Belgien baut auf de Bruyne - Sieg fest eingeplant
São Paulo (dpa) - Dass Kevin De Bruyne mit der belgischen Nationalelf am Dienstag nach über zwölf Jahren Abwesenheit wieder auf die große Fußball-Bühne zurückkehrt, ist Teil seines Plans.
Schon als Elfjähriger ließ der Angreifer des Bundesligisten VfL Wolfsburg seine Eltern wissen, wie seine Zukunft aussehen wird. Er hatte die nächsten Jahre im Detail geplant. Mit 15, sagte er damals, wolle er eine Profi-Karriere einschlagen. Am 17. Juni 2014 soll er nun als 22-Jähriger die Roten Teufel in Belo Horizonte zum Sieg gegen den großen Außenseiter Algerien führen.
Sein Ziel hat der Offensivspieler aus Drongen in Ostflandern konsequent verfolgt. 2005 wechselte er als 14-Jähriger aus seiner Heimat zum 150 Kilometer entfernten Racing Club Genk. Für belgische Verhältnisse eine Weltreise. De Bruyne hatte zunächst Probleme. Ihm missfiel das Leben im Internat, die Mitspieler kamen mit seinem Dialekt nicht klar und machten Witze, weil der blasse Rotschopf zu steif war, um alle Übungen mitzumachen.
Doch de Bruyne biss sich durch. Mit 17 schaffte er den Sprung in die erste Mannschaft. Mit Genk wurde er 2009 Pokalsieger und 2011 Meister. Im folgenden Winter nahm der FC Chelsea das Talent unter Vertrag, verlieh de Bruyne sofort wieder an Genk und später an Werder Bremen. Im vergangenen Januar verließ der Belgier London und wechselte für rund 20 Millionen Euro zum VfL Wolfsburg.
Bei Chelsea war er unter Coach José Mourinho in der ersten Saisonhälfte nur zu neun Einsätzen gekommen. Zu wenig, um in Topform zur WM zu reisen, meinte der Kicker. Die Anhänger der Roten Teufel konnten nicht verstehen, warum Mourinho ihren Star nicht braucht und gründeten in den sozialen Netzwerken Protestgruppen.
In Wolfsburg knüpfte er dann an seine Bestform an. In 18 Spielen erzielte er drei Treffer und gab sieben Torvorlagen. In der WM-Qualifikation war der leidenschaftliche Golfspieler mit vier Treffern und vier Vorlagen der überragende Akteur der Mannschaft von Coach Marc Wilmots. Er übernahm die Rolle, die eigentlich Superstar Eden Hazard angedacht war, und führte Belgien souverän nach Brasilien. Gegen Ende brach er etwas ein, da die Probleme bei Chelsea an dem Perfektionisten nagten.
Nun soll er mit gedanklicher Frische und kreativem Offensivgeist der Nation den erhofften Auftaktsieg bescheren. „Gegen Algerien wird es auf die Technik ankommen, denn körperlich können wir nicht dagegenhalten“, sagte Trainer Marc Wilmots vor dem Duell mit dem großen Außenseiter. „Nervös bin ich nicht, aber neugierig, wie sich die Mannschaft entwickelt hat. Ich bin bereit. Die Arbeit ist getan.“
Bereit ist auch de Bruyne. In seinen ersten Profijahren ließ er sich immer wieder von seinen Emotionen aus dem Konzept bringen. Mittlerweile ist er reifer geworden, doch auch heute noch ärgert er sich manchmal schwarz, wenn ihm Dinge auf dem Spielfeld misslingen. Seine Mutter bezeichnete ihn schon als tickende Zeitbombe. De Bruyne weiß, was er will. Wenn ihm etwas nicht passt, diskutiert er gerne mit dem Coach. Er will sich ständig beweisen.
Abseits des Rasens ist der 22-Jährige dagegen ruhig und zurückhaltend. Im Nationalteam spielt er am liebsten mit Dries Mertens und Jan Vertonghen „Mensch ärgere dich nicht“. Rechtzeitig zur WM zeigte er sich zuletzt in Topform. „Ich fühle mich sehr fit. Das ist auf dem Feld zu sehen“, sagte er selbstbewusst. Nervosität spüre er vor seinem ersten großen Turnier nicht. „Das kenne ich gar nicht. Weder auf dem Feld noch abseits.“ Kein Wunder, denn für de Bruyne ist alles nur ein Teil seines großen Plans.