Die Verletztenliste der Stars wird länger
Berlin (dpa) - Das Bild von Michael Ballack auf Krücken beim WM-Spiel gegen Argentinien ist den deutschen Fußball-Fans noch gut in Erinnerung. Vier Jahre später teilen eine Reihe von Stars das Schicksal des früheren „Capitanos“.
Nix Thiago bei Spanien, keine Dribblings von Englands Stürmer Theo Walcott und auch keine Tore von 60-Millionen-Mann Radamel Falcao - der kolumbianische Stürmerstar ist der letzte einer Reihe von prominenten Ausfällen für die WM in Brasilien. Und Falcao könnten noch weitere folgen.
Insbesondere die „Grande Nation“ zittert, denn der französische Mittelfeldstar Franck Ribéry hat Rücken. Auch um die Torjäger Diego Costa (Spanien) und Luis Suarez (Uruguay) gibt es große Sorgen.
Mit Tränen in den Augen teilte Falcao seinen Landsleuten das WM-Aus mit. „Ich bin heute in einem guten Zustand, aber mir ist bewusst, dass mir noch etwas fehlt, um spielen zu können und ich wollte nicht einem Kameraden den Platz wegnehmen, der bei 100 Prozent ist“, sagte der Torjäger.
Das Verletzungspech traf auch Welt- und Europameister Spanien. So musste Bayerns Mittelfeldstar Thiago wegen eines wiederholten Innenbandrisses im Saison-Endspurt genauso passen wie Torhüter Victor Valdez (Kreuzbandriss), der als Backup des nicht mehr so souveränen Ex-Welttorhüters Iker Casillas vorgesehen war.
Und es könnte für Coach Vicente del Bosque noch schlimmer kommen. Torjäger Diego Costa von Atlético Madrid ist weiter angeschlagen. Für das Champions-League-Finale vor eineinhalb Wochen hatte es trotz der Behandlung durch eine „Wunderheilerin“ in Belgrad mit Pferde-Plazenta nicht gereicht.
Auch Spaniens Auftaktgegner Niederlande - bereits am 13. Juni kommt es zur Neuauflage des WM-Endspiels von 2010 - kann nicht sein bestes Team aufbieten. Insbesondere der Ausfall von Kevin Strootman im Mittelfeld wiegt schwer, auch der Mann des AS Rom fehlt wegen eines Kreuzbandrisses. Ein prominenter Zuschauer ist bei Oranje außerdem Rafael van der Vaart. Ob der Ausfall des HSV-Kapitäns (Wadenverletzung) auch eine große Schwächung darstellt, ist doch eher fraglich. Gemessen an seinen schwachen Auftritten beim HSV war schon die Nominierung ins vorläufige WM-Aufgebot eine Überraschung.
Ein weiterer „Kreuzband-Patient“ ist Englands Flügelstürmer Walcott. Auch bei ihm reichte die Zeit nach einem im Januar erlittenen Kreuzbandriss nicht aus. Immerhin schaffte es Arsenal-Kollege Jack Wilshere nach überstandenem Fußbruch rechtzeitig ins Aufgebot. Teammanager Roy Hodgson kann jeden guten Mann gebrauchen, schließlich warten in der Hammergruppe D in Uruguay und Italien zwei weitere Ex-Weltmeister.
Und Uruguay hofft auf Treffer von Premier-League-Torschützenkönig Luis Suarez, der nach seiner Knie-OP den Wettlauf gegen die Zeit gewinnen könnte. Dies war für den Deutsch-Italiener Riccardo Montolivo dagegen unmöglich. Am vergangenen Samstag erlitt er im Testspiel gegen Irland einen Schienbeinbruch. Gleiches unterlief Mexikos Luis Montes im Duell mit Ecuador (3:1).
Dass es so viele Kreuzbandrisse gibt, ist laut Stuttgarts Mannschaftsarzt Raymond Best kein Zufall. „Solche Verletzungen haben oft mit muskulärer Ermüdung zu tun. Dann steigt die Chance auf einen Kreuzbandriss“, sagte er jüngst der „Süddeutschen Zeitung“. Dass auch so austrainierte Stars wie Cristiano Ronaldo von Champions-League-Sieger Real Madrid an ihre Grenzen stoßen, passt dabei ins Bild.