Argentinien siegt - Di Maria schickt Hitzfeld in Rente
São Paulo (dpa) - Ein spätes Tor von Angel di Maria zum 1:0-Sieg hat Argentiniens Traum vom dritten WM-Titel am Leben gehalten und zugleich die große Trainerkarriere von Ottmar Hitzfeld beendet.
Der zweifache Weltmeister gewann in São Paulo das Achtelfinal-Duell gegen aufopferungsvoll kämpfende Schweizer mit 1:0 (0:0) nach Verlängerung und trifft am Samstag in Brasilia im Kampf um den Einzug ins Halbfinale auf Belgien.
Vor 63 255 Zuschauern bot die Albiceleste trotz des Erfolges durch den Schlenzer von di Maria aus gut 14 Metern in die lange Ecke (118. Minute) keine überzeugende Leistung. Denn auch die Elf von Hitzfeld, der wenige Stunden vor dem Spiel die Nachricht vom Tod seines älteren Bruders erhalten hatte, besaß gute Chancen, die Partie für sich zu entscheiden. In der Nachspielzeit der Verlängerung köpfte Blerim Dzemaili den Ball noch an den Pfosten.
„Wir sind sehr enttäuscht, wir sind kaputt. Wir hatten Chancen und einen Pfostenschuss gegen eine der besten Mannschaften der Welt. Wir können stolz sein“, sagte Abwehrspieler Stephan Lichtsteiner nach dem bitteren K.o. Den siegreichen Argentiniern stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. „Wir sind alle happy. Wir wussten, dass es ehr eng werden würde, aber wir haben mit Herz und Seele gekämpft“, sagte Sieg-Torschütze di Maria im ZDF.
Xherdan Shaqiri entschied das Duell der Spielmacher gegen Superstar Lionel Messi lange Zeit für sich. Während der Schweizer vom neutralen Publikum für jede gelungene Aktion gefeiert wurde, verfing sich Messi immer wieder im engmaschigen Abwehrnetz der mit sieben Bundesliga-Profis angetretenen Eidgenossen und wurde erst in der Schlussphase stärker. In der 78. Minute vereitelte der überragende Torhüter Diego Benaglio die größte Chance des viermaligen Weltfußballers, der sich oft weit ins Mittelfeld zurückfallen ließ. Meist kümmerte sich Valon Behrami um den argentinischen Spielmacher.
Argentiniens Coach Alejandro Sabella hatte wie erwartet Ezequiel Lavezzi für den verletzten Sergio Agüero an die Seite von Messi und Gonzalo Higuaín als dritten Stürmer aufgeboten. Die Albiceleste spielte ihre Angriffe geduldig aus, allerdings fehlten die überraschenden Ideen und das Tempo, um die Lücke in der Abwehr der Schweizer zu finden.
27 Minuten lang verfolgte Hitzfeld das Geschehen vor seiner Bank in der Ecke der Coaching-Zone mit verschränkten Armen und regungslos, ehe er den ersten echten Aufreger des Spiels durch seine Nati erlebte. Bayern-Profi Shaqiri setzte sich auf der rechten Seite energisch gegen Marcos Rojo durch und legte den Ball mit viel Übersicht zurück auf den Gladbacher Xhaka, dessen Flachschuss Torhüter Sergio Romero mit dem Fuß parierte (28.).
Eine noch bessere Gelegenheit, den Außenseiter in Führung zu bringen, vergab sechs Minuten vor dem Pausenpfiff Josip Drmic. Der Neu-Leverkusener lief mit dem Ball am Fuß allein auf Romero zu, brachte aber als Abschluss nur einen harmlosen Lupfer zustande, den der argentinische Keeper ohne Mühe aufnehmen konnte. Nicht nur in dieser Szene wirkte die Hintermannschaft des zweimaligen Weltmeisters langsam und schwerfällig.
Im zweiten Durchgang versuchten die Argentinier aufs Tempo zu drücken, doch zündende Ideen waren nach wie vor Mangelware. Erst in der 59. Minute drohte dem Gehäuse von Benaglio Gefahr, als Rojo eine Kombination aus spitzem Winkel abschloss, doch der Keeper des VfL Wolfsburg war auf der Hut. Danach war Higuain nach Flanke von Rojo endlich einmal per Kopf zur Stelle - Benaglio lenkte den Ball über die Latte (62.). Erst danach taute auch Messi plötzlich auf und verpasste zwei gute Möglichkeiten (67./75.). Zwölf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit vereitelte Benaglio mit toller Reaktion das fünfte Turniertor des Stars.