Das Pech der Benders: Nach Sven auch Lars nicht dabei
St. Leonhard (dpa) - Es ist nicht der Sommer der Bender-Zwillinge. Nach dem Dortmunder Sven musste noch auch Bruder Lars den WM-Traum aufgeben.
„Für Lars tut es mir persönlich sehr leid, ich weiß, er wollte in Brasilien unbedingt dabei sein“, erklärte Bundestrainer Joachim Löw noch leicht geschockt von der Nachricht der Mediziner. Eine „kombinierte Muskel-Sehnen-Verletzung im oberen Bizepsanteil des rechten Oberschenkels“ - so das medizinische Bulletin - stoppte im Trainingscamp der deutschen Fußball-Nationalmannschaft abrupt jede weitere sportliche Betätigung des Leverkuseners in den nächsten Wochen. „Natürlich war er maßlos enttäuscht“, berichtete DFB-Sprecher Jens Grittner über die Reaktion von Lars Bender.
Nach einem Zweikampf in einer geheimen Übungseinheit im Passeiertal war Schluss für den Mittelfeldkämpfer von Bayer 04. Eine sofortige Kernspinuntersuchung in einem Südtiroler Krankenhaus, über die der DFB informierte, ergab: „Eine Fortsetzung der WM-Vorbereitung ist ausgeschlossen. Das stand schon nach der ersten Diagnose klar fest“, berichtete der Verband. Sven Bender hatte schon vor Wochen nach einer Schambeinentzündung seine vagen WM-Hoffnungen aufgeben müssen.
Den Wunsch eines gemeinsamen Länderspiels von Beginn an hatten sich die Benders im Mai vergangenen Jahres in Washington beim 3:4 gegen die USA erfüllt. Den ersten gemeinsamen WM-Auftritt kann es nun erst 2018 in Russland geben, für die 25 Jahre alten Zwillinge ein durchaus realistisches Ziel. Trösten kann sie diese Aussicht derzeit nicht: „Wenn so kurz vor einem Turnier ein Spieler verletzungsbedingt ausfällt, dann ist das für alle enttäuschend“, betonte auch Löw.
Als Kinder hatten die Benders beim TSV Brannenburg in Oberbayern mit Fußball begonnen, kamen dann über die SpVgg Unterhaching zu 1860 München. Lars und Sven wurden 2006 mit den Löwen deutscher B-Jugend-Meister. Drei Jahre später trennten sich erstmals ihre Wege: Lars stieg bei Bayer Leverkusen zum Nationalspieler auf, Sven bei Borussia Dortmund. „Sportlich und charakterlich ist er ein absolutes Vorbild“, sagte Löw über Lars Bender. Für Sven gilt das genauso.
Schon vor zwei Jahren waren die Zwillinge auf dem Weg zu einem gemeinsamen Turnierstart. Doch Sven wurde nach dem Kader-Casting für die EM 2012 aussortiert; Lars durfte mit nach Polen und in die Ukraine. Dass der Leverkusener gleich mehrere defensive Positionen ausfüllen kann, macht den WM-Ausfall für Löw besonders bitter. Als Rechtsverteidiger kam er bei der EURO vor zwei Jahren zum Zug, markierte im letzten Gruppenspiel gegen Dänemark den 2:1-Siegtreffer.
Das Verletzungspech hatte für Lars Bender schon beim Bundesliga-Finale von Leverkusen gegen Werder Bremen (2:1) begonnen, als er in der 45. Minute nach einem Pferdekuss vom Platz musste. Zwar wurde nur eine Oberschenkelprellung diagnostiziert, beim jüngsten Länderspiele gegen Polen (0:0) aber saß er nur auf der Tribüne. Das erste Balltraining in Südtirol hatte Lars Bender noch ohne Probleme absolviert, das zweite nicht mehr. Die neue Verletzung habe nichts mit der alten zu tun, versicherte der DFB. Lars Bender machte sich umgehend auf den Heimweg, weitere Untersuchungen sollen folgen.