Bei WM-Sieg: Maradona will Messi roten Teppich ausrollen
Rio de Janeiro (dpa) - Dieses Bild würden Millionen Argentinier gern sehen. „Wenn Messi am Sonntag den Pokal in die Höhe stemmen und damit Maradona übertreffen will, rolle ich für ihn den roten Teppich aus“, sagte Diego Maradona höchstpersönlich im venezolanischen Fernsehen.
Was die größte Legende des argentinischen Fußballs vor 28 Jahren selbst geschafft hat, will die Generation um Lionel Messi an diesem Sonntag in Rio den Janeiro nachmachen: Ein Weltmeisterschafts-Endspiel gegen Deutschland gewinnen und Argentinien den dritten WM-Titel nach 1978 und 1986 bescheren.
„Wir müssen dafür das perfekte Spiel abliefern“, sagte Trainer Alejandro Sabella bei der offiziellen Pressekonferenz am Samstagabend. „Wir werden alles dafür tun, damit Argentinien wieder Weltmeister wird. Wir werden uns aufopfern, wir werden bescheiden sein. Das Minimum ist, dass wir alles für die Farben unseres Landes geben.“
Besonders für Messi wäre dieser Erfolg wie eine Erlösung. Der für viele beste Fußballer der Welt gewann zwar mit dem FC Barcelona schon dreimal die Champions League und 2008 in Peking auch olympisches Gold. Aber Weltmeister wie sein großer Schatten Maradona war er noch nie. „Er wird das Spiel entscheiden“, sagte Maradona am Freitagabend (Ortszeit) in der Sendung „De Zurda“ (Mit links). „Wer den Besten auf dem Spielfeld hat, und das sind wir, wird die Partie gewinnen.“
Die große Frage bei den Argentiniern ist allerdings, wen sie neben Messi noch auf dem Spielfeld haben werden. Für seinen kongenialen Partner Angel di Maria werden die Stunden bis zur Neuauflage der beiden WM-Endspiele von 1986 (3:2 für Argentinien) und 1990 (1:0 für Deutschland) zu einem Wettlauf mit der Zeit.
Der Champions-League-Sieger von Real Madrid verletzte sich im Spiel gegen Belgien am Oberschenkel, das Halbfinale gegen die Niederlande verpasste er daraufhin. Vor dem Deutschland-Spiel quält sich der 26-Jährige nun mit Lauf- und Sprintübungen, um wieder fit zu werden. Tag für Tag steigert er dabei seine Belastung. Noch könne er nichts über Di Marias Einsatz sagen, meinte Sabella am Samstagabend. „Das Abschlusstraining heute ist sehr wichtig für ihn. Wir müssen abwarten, wie er auf die Belastung reagiert.“
Von Di Marias Mitwirken hängt viel ab im argentinischen Spiel. Ist er dabei, hat Messi eine wertvolle Unterstützung und auch Entlastung an seiner Seite. Das macht die gesamte argentinische Offensive unberechenbarer. Sollte er fehlen, käme in Enzo Perez von Benfica Lissabon eine solide Alternative zum Zug - aber eben auch nicht mehr. „Jeder weiß, dass Di Maria ein außergewöhnlicher Spieler ist, der unserem Team viel geben kann. Aber Enzo ist gerade zum besten Spieler der portugiesischen Liga gewählt worden. Auch er hat sehr viel Qualität“, meinte Sabella.
Über die Zukunft des argentinischen Trainers ist zwei Tage vor dem WM-Finale und damit zur absoluten Unzeit eine Debatte aufgekommen, weil sein Berater gegenüber mehreren Medien erklärte: „Er geht. Was auch immer passiert, Sabella wird die Nationalmannschaft verlassen. Mit oder ohne Titel geht ein Zyklus zu Ende.“ Der 59-Jährige selbst reagierte darauf verärgert, ließ alles Weitere aber offen: „Das ist jetzt nicht relevant vor einem so wichtigen Spiel. Ich habe noch mit niemandem darüber gesprochen, nicht einmal mit meiner eigenen Familie.“
Angel di Maria glaubt trotz seiner Verletzung fest daran, bei diesem Endspiel dabei zu sein. Laut Medienberichten charterte er extra ein eigenes Flugzeug, um zehn Jugendfreunde zum Finale einzufliegen. Das passt gut zu „der argentinischen Invasion in Brasilien“, wie der Tourismus-Beauftragte von Rio die vielen blau-weißen Fans nennt. Rund 100 000 Argentinier werden an diesem Wochenende mit dem Auto, mit dem Bus und eben auch mit unzähligen Sonderflügen in der Endspiel-Stadt erwartet.
„Argentinien, das ist nicht Messi, nicht Mascherano, das sind wir alle zusammen“, meinte Mittelfeldspieler Javier Mascherano. „Das ist vielleicht die einzige Chance in unserem Leben, um diesen Pokal in der Hand zu halten, also werden wir unser Bestes dafür tun. Rio war immer unser großes Ziel.“