Iran zwischen Stolz und Wut - Ein Dank vom Präsidenten
Belo Horizonte (dpa) - Der Trost kam von höchster Stelle. Irans Präsident Hassan Ruhani lobte sein Team nach dem schmerzhaften Last-Minute-K.o. gegen den zweimaligen Fußball-Weltmeister Argentinien.
Doch in den Stolz über den denkwürdigen WM-Auftritt beim unglücklichen 0:1 mischte sich bei Spielern und Trainer auch gehörige Wut auf den Schiedsrichter. Der Außenseiter fühlte sich vom serbischen Referee Milorad Mazic wegen eines nicht gegebenen Elfmeters mächtig verschaukelt. „Zwei Leute haben den Unterschied gemacht. Lionel Messi ist der eine. Die zweite Person war der Schiedsrichter“, meinte Irans portugiesischer Trainer Carlos Queiroz. „Es war ein klarer Elfmeter.“
Eine große Mission haben Ashkan Dejagah & Co. bei der Fußball-WM in Brasilien für ihr Land aber auf jeden Fall schon erfüllt. „Ich bedanke mich bei der Mannschaft und dem Trainerteam. Ihr habt trotz der unglücklichen Niederlage das Volk glücklich und stolz gemacht“, schrieb Ruhani nach der aufopferungsvollen und kämpferischen Leistung via Twitter. „Jetzt hat die Welt Respekt vor dem iranischen Fußball“, stellte die Nachrichtenagentur IRNA fest. „Mit solch einer Leistung können wir es auch in die nächste Runde schaffen“, sagte der deutsch-iranische Ersatztorwart Daniel Davari.
Es fehlten nur Sekunden und Iran hätte dem zweimaligen Weltmeister ein sensationelles Remis abgetrotzt. Vor Messis Geniestreich in der Nachspielzeit hätte der krasse Außenseiter sogar selbst in Führung gehen könne. Oft fehlten nur Zentimeter, so wie bei Dejagahs Flugkopfball. Und es fehlte noch eines: Ein Pfiff von Mazic in der zweiten Halbzeit nach einem klaren Foul von Argentiniens Pablo Zabaleta am ehemaligen Bundesligaprofi.
„Ich habe es versucht, dem Schiedsrichter klarzumachen, aber er hat mich ignoriert. Er hat mich getroffen und es war ein Elfmeter, da bin ich zu Hundert Prozent sicher“, schimpfte Dejagah. Fuchsteufelswild war der ehemalige Profi von Hertha BSC und des VfL Wolfsburg aufgesprungen und hatte heftig gestikulierend einen Strafstoß reklamiert. Zurecht, wie die TV-Bilder belegten.
„Wir haben in diesen 90 Minuten mit Argentinien mitgehalten, nur der Schiedsrichter war nicht auf dem gleichen Niveau“, schimpfte Queiroz. Die Nachrichtenagentur Fars stellte fest: „Messi und der Schiedsrichter haben Argentinien gerettet.“
Bei allem Gram und aller Wut durften sich die Iraner nach dem „wichtigsten Fußballspiel in der Geschichte des krisenbeladenen Landes“ (Queiroz) dennoch auch wie Gewinner fühlen. Der überragende Torhüter Alireza Haghighi zum Beispiel, der sein Geld in der zweiten portugiesischen Liga bei Sporting Covilha verdient und seine unzähligen Paraden gegen Messi & Co ein Leben lang nicht vergessen dürfte. „Heute Abend haben die Jungs in Brasilien all unsere Erwartungen übertroffen“, twitterte Außenminister Mohammed Dschwad Sarif direkt nach der Partie in Belo Horizonte: „Wahnsinn Jungs, ihr habt uns alle stolz gemacht.“
Und vielleicht gibt es doch noch ein Happy End. Mit einem Sieg gegen Bosnien-Herzegowina können die Iraner bei einer gleichzeitigen Niederlage Nigerias sogar ins Achtelfinale vordringen. Das würde ihr Volk mit noch mehr Stolz erfüllen.