DFB-Elf: Alarm in der Zentrale
Lahm fehlerhaft, Khedira mit den Kräften am Ende — im Ghana-Spiel empfiehlt sich Schweinsteiger für weitere Einsätze.
Fortaleza. Zwischen Bundestrainer Joachim Löw und seinen Kapitän Philipp Lahm passt kein Blatt Papier. Auch nach dem 2:2 gegen Ghana, bei dem der Bayern-Profi vor dem zweiten Gegentor den entscheidenden Fehler beging, kam Löw kein Wort der Kritik über die Lippen. Vielleicht weil er erst gar keine Zweifel aufkommen lassen will, dass Lahm nicht ins Mittelfeld, sondern auf die rechte Abwehrseite gehört.
„Es war schwer im Mittelfeld“, sinnierte Löw. „Aber normalerweise passieren Philipp solche Fehler nicht.“ Der Bundestrainer schob dies „auf den harten und stumpfen Rasen, da haben ballfertige Spieler einfach Probleme, das habe ich auch im Training gesehen“.
Lahm selbst beschrieb emotionslos die Folgen seines Missgeschicks in der 63. Minute, als Asamoah Gyan das 2:1 für Ghana erzielte und das deutsche Spiel verloren schien: „Ballverlust, schnell umgeschaltet, Pass in die Tiefe, Gegentor.“
Auch gegen Portugal machte Lahm Fehler, die aber folgenlos blieben. Jeder hält ihn für den besten Rechtsverteidiger der Welt, aber keiner hält ihn für einen fehlerlosen Mittelfeldspieler. Löw hält dennoch daran fest, ihn im Mittelfeld zu bringen, weil das die Problemzone des deutschen Spiels ist.
Sami Khedira, den Löw trotz seiner gerade erst überstandenen Verletzung nominiert hatte, war bei seiner Auswechslung in der 70. Minute mit seinen Kräften restlos am Ende. Was der Bundestrainer einräumte: „Es ist schon so, dass Sami Khedira bei diesen klimatischen Verhältnissen an seine Grenzen gestoßen ist.“
Der für Khedira eingewechselte Bastian Schweinsteiger machte seine Sache besser und dürfte für das Spiel gegen die USA zu einer ernsthaften Option geworden sein. Löw sagte das nicht. Er sagte lediglich: „Es war schwer im Mittelfeld gegen Ghana, wir waren nicht schnell genug, um in die gegnerischen Zwischenräume zu kommen.“ Was nichts anderes heißt als: Die DFB-Elf konnte die geplante Taktik nicht umsetzen.
Lahm versuchte das auch gar nicht schönzureden: „Wir sind nicht zufrieden. Wir waren nicht aggressiv genug. Die Raumaufteilung funktionierte nicht. Erst durch Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose kam frischer Wind in unser Spiel.“ Viel deutlicher geht es nicht. Und auch Sami Khedira redete nach den dramatischen 90 Minuten nicht lange um den heißen Brei herum: „Unsere Taktik hat nicht funktioniert.“
Löw versuchte, seine Spieler nicht im Regen stehen zu lassen. Keine öffentliche Kritik an Khedira, Lahm oder Shkodran Mustafi, der vor dem ersten Gegentor das Kopfballduell gegen André Ayew verlor. Der Bundestrainer erlebte in den dramatischen Schlussminuten am Spielfeldrand die „Hölle“, wie er sagte.
„Die Zuschauer können sich nichts Besseres wünschen als eine solche Dramatik. Als Trainer sieht man in solchen Phasen vor allem die Fehler. Trotzdem hat sich unsere Ausgangslage nicht entscheidend geändert.“ Löws Zuversicht ist ungebrochen, jedenfalls nach außen hin.