Wieder Schweinsteiger - Kapitän erleidet EM-Rückschlag

Berlin (dpa) - Immer wieder Schweinsteiger. Gerade erst hatte der in die Jahre gekommene Kapitän und Anführer der deutschen Weltmeister nach einer Knieverletzung seine ersten Comeback-Minuten in England bei Manchester United absolviert.

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Und jetzt wollte der 31-Jährige im Länderspiel gegen die Engländer in Berlin beweisen, dass er immer noch für die Chefrolle in der Nationalmannschaft bei der EM-Mission in Frankreich taugt. Doch im Geheimtraining am Dienstagabend zog sich der Mittelfeldspieler bei einem Zweikampf die nächste Blessur zu - wieder am rechten Knie. Erneut ist das Innenband betroffen.

„Ich muss die Situation annehmen, wie sie ist. Und das werde ich auch“, kommentierte Schweinsteiger sein Pech in einer DFB-Mitteilung. „Das ist schon sehr bitter“, äußerte Joachim Löw: „Bastian war gerade wieder auf einem sehr guten Weg.“

Der Bundestrainer versuchte, seinem Kapitän in einem Gespräch Mut zu machen, auch wenn die Zeit bis zum EM-Start am 10. Juni knapp ist. „Ich habe Bastian gesagt, dass ich ihn mit Blick auf die EM keineswegs abschreiben werde. Das Turnier findet noch nicht morgen statt, es ist noch Zeit, wir müssen heute noch keine Entscheidung fällen.“ Löw vertraut auf die professionelle Einstellung des 31 Jahre alten Kämpfers: Diese sei vorbildlich. „Ich weiß, dass er alles tun wird, um bis zum Turnier wieder fit zu sein“, erklärte Löw.

Zumindest aus den Planungen für die Spiele gegen England und Italien musste Löw den Mittelfeldspieler streichen. Schweinsteiger war am Mittwochmorgen mit Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt aus der Hauptstadt nach München geeilt, um das Knie in der Praxis des Mannschaftsarztes genau untersuchen zu lassen. Eine Kernspinaufnahme bestätigte die Vorahnungen: Das Innenband im Knie ist teilweise gerissen.

Bei einem Pass zum Ende der Übungseinheit am Dienstagabend hatte sich Schweinsteiger im Zweikampf verletzt. Nun fällt er mehrere Wochen aus. Der DFB-Veteran mit 114 Länderspielen war in der Vergangenheit ein Spezialist dafür, sich nach Verletzungen auf den Punkt fit zu machen. Auch vor der triumphalen WM in Brasilien plagte er sich monatelang mit einer Patellasehnenverletzung am linken Knie herum.

Im Trainingslager in Südtirol konnte Schweinsteiger kaum trainieren, nur langsam kam er später in Brasilien in Schwung. Löw ernannte ihn zur „Spezialkraft“. Erst in den K.o.-Spielen nach der Vorrunde konnte sich der Routinier in die Startelf zurückkämpfen. Im Finale schlug schließlich seine größte Stunde. Beim 1:0 nach Verlängerung gegen Argentinien wurde er blutverschmiert zur Symbolfigur der kampfstarken Deutschen. Es war die Krönung seiner bewegten Karriere.

Der Wechsel im vergangenen Sommer vom FC Bayern zu Manchester United, zu Ex-Trainer Louis van Gaal, sollte Schweinsteiger den Weg zur EM ebnen, seinem wohl letzten großen internationalen Turnier. Löw hatte ihn nach dem Rücktritt von Philipp Lahm bis 2016 zum Kapitän auf Zeit ernannt. Kleinere Verletzungen warfen ihn in England mehrfach zurück. In 31 Einsätzen für ManUnited in allen Wettbewerben erzielte er ein Tor. Jetzt muss Schweinsteiger wieder in die Reha - das Zittern um die EM-Teilnahme hat für ihn 79 Tage vor dem Turnierstart begonnen.