Japanischer Familienbesuch - Trainingszoff bei Griechen
Natal (dpa) - Auf diese Stippvisite hatte das japanische Nationalteam ungeduldig gewartet. Shinji Kagawa und seine Mannschaftskollegen bekamen in ihrem Quartier nordwestlich von São Paulo Besuch von ihren Familien.
Trainer Alberto Zaccheroni hieß den Anhang seiner „Blauen Samurai“ in Itu willkommen. Vor dem eminent wichtigen WM-Spiel gegen das schon gereizte Griechenland um den Dortmunder Verteidiger Sokratis kam damit auch der frühere Dortmunder auf andere Gedanken. Denn die WM-Auftaktniederlage hatte Kagawa lange Zeit beschäftigt. „Es ist noch nichts vorbei. Wir glauben, dass wir es noch schaffen können“, meinte er vor dem ersten WM-Duell der beiden Auftaktverlierer in Gruppe C in Natal.
Der Mittelfeldspieler von Manchester United war nach dem 1:2 gegen die Elfenbeinküste extrem unruhig gewesen. „Ich habe kaum schlafen können“, berichtete der 25-Jährige, dem zum Auftakt fast nichts gelungen war. „Offen gestanden hatte ich das Gefühl, dass wir unser Spiel nicht aufziehen konnten, und ich persönlich konnte auch nichts ausrichten. Es war frustrierend.“ Kapitän Makoto Hasebe vom VfL Wolfsburg glaubt nun an ein gutes Spiel von Kagawa. „Er ist ein wichtiger Bestandteil unseres Teams und ich denke, er wird das auch zeigen“, sagte er auf der Abschlusspressekonferenz am Mittwoch.
Kagawa ist neben Keisuke Honda, der mit seinem Führungstreffer gegen die Elfenbeinküste Hoffnungen auf einen Start nach Maß geweckt hatte, in der Offensive der Schlüsselspieler. Läuft's bei ihm nicht, läuft auch im Vorwärtsgang der Japaner wenig. „Wir dürfen nicht wieder die selben Fehler machen“, forderte nun Honda. Vor allem Tempo und Rhythmuswechsel fehlten im Team.
Für die Griechen lautet das Motto erstmal: kein Tor kassieren. Nach der 0:3-Auftakt-Abfuhr stehen auch sie unter extremem Erfolgszwang. „Wir wollten auch gegen Kolumbien gewinnen, und diese Haltung wird sich auch nicht ändern. Wir hoffen, dass wir zu einem besseren Ergebnis kommen, denn Japan ist jetzt ein Spiel, das wir unter allen Umständen gewinnen müssen“, erklärte Stürmer Georgios Samaras.
Wie tief die Angst sitzt, auch im dritten Anlauf die K.o.-Runde zu verpassen, zeigte ein heftiger Trainingsstreit am Mittwoch. Laut griechischen Medienberichten hatte Giannis Maniatis nach einem Verbalscharmützel mit Georgios Tzavellas bereits ein Ticket für den vorzeitigen Rückflug gebucht, konnte aber von Teamkollegen zum Bleiben überredet werden. „Was immer da passiert ist, das wird keinen Einfluss haben auf das Spiel morgen. Das war eine Kleinigkeit“, behauptete Sokratis am Abend.
Schon zuvor hatte Sokratis gereizt auf die Kritik aus der Heimat reagiert. „Die griechischen Fans sollten wissen, dass wir unsere Fehler als erstes erkennen. Es ist nicht richtig, dass in diesem Land immer alles sofort platt gemacht wird, gerade, wenn wir noch am Anfang einer wichtigen Sache stehen“, schrieb der 26-Jährige auf Facebook.
Vor den Aktivitäten der Griechen in sozialen Netzwerken erschaudert Inter Mailands Abwehrspieler Yuto Nagatomo nicht, dafür hat er Respekt vor der Offensive des Europameisters von 2004. „Ihre Stürmer sind gut und sie kontern gut“, warnte der 27-Jährige. „Wir müssen auf die kommenden Aufgaben aber auf eine positive Art blicken. Das habe ich während meiner Zeit in Italien gelernt.“