schweizer Pass hatte, machte auch negative Schlagzeilen: 2007 wurde er von einem Berufungsgericht zu zehn Monaten Gefängnis auf Bewährung sowie zu 200 000 Geldstrafe verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er in illegale Transfergeschäfte des ehemaligen „OM“-Trainers Rolland Courbis verwickelt war.