Ganz Deutschland feiert Finaleinzug - Fans in Titellaune
Berlin (dpa) - Fußball-Fans in ganz Deutschland haben den furiosen 7:1-Sieg der deutschen Nationalmannschaft über WM-Gastgeber Brasilien gefeiert. Autokorsos zogen durch viele Städte, auf manchen Public- Viewing-Veranstaltungen und Fanmeilen wurde bis spät in die Nacht getrunken und getanzt.
Die grandiose Vorstellung des Teams von Bundestrainer Joachim Löw ließ viele vergessen, dass sie das Halbfinale völlig durchnässt erleben mussten - vor und zum Teil während des Spiels hatte es in vielen Regionen heftig geregnet, es gab Gewitter und Sturm.
Die Berliner Fans hatten zusätzliches Glück. Nach einem hefigen Unwetter am Nachmittag blieb die Fanmeile mit einigen zehntausend Anhängern am Brandenburger Tor während des Spiels trocken. „Oh, wie ist das schön“, erklang angesichts des Torrauschs immer wieder aus Tausenden Kehlen. „Jetzt werden wir auch Weltmeister“, riefen viele immer wieder. Die folgende Party nach dem Spiel dauerte bis spät in die Nacht.
Rund um den Kurfürstendamm tobten sich Fans mit Autokorsos und Dauerhupen aus. Auch zahlreiche türkischstämmige junge Leute schwenkten begeistert Deutschlandfahnen aus den Autofenstern. Die Türkei konnte sich für die WM nicht qualifizieren, so jubeln sie fast ausnahmslos für Deutschland.
In München konnte Nieselregen und Kälte die Fans nicht aufhalten - rund 8500 Menschen verfolgten am Dienstagabend im Olympiastadion den deutschen Kantersieg. Mit lautem Hupen und Musik fuhren viele Fans nach dem Spiel im Autokorso durch die Stadt und zogen singend durch die Straßen.
In Hamburg hingegen war weit weniger los als bei den vorherigen Spielen: 3500 Fans schauten auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg durch Regentropfen hindurch auf die 92 Quadratmeter große Leinwand. Zum Vergleich: Das Viertelfinale Frankreich-Deutschland hatten in der Hansestadt 47 000 Menschen gemeinsam verfolgt. In Bochum wurde wegen des Dauerregens das Public Viewing im Westpark abgesagt. Auch im schleswig-holsteinischen Elmshorn fiel die für etwa 6000 Zuschauer geplante Veranstaltung ins Wasser.
Auf der größten Fanmeile Baden-Württembergs, die in Heilbronn Platz für 25 000 Leute bietet, vermiesten Regenschauer die Feierlaune ein wenig. Gekommen waren lediglich knapp 1000 Fußballbegeisterte. In Stuttgart waren rund 300 bis 400 Autos beim gemeinsamen Korso unterwegs. Durch Frankfurt (Main) zogen nach Schätzungen der Polizei sogar Korsos mit etwa 800 Autos.
Der hohe Sieg überraschte wohl auch Fans, die deutsche Tore gerne mit Silvesterböllern begrüßten. In der ersten Halbzeit knallte es etwa in Berlin noch häufig. Zum Spielende und nach dem Abpfiff wurde es auffallend ruhiger - offenbar hatten viele Vorräte nicht ausgereicht.
In Idstein artete ein Autokorso aus. Einige der 300 bis 400 feiernden Fans bewarfen Polizisten mit Steinen und Feuerwerkskörpern und beschädigten die Windschutzscheibe eines Streifenwagens. Es entstand ein Sachschaden von 1000 Euro, verletzt wurde offenbar niemand.
In Bad Nauheim feuerte ein 19 Jahre alter Mann während einer WM-Halbfinalfeier mindestens zwei Schüsse aus einer Schreckschusswaffe ab. Dabei wurde der Polizei zufolge nach Zeugenaussagen ein in einem Taxi sitzender Mann verletzt. Nach ersten Erkenntnissen hatte es zuvor in einer Kneipe einen Streit gegeben. An der Auseinandersetzung waren laut Polizei mindestens zehn Betrunkene beteiligt. In Friedberg schoss ein Unbekannter Zeugen zufolge mit einer Schreckschusswaffe mehrmals in die Luft. Verletzt wurde niemand. In Hamburg verlor ein Mann nach der Fan-Feier ein Fingerglied, weil ein Böller in seiner Hand explodierte.