Ibisevic: „Wir haben eine Menge Selbstvertrauen“

Cuiaba (dpa) - Vedad Ibisevic ist auf den Geschmack gekommen. Erst schoss der Bundesliga-Profi des VfB Stuttgart Bosnien-Herzegowina zur Fußball-WM nach Brasilien, dort erzielte er im ersten WM-Spiel in der Geschichte seines Landes gleich das erste Tor.

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„Die Hymne zu hören, zu spielen und zu treffen, das sind Momente, die sich nur schwer in Worte fassen lassen“, berichtete der Stürmer, dessen Premierentreffer beim 1:2 gegen Argentinien jedoch nicht mit einem Punktgewinn belohnt wurde. Vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Nigeria in der Nacht zum Sonntag sieht der 29-Jährige sich und seine Teamkollegen daher in der Pflicht. „Aus den kommenden Partien wollen wir mehr rausholen, denn wir haben eine Menge Selbstvertrauen.“

Ihm selbst hat das 21. Länderspieltor seiner Karriere so richtig gut getan. Denn 2014 war bislang kein einfaches Jahr für Bosniens Nummer neun. Nur ein Bundesliga-Tor, eine Vorlage, elf von 18 möglichen Einsätzen, eine Rote Karte, fünf Spiele Sperre: Das war gar nichts für einen wie Ibisevic. Und da die Schwaben im Abstiegskampf weitgehend auf ihn verzichteten, gab es unmittelbar nach Saisonende sogar Spekulationen über einen Abschied aus Stuttgart.

Ein klares Bekenntnis zu Ibisevic war von Sportvorstand Fredi Bobic in dieser Situation jedenfalls nicht zu hören. „Vedad hat einen Vertrag bei uns bis 2016. Und jetzt steht erst einmal die WM im Mittelpunkt“, sagte Bobic vor Turnierbeginn. Allerdings fand der Ex-Stürmer grundsätzlich auch positive Worte für seinen Nach-Nachfolger im Sturmzentrum des Traditionsvereins. „Vedad hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er ein absoluter Topstürmer ist“, sagte Bobic. „Er wird eine gute WM spielen, davon bin ich überzeugt.“

Gegen Argentinien setzte Bosniens Coach Safet Susic Ibisevic aber erst mal nur auf die Bank. Der Mann, der Bosnien mit dem 1:0 gegen Litauen nach Brasilien verhalf, bekam erst spät seine Chance - nutzte die aber konsequent. Vorlage Senad Lulic, kurzer Antritt, lange Ecke, Tor. „Das war ein unglaubliches Gefühl“, gab Ibisevic zu.

Für Punkte gegen Messi & Co. reichte das Tor zwar nicht. Es machte aber Mut. „Wir sind nicht so vermessen, uns auf Augenhöhe mit einem Team wie Argentinien zu sehen“, sagte Ex-Bundesligaprofi Zvjezdan Misimovic. „Aber wenn wir wieder so spielen, dann können wir hier in Brasilien definitiv etwas erreichen.“ Der im Startspiel noch verletzt fehlende Hoffenheimer Sejad Salihovic sieht es ähnlich: „So müssen wir weitermachen, dann haben wir gegen Iran und Nigeria eine Chance.“

Nigeria rechnet im 800. Spiel der WM-Geschichte mit einer offensiv ausgerichteten Elf um Topstar Edin Dzeko von Manchester City. „Die meiste Zeit war ich gegen Iran beschäftigungslos, aber gegen Bosnien wird es definitiv anders werden, dafür bin ich bereit“, sagte Torwart Vincent Enyeama. In Dzeko und Ibisevic habe Bosnien „einen dynamischeren Angriff“ und werde sich nicht zurücklehnen wie im Iran-Spiel. Gegen die Asiaten hatten die Afrikaner 0:0 gespielt.

Für beide Teams geht es also darum, die Chance auf Rang zwei der Gruppe F hinter Argentinien zu wahren. Bosnien will darüber hinaus zur Völkerverständigung im eigenen Land beitragen. 18 Jahre nach dem Ende des Bosnien-Krieges ist die junge Nation nicht geeint, mehr als ein Drittel der Bevölkerung sind bosnische Serben. Die leben in ihrem eigenen, autonomen Gebiet und drücken in der „Republika Srpska“ eher dem Nationalteam Serbiens die Daumen als der Mannschaft von Susic. Ibisevic jedenfalls will, dass sich das auch durch Erfolge in Brasilien ändert: „Wir wollen zeigen, dass das Nationalteam von Bosnien-Herzegowina funktioniert und das Land sollte es auch.“