Alles gut: Brasilien organisiert stimmungsvolle WM
Rio de Janeiro (dpa) - Ganz wohl war FIFA-Präsident Joseph Blatter bis kurz vor dem WM-Anpfiff nicht. Die Nachrichten, die ihm sein Generalsekretär Jérôme Valcke aus Brasilien mitbrachte, ließen Restzweifel, ob die WM zu einem großen Fußball-Fest werden könnte.
Die Organisatoren kämpften an vielen Baustellen im tatsächlichen und übertragenen Sinne. Nach der Gruppenphase ist die Lage entspannter.
Eine Analyse der vor dem Turnier erwarteten Problemfelder:
Problemzone Stadien?
Antwort: Einen Tritt in den Allerwertesten wollte Valcke den brasilianischen WM-Machern verpassen, als die Stadionbauten lange stockten. Die Drohung sorgte für reichlich Verstimmung und brachte die Arbeiten in den zwölf Arenen auch nicht voran. An manchem Spielort wurde bis kurz vor dem Anpfiff gebaut. Rund um die Stadien ist längst nicht alles fertig. Aber für die Spiele ist alles bereitet und schon mehr als zwei Millionen Fans verwandelten die Arenen in stimmungsvolle Fußball-Tempel.
Schwierigkeiten gab es schon häufiger beim Einlass der Zuschauer - entweder weil die Massen der Fans zu kurz vor dem Anpfiff kamen oder viele Ordner einfach nicht zum Dienst erschienen. Offen bleibt, wie gut die Riesenschüsseln oder Schmuckkästchen noch genutzt werden, wenn der WM-Tross Brasilien wieder verlassen hat.
Problemzone Sicherheit?
Antwort: Brasilien ist ein Land mit hoher Kriminalitätsrate. Die Sorge, dass unbedarfte Fans aus Europa sich in Favelas verlaufen und Opfer von Gewalt werden könnten, blieb zum Glück bislang unbegründet. Noch wenige Wochen vor dem Anpfiff hatte Valcke die Fans gewarnt, nicht blauäugig nach Brasilien zu fahren. „Man kann nicht einfach mit dem Rucksack kommen und sagen, los geht's.“ Im Gegensatz zur WM 2006 in Deutschland könne man „nicht einfach im Auto oder am Strand schlafen“. Ein signifikanter Anstieg der Kriminalitätsrate ist in der WM-Zeit offenbar nicht festzustellen.
Problemzone Politik & Proteste?
Antwort: Millionen Demonstranten in ganz Brasilien ließen den Confederations Cup zu einem Turnier der gemischten Gefühle werden. Bei der WM sind die Proteste marginal. Krawalle gibt es, aber sie erreichen bei weitem nicht die Ausmaße von 2013. Die wegen Korruption und Misswirtschaft unzufriedene Mittelschicht ist nicht auf der Straße. Die größte Bedrohung ging von heißblütigen Fans aus Chile aus, die das Medienzentrum im Maracanã stürmten. Doch die Aktion verdeutlichte, dass es auch mit Milliarden-Investitionen immer eine Schwachstelle im System geben kann. Die Sicherheitsvorkehrungen wurde nochmals erhöht. Jetzt patrouillieren und kontrollieren Militärpolizisten in Uniformen rund um die Stadien.
Problemzone Infrastruktur und Flughäfen?
Antwort: Sogar der große Pelé hatte massive Sorgen. Sein Land könnte sich mit viel zu kleinen Flughäfen und einem maroden Straßennetz blamieren. Doch gerade die mit Milliardeninvestitionen ausgebauten Airports hielten dem Ansturm bislang stand. Zu gravierenden Verspätungen kam es nicht. In Rio musste der internationale Airport für einige Stunden wegen Nebels geschlossen werden - aber das hatte nichts mit der WM zu tun und kaum Auswirkung auf das Turnier. An manchem Terminal wird zwar nimmer noch gezimmert und gewerkelt. Aber der Transport von Teams und Fans funktionierte - auch im Gegensatz zum Confed Cup - reibungslos.
Problemzone Telekommunikation?
Antwort: Mobiles Telefonieren kann in Brasilien ein Abenteuer sein. Das Handynetz ist mit verschiedenen Anbietern zwar gut ausgestattet, aber die Verbindungen sind oft schlecht - und ein System lokaler Zusatzvorwahlen verwirrt nach manchem Ortswechsel. In den Stadien funktioniert die Technik für Fans, Journalisten und die TV-Stationen reibungslos. Neue 4K und 8K Kameras sorgen für erstaunliche Bilder vom Fußball-Fest. Ironie des Schicksals: Ausgerechnet als der Chef des FIFA-Technikpartners vor der Weltpresse die Erfolge präsentieren wollte, versagte die Lautsprecheranlage im Maracanã-Stadion.