Argentiniens WM-Refugium: Fiesta und Familie

Belo Horizonte (dpa) - Mit Fiesta, Familien und Matetee haben sich Argentiniens WM-Finalisten ihr WM-Camp fast fünf Wochen zum Refugium gemacht. Ähnlich wie das deutsche Campo Bahia war Argentiniens Cidade do Galo ein Teil des Erfolgspuzzles.

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Von brasilianischer Strandidylle allerdings war nichts zu spüren und erst gar nichts zu sehen. Das Quartier des deutschen Endspiel-Gegners bei der Fußball-Weltmeisterschaft an diesem Sonntag liegt an einer wenig schmucklosen Schnellstraße Richtung Belo Horizonte.

Dort schweißte Trainer Alejandro Sabella seine 23 Spieler noch enger zusammen. „Wenn die Mannschaft auf dem Platz steht, gibt jeder für seinen Nebenmann 120 Prozent“, betonte er einmal: „Sie haben nicht nur eine Nummer auf dem Trikot, sondern die von allen Spielern.“

Alle hatten von Beginn an nur ein Ziel, als sie ihr WM-Quartier am Abend des 9. Juni bezogen. Dennoch hatte man einen Schriftzug am bewachten Portal entfernen lassen. „Bienvenidos Futuros Campéones“ („Willkommen zukünftige Meister“) hatte dort gestanden. Es war die Idee eines Funktionärs des argentinischen Verbandes. Das Schriftband wurde aber schleunigst gegen ein anderes ausgetauscht. Seitdem wurden die Gäste am Empfang nur auf spanisch und brasilianisch Willkommen geheißen.

Schon nach den ersten Metern den Hügel hoch zu den Trainingsplätzen und den Unterkünften für die Sparringspartner von der Junioren-Auswahl bekamen die Spieler jeden Tag aufs Neue vor Augen geführt, welchen Auftrag sie im Namen eines ganzen Landes haben. „Für die Menschen, für den Ruhm, für die Geschichte“, steht dort auf einem der vielen Plakate. „Wenn wir davon träumen können, können wir es auch schaffen“, lauten die Worte auf einem anderen. Wer ein paar Schritte weitergeht, steht vor einem etwa zehn Meter hohen Foto, das die Mannschaft um Kapitän Lionel Messi während einer Audienz beim argentinischen Papst Franziskus zeigt.

Weniger der göttliche Beistand als vielmehr der „Geist der Cidade“ dürften auch zum Erfolgsweg der Argentinier bis zum Reiseendpunkt mit dem ehrwürdigen Estádio do Maracanã beigetragen haben. „Die Spieler mögen sich“, betonte Coach Sabella mehrfach. Und seine Schützlinge demonstrieren das allzugern. Sergio Agüero startete zu Beginn eine tägliche Selfies-Reihe mit Kollegen und Delegations-Mitgliedern. Am Tag nach dem zweiten Gruppensieg feierte die ganze Mannschaft Fiesta mit Familien und Livemusik.

Martin Demichelis und Maxi Rodgriguez ließen sich grinsend für ihren Sieg beim zweiten Truco-Turnier (südamerikanisches Kartenspiel) ablichten. Im Übrigen mit den Trophäen des „Man of the Match“. Offensichtlich bereit gestellt von Messi, denn bis zu dem Zeitpunkt hatte kein anderer Argentinier die Auszeichnung bekommen.

Fiesta, Kartenabende, Asado und Matetee am Mann. Jeder Spieler wurde wurde von einem Hersteller mit entsprechend versorgt, 100 Kilogramm kamen insgesamt mit auf Reise, die mit dem Titeltriumph enden soll.