Benzema: „Will einfach nur meinen Fußball spielen“
Porto Alegre (dpa) - Sogar Frankreichs Staatspräsident François Hollande war in politisch schwierigen Zeiten plötzlich frohen Mutes.
Nachdem er im Élysée-Palast die Tore zum 3:0 gegen Honduras an der Seite von Politikern und Spitzensportlern lautstark gefeiert hatte, lobte er den WM-Auftakt des Ex-Weltmeisters in Brasilien: „Ich habe ein solidarisches Team gesehen“, schwärmte Hollande, „das ist ein schönes Beispiel für die Jugend Frankreichs.“
Ein Sonderlob verteilte der Staatschef an Karim Benzema. Während der Matchwinner nach seinen ersten beiden Länderspiel-Toren bei einem großen internationalen Turnier in gewohnt zugeknöpfter Manier von einem „wichtigen Sieg“ sprach, verdrängte der Erfolg in der Grande Nation die Erinnerungen an die desaströse WM 2010.
Trainer Didier Deschamps versicherte am Montag, dass seine Profis trotz aller Lobeshymnen nicht abheben würden. „Nach dem Spiel habe ich beim Team Freude und Zufriedenheit gesehen, aber keine Euphorie“, versicherte er. Der als Disziplinfanatiker bekannte Weltmeister von 1998 warnte: „Falls ich eingreifen muss, werde ich das tun.“ Man wisse, dass man nur eine Etappe geschafft habe. Die Schweiz des deutschen Trainers Ottmar Hitzfeld werde am Freitag sicher stärker als Honduras sein.
Dass die Spieler tatsächlich nicht abheben, bewiesen Videobilder des französischen Fußball-Verbandes. Ruhig, ohne Siegesgesänge anzustimmen, traten die „Blauen“ die Rückreise in ihr Quartier an. Benzema postete ein Bild auf Twitter von sich und fünf grinsenden Team-Kollegen: „Im Bus mit dem Team nach diesem schönen Sieg.“
Das erste und das dritte Tor (45./72.) hatte er am Sonntag selbst geschossen, beim zweiten drückte Honduras-Torwart Noel Valladares seinen vom Pfosten abgeprallten Schuss knapp über die Linie (48.). Erstmals bestätigte dabei die Torlinien-Technologie einen Treffer. Nach seiner schwachen Leistung bei Reals Sieg im Champions-League-Finale gegen Atlético Madrid und zwei EM-Endrunden ohne Treffer konnte der 26-Jährige bei seinem WM-Debüt mit seiner Treffsicherheit beeindrucken.
All zu viel Bedeutung für den weiteren Turnierverlauf wollte Benzema dem ersten WM-Sieg der „Equipe Tricolore“ seit acht Jahren nicht beimessen: „Es war ein schöner Einstieg. Die Mannschaft kann zufrieden sein.“ Der wortkarge Sohn algerischer Einwanderer zeigte trotz der besonderen Erwartungshaltung der Fans und Medien nach außen eine gelassene Haltung. „Ich will einfach nur meinen Fußball spielen, ohne dabei an irgendwelchen Druck zu denken.“
Ohne den verletzten Bayern-Star Franck Ribéry flankierten Antoine Griezmann und Mathieu Valbuena den „Les Bleus“-Torjäger. Deschamps hob die Mannschaftsleistung hervor, Benzema bekam dennoch ein Sonderlob. „Karim ist der Mann, der die entscheidenden Tore schießt.“ Die Franzosen deuteten an, dass in Brasilien - anders als in Südafrika - ein echtes Team auf dem Platz steht.
Für Verstimmung sorgte nur die erste größere organisatorische Panne bei der WM. Das Audiosystem im Estadio Beira-Rio streikte und verhinderte somit das Abspielen der Nationalhymnen vor dem Spiel. „Es ist eine Schande, die Hymne nicht zu spielen“, schimpfte Mannschafts-Kapitän und Torwart Hugo Lloris. Was die Stadion-Technik in Porto Alegre nicht hinbekam, übernahmen die französischen Fans. Eine Viertelstunde vor Spielschluss stimmten sie im Gefühl des sicheren Sieges lautstark die Marseillaise an. „Das war sehr berührend“, befand Innenverteidiger Mamadou Sakho.