T-Frage Englands Dauerproblem und ein Ägypten-Oldie
Leipzig (dpa) - Vom deutschen Torwart-Luxus können andere nur träumen. Selbst wenn Manuel Neuer nicht mit zur WM fahren würde, stünde in Marc-André ter Stegen ein hochkarätiger Ersatz parat.
Beim Fußball-Mutterland ist das nicht so, Englands Torwart-Problem könnte auch bei dieser WM anhalten. Improvisieren muss Vizeweltmeister Argentinien nach dem Ausfall des langjährigen Stammkeepers Sergio Romero. Brasilien hat einen begehrten Keeper, aber einen ohne große Turniererfahrung. Auf einen 45-Jährigen setzt dagegen Ägypten.
ENGLAND
Joe Hart ist nicht dabei. 2012 und 2016 stand er bei den Three Lions im Tor. Diesmal reichte die Leistung des 31-Jährigen, der auch immer mal wieder für einen Patzer gut ist, bei West Ham United nicht. Nationaltrainer Gareth Southgate verzichtet auf Hart. Zur Wahl stehen nun: Jack Butland von Absteiger Stoke City, Jordan Pickford vom FC Everton und Nick Pope vom FC Burnley. Keiner aus dem vorderen Drittel der Premier League.
Als Favorit gilt Pickford. Er spielte vor einem Jahr eine starke U21-EM, war kurz zuvor für beachtliche 34 Millionen Euro vom AFC Sunderland zu Everton gewechselt. Ende März absolvierte er beim 1:0-Sieg der Engländer in Amsterdam gegen die Niederlande erst sein zweites A-Länderspiel, ein „definitiv“ gutes, wie Southgate damals meinte.
ARGENTINIEN
Haiti war kein Maßstab. Willy Caballero bekam beim 4:0-Sieg des Vizeweltmeisters keine Möglichkeit, sich groß auszuzeichnen. 36 Jahre ist er bereits alt und womöglich die Nummer eins Argentiniens bei der WM. Erst im März beim 2:0-Sieg über Italien debütierte der Ersatztorwart des FC Chelsea. Ein großes Turnier hat er noch nicht gespielt. Die anderen beiden Kandidaten haben kaum mehr vorzuweisen: Nahuel Guzmán, 32 Jahre alt, wurde für Romero nachnominiert. Er spielt für den mexikanischen Erstligisten Tigres UANL und ist sogar für die meisten Mitspieler bis zu seiner Ankunft ein Unbekannter gewesen. Franco Armani, 31 Jahre alt von River Plate Buenos Aires, komplettiert das Trio.
BRASILIEN
Nach der verkorksten Heim-WM trat Julio Cesar aus der Seleção zurück. Mittlerweile ist er auch schon 38 Jahre alt. Sein Nachfolger heißt Alisson, spielt bei der AS Rom und wird als möglicher Neuzugang beim FC Liverpool gehandelt. Keine Frage, der 25-Jährige hat auf Vereinsebene einiges vorzuweisen, eine WM hat er noch nicht im Tor gespielt.
ÄGYPTEN
„Mein Alter existiert nur auf dem Ausweis: 45 ist nur eine Zahl“, sagt Essam el-Hadary. Er bekommt das Vertrauen von Trainer Héctor Cúper und wird damit aller Voraussicht nach Kolumbiens Schlussmann Faryd Mondragon als ältesten Spieler ablösen, der bei einer WM gespielt hat. Mondragon war bei der Endrunde 2014 bei seinem letzten Einsatz 43 Jahre und 3 Tage alt. „Wenn man mich auf dem Rasen sieht, erkennt man nicht mein Alter. Ich arbeite jeden Tag hart. Ich weiß nicht, was das Wort 'unmöglich' bedeutet“, sagt el-Hadary, der bei von Al-Taawon in Saudi-Arabien spielt.
SPANIEN
Selbst ein ehemaliger Welt- und Europameister setzt gegebenenfalls auch auf Routine. Gesetzt ist die Nummer eins bei den Spaniern, David de Gea, 27 Jahre alt. Dahinter steht in Kepa Arrizabalaga ein viel versprechender 23 Jahre alter Nachwuchskeeper. Aber auch ein 35-Jähriger steht im Aufgebot: Pepe Reina. 2005 bestritt er sein erstes Länderspiel, kam bei den großen Turnieren und auch Erfolgen der Spanier aber nur selten zum Einsatz.