Weltweiter Wettskandal erschüttert den Fußball
Europol deckt Manipulationen auf: insgesamt 700 Spiele stehen unter Verdacht — davon 70 in Deutschland.
Düsseldorf/Den Haag. Die Ermittlungen unter dem Codenamen „Veto“ offenbaren den größten Wettskandal der Sport-Geschichte. Nach Auswertung von 13 000 E-Mails hat die europäische Polizeibehörde Europol rund 700 verdächtige Spiele von 2008 bis 2011 registriert.
Darunter sind weltweit 300 neue Fälle, meist in Asien, Zentral- und Südamerika sowie Afrika — und alleine in Europa mehr als 380 Partien, die in den Ländern aber meist schon bekannt waren. Für die Ermittler ist dieses Ergebnis nur „die Spitze des Eisbergs“.
In Deutschland stehen 70 Spiele unter Verdacht — und damit deutlich mehr als jene, die 2011 in den Prozessen am Landgericht Bochum verhandelt wurden. Die beiden Bundesligen sollen nach Erkenntnissen der Deutschen Fußball Liga nicht betroffen sein.
An den Manipulationen sollen 425 Club-Funktionäre, ehemalige oder heutige Spieler und Schiedsrichter in mindestens 15 Ländern beteiligt gewesen sein. 151 von ihnen haben demnach ihren Wohnsitz in Deutschland, wo im Zuge des Wettskandals bislang 14 Personen zu Strafen von insgesamt 39 Jahren verurteilt worden waren.
Europol-Chef Rob Wainwright sprach am Montag von Manipulationen „auf einem nie dagewesenen Niveau“ und betonte auf einer Pressekonferenz in Den Haag: „Wir haben ein dichtes kriminelles Netzwerk aufgedeckt. Das ist ein trauriger Tag für den Fußball.“
Hinter dem Wettskandal soll Europol zufolge ein asiatisches Verbrechersyndikat stecken, das auch in Europa aktiv sei. Zudem seien auch russischsprachige Banden involviert.
Insgesamt seien mehr als zwei Millionen Euro an Bestechungsgeldern an Spieler und Offizielle geflossen, europaweit strichen die Manipulateure Wettprofite in Höhe von acht Millionen Euro ein. „Das ist das erste Mal, dass wir substanzielle Beweise dafür haben, dass die organisierte Kriminalität nun auch in der Welt des Fußballs agiert“, meinte Wainwright.