Brasilianer feuern Deutschland an
Teresópolis (dpa) - Brasiliens verletzter Superstar Neymar drückt im WM-Finale am Sonntag wegen seines Clubkollegen Lionel Messi zwar Argentinien die Daumen, doch viele seiner Landsleute werden die deutsche Fußball-Nationalmannschaft anfeuern.
Denn der Gedanke, dass der ewige Erzrivale Argentinien zum dritten Mal Weltmeister werden könnte, lässt viele Brasilianer erschaudern.
Das DFB-Team habe viele Sympathien gewonnen, weil es trotz des 7:1-Sieges gegen Brasilien im Halbfinale großen Respekt für die Seleção gezeigt habe, schrieb die amtliche Nachrichtenagentur Agência Brasil. „Sie sind nett und höflich. Ich werde ohne Zweifel die Deutschen anfeuern“, sagte die Studentin Gabriela Barbosa. Zwar gebe es auch Brasilianer, die zum Nachbarland hielten, weil der Pokal in Lateinamerika bleiben solle. Diese seien jedoch in der Minderheit.
Das Sportblatt „Lance!“ hatte bereits nach dem Brasilien-Debakel mit einem Foto getitelt, das Lukas Podolski zusammen mit einem Indio-Jungen zeigte. „Deutsche seit der Kindheit!“, hieß es dazu. Deutschland habe Brasiliens Traum vom sechsten Titel begraben, jetzt solle es das Triple der Argentinier verhindern. „Hoffentlich hat Deutschland einige Tore für das Finale aufgespart, denn niemand hat es verdient, Argentinien im Maracanã-Stadion feiern zu sehen“, schrieb die Zeitung „Meia Hora“.
Dieses Gefühl erfasst sogar ausgewiesene Argentinien-Verehrer wie Brasiliens früheren stellvertretenden Außenminister Marcos Castrioto de Azambuja. „Ich habe mich mein Leben lang für die Freundschaft zwischen beiden Ländern engagiert, aber den Fußball schließt das aus. Im Fußball gibt es für mich keine größere Genugtuung als eine Niederlage Argentiniens“, sagte er.
Neymar hatte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz erklärt: „Das kommt euch vielleicht komisch vor, dass ein Brasilianer für Argentinien ist, aber ich bin nicht für Argentinien. Ich bin für Messi.“ Der 22-Jährige spielt mit dem argentinischen Superstar beim FC Barcelona. „Wenn ihr so wollt, bin ich Fan des Messi Fußball Clubs“, präzisierte Neymar, der auch Javier Mascherano zu seinen Clubkollegen in Spanien zählt. „Ich wünsche meinen Freunden Glück und hoffe, dass sie gewinnen“, ergänzte er.