Brychs gelungene Maracanã-Rückkehr
Rio de Janeiro (dpa) - Schiedsrichter Felix Brych hat bei seiner Rückkehr ins legendäre Maracanã von Rio de Janeiro wieder eine gute Leistung gezeigt und bei der WM in Brasilien nun gute Chancen auf weitere Einsätze in der K.o.-Runde.
Beim 1:0-Sieg Belgiens gegen Russland überzeugte der 38-Jährige vor allem durch seine unaufgeregte Gestik. Einen möglichen Elfmeter für Russland pfiff Brych nicht - doch die Situation war ein Grenzfall. Vor dem entscheidenden Tor der Belgier ließ er weiterspielen, obwohl zwei Russen zu Boden gingen, auch hier ebbte der Protest der Russen schnell ab.
Brych hatte schon für seinen ersten WM-Einsatz in der Partie Costa Rica gegen Uruguay (3:1) in Fortaleza gute Noten bekommen. Das Fußball-Erlebnis Maracanã hatte er beim Confederations Cup 2013 im Finale Brasilien-Spanien (3:0) und in der Vorrunde im Spiel Spanien-Tahiti (10:0) jeweils als Vierter Offizieller bereits genießen können. Nun war er in Brasiliens Fußball-Tempel auch der Mann mit der Pfeife.
Die Ansetzung Brychs und seiner Assistenten Markus Borsch und Stefan Lupp ausgerechnet für diese Spiel hatte überrascht und zugleich das Vertrauen von FIFA-Referee-Obmann Massimo Busacca in das Trio dokumentiert. Denn Russland und Belgien sind mögliche deutsche Achtelfinalgegner. An seiner Autorität ließ Brych von Anfang an keinen Zweifel aufkommen. Belgiens Thomas Vermaelen (7. Minute) bekam früh eine klare Ansage - Reklamieren zwecklos.
Erstmals knifflig wurde es für den Juristen aus München als Alexander Samedow auf dem Weg zum Tor im Zweikampf mit Vincent Kompany (17.) zu Fall kam. Brych ließ weiterspielen und lag damit richtig. Auch bei einem Tackling von Toby Alderweireld gegen Maxim Kannunikow (26.) im Strafraum ertönte kein Pfiff. Das war durchaus diskutabel. Aber: Nicht einmal die TV-Bilder gaben sofort Aufschluss und die Proteste der Russen hielten sich in Grenzen. Vor dem späten Siegtor der Belgier per Konter gingen zwei Russen zu Boden. Trainer Fabio Capello hob reklamierend die Arme - doch Brychs Entscheidung schien vertretbar.
Die Hitze am frühen Nachmittag machte auch Brych zu schaffen. Immer wieder wischt er sich mit dem rechten Arm den Schweiß von der Stirn. Ein Schluck aus einer russischen Trinkpulle war in der zweiten Halbzeit sehr willkommen.
Wie es für Brych im Turnier weitergeht, ist noch offen. Frühestens am Mittwoch könnte er wieder pfeifen - alle anderen Partien zuvor sind vom FIFA-Schiedsrichterkomitee schon vergeben. Ein Einsatz in einem Achtelfinale ist nach den guten Leistungen wahrscheinlich - dann hängt alles vom Abschneiden der deutschen Mannschaft ab. In der K.o.-Runde darf Brych nicht mehr Spiele mit möglichen nächsten Gegnern der DFB-Auswahl leiten. Erreichen Philipp Lahm & Co. das Halbfinale, ist die WM für Brych also definitiv vorbei.