Gemeinsam stark?: Klinsmann setzt auf Berater Vogts

São Paulo (dpa) - Für Momente wie diese hat Jürgen Klinsmann ihn geholt - jetzt kommt's auf Bertis Beobachtungen an. Im letzten WM-Vorrundenspiel gegen die von Kumpel Joachim Löw trainierte deutsche Mannschaft setzt US-Coach Klinsmann auf seinen langjährigen Freund und Mentor.

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Berti Vogts - der Mann, der Deutschland 1996 zum bislang letzten Titel geführt hat. Gemeinsam gegen Germany, zusammen ins Achtelfinale. Mindestens einen Punkt brauchen die Amerikaner am Donnerstag in Recife noch, um die Runde der besten 16 zu erreichen. „Dass der Berti uns mit seinem Wissen und seiner gesamten Erfahrung zur Verfügung steht, ist für uns eine tolle Sache“, betonte Klinsmann. „Ich bin überzeugt, dass er mit seiner Erfahrung Jürgen unglaublich helfen kann“, sagte der deutsche Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff am Dienstag.

Vogts ist zusammen mit Klinsmann am 10. Juni in São Paulo gelandet, seitdem jedoch untergetaucht. Die täglichen Trainingseinheiten an der Avenida Marquês de São Vicente finden ohne ihn statt. Wo sich der „special advisor“ aufhält, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis des US-Verbandes. Allerdings machte Klinsmann bereits deutlich, dass sich die Zusammenarbeit schon zigmal ausgezahlt habe. „Er gibt uns einfach das Gefühl, mit schwierigen Situationen umzugehen, gelassen zu bleiben, wenn man gelassen sein muss“, so Klinsmann. Für seinen Job als Sonderberater lässt Vogts sein Nationaltrainer-Amt in Aserbaidschan ruhen. Der 67-Jährige sieht sich ohnehin weniger als Spion, sondern eher als „Jürgens Gast“.

Allerdings hat er im Vorfeld der WM rund 23 000 Flugkilometer zurückgelegt, um alle US-Vorrundengegner, Deutschland inklusive, zu beobachten - und sich zusätzlich unzählige DVD's angeschaut. Dennoch spielte er gegenüber zdf.de seine Rolle herunter: „Mich braucht Jürgen nicht, um Geheimnisse über das deutsche Team zu erfahren. Er kennt die Spieler sicher viel besser.“

Aber Vogts ist eben auch bestens mit der DFB-Elf vertraut. Auf dem Weg zur WM 2010 und der EM 2012 stand er mit Aserbaidschan jeweils Deutschland gegenüber - vier Niederlagen, 2:15 Tore. Und Vogts hat zwischen 1970 und 1998 sieben Weltmeisterschaften als Spieler, Trainer-Assistent von Franz Beckenbauer und Chefcoach erlebt. Er kennt die deutsche Denkweise bei Turnieren und die Situation, in der sich Joachim Löw nach dem 4:0-Sieg zum WM-Auftakt gegen Portugal sowie dem anschließenden 2:2 gegen Ghana befindet.

Vogts traut dem DFB-Team viel zu. „Deutschland kann Fußball-Weltmeister werden. Sie haben das Potenzial, die haben so viele gute Spieler wie noch nie vorher“, betont er. Allerdings, so schränkt der Rheinländer ein, brauche man „auch das Quäntchen Glück, das man haben muss, nachher, wenn es in die entscheidenden Spiele geht.“ Und eben das, so Vogts, habe Löw bisher noch nicht gehabt.

Vogts hat seit seinen Zeiten als Bundestrainer bei vielen Landsleuten und den deutschen Medien keinen guten Ruf mehr. Allerdings ist sein Name untrennbar mit dem letzten großen Titel der DFB-Auswahl verbunden. Er machte Deutschland 1996 in England zum Europameister - sein Kapitän hieß Klinsmann, die Treffer zum 2:1-Finalsieg gegen Tschechien schoss Bierhoff. „Ich habe eine besondere Beziehung zu ihm. Er hat mich in die U 18 geholt, in die U 21, zum Kapitän der A-Mannschaft gemacht“, sagte Bierhoff.

Am Donnerstag sehen sich alle drei wieder. Bierhoff hat schon betont: „Ich würde liebend gerne unterschreiben, dass wir als Erste durchgehen und die Amerikaner als Gruppenzweiter.“ Klinsmann machte indes klar, dass man nach Recife fahre „um Deutschland zu schlagen“. Ein US-Erfolg - oder auch nur ein Treffer - würden jedoch seinem Sonderberater wehtun. Der „Rheinischen Post“ verriet Vogts unlängst: „Ich werde ganz sicher nicht jubeln, wenn die USA ein Tor gegen uns schießen.“