Rebellischer Top-Stürmer: Romário mit 1000 Toren
Rio de Janeiro (dpa) - Von den Trainern wurde Romário geliebt und gehasst. Der gerade mal 1,67 Meter große Stürmer ließ sich nur ungerne was sagen. Und so ist es auch heute noch.
Als scharfer Kritiker der FIFA und der brasilianischen WM-Planungen sorgt der Abgeordnete des brasilianischen Bundesparlaments immer wieder für Aufsehen. Auch als Spieler war Romário nie konfliktscheu. Er schimpfte und fluchte, legte sich mit Spielern, Trainern, Journalisten und Fans an. Zum Training kam er regelmäßig zu spät, die Nächte feierte er durch, die Liste der Disziplinarstrafen ist lang.
Doch wenn er einmal spielte, war alles vergessen. Nahezu im Alleingang konnte Romário durch seinen unbedingten Tordrang, seine Präsenz und Nervenstärke verloren geglaubte Spiele drehen. Er stand bei Europas Top-Clubs unter Vertrag: Eindhoven, Barcelona, Valencia. In Brasilien heuerte er gleich vier Mal bei Vasco da Gama an.
Seine größte Stunde schlug bei der WM 1994. Eigentlich hatte ihn Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira damals gar nicht mit in die USA nehmen wollen. Zu sehr lag Romário auf Konfrontationskurs zu Parreira, der ihn als Quittung bei den Qualifikationsspielen geflissentlich ignorierte. Erst als es für Brasilien sehr knapp und der Ruf nach Romário immer lauter wurde, lenkte Parreira ein.
Und Romário meldete sich von 100 000 Fans in Rios Maracanã-Stadion eindrucksvoll zurück, indem er Angstgegner Uruguay im entscheidenden Spiel beim 2:0 mit zwei Toren nach Hause schickte und Brasilien so die WM-Teilnahme sicherte. „Es war Gott, der Romário geschickt hat“, musste Parreira nach dem Triumph zugegeben. Bei der WM bildete Romário Da Souza Faria mit Bebeto das gefährlichste Sturm-Duo des Turniers, bei dem Brasilien seinen vierten WM-Titel holte und wurde zum Weltfußballer des Jahres gekürt.
Romários Trainer beim FC Barcelona, Johan Cruyff, urteilte im Rückblick: „Für mich hatten die 1990er Jahre nicht nur einen (Fußball-)König, aber es ist klar, dass Romário mit zwei, drei anderen Spielern, zum Brillantesten gehörte, was dieses Jahrzehnt hervorbrachte. Ehrlich gesagt, bin ich überzeugt, Brasilien hätte die WM in den USA nicht gewonnen, wenn er nicht gespielt hätte.“
Cruyff erzählt gerne eine Anekdote aus Barca-Zeiten. Einmal habe ihn Romário um zwei extra freie Tage für einen Brasilien-Aufenthalt gebeten. „Es muss so um die Karnevalszeit in Rio gewesen sein“, erinnert sich der Holländer. „Ich habe ihm geantwortet: 'Wenn Du morgen zwei Tore schießt, dann gebe ich Dir zwei freie Tage mehr als der restlichen Mannschaft.“ Beim Spiel am nächsten Tag schoss Romário schon in den ersten 20 Minuten zwei Tore und forderte gleich nach dem zweiten Treffer seine Auswechslung. „Er (Romário) sagte mir: 'Trainer mein Flug geht schon in einer Stunde.'“ Cruyff hielt sein Versprechen und ließ ihn ziehen.
Bei weitem nicht alle haben den 1000-fachen Torschützen in guter Erinnerung. Einer seiner Lieblingsgegner ist Pelé. „Ein schweigsamer Pelé ist ein Poet“, beschied „Baixinho“ einmal seinem legendären Landsmann, den er für einen „Dummkopf“ hält, der reif fürs Museum ist. Noch schlechter kommen die FIFA-Bosse weg und das nicht erst seit Romário 2010 als Abgeordneter ins Bundesparlament einzog. FIFA-Chef Joseph Blatter und dessen Generalsekretär Jérôme Valcke beschimpft er regelmäßig als „Erpresser“ und „Kriminelle“. Der brasilianische Fußballverband CBF ist für den heute 48-jährigen Romário ein Sammelbecken von „Räubern, Ratten und Banditen“.