England zittert vor K.o. gegen Suárez & Co.
Rio de Janeiro (dpa) - Angeheizt durch Psychospielchen von Luis Suárez steigt Englands Panik vor dem historischen K.o. im „Do-or-Die“-Duell mit Uruguay.
Die Three Lions wollen um jeden Preis das erste Vorrunden-Aus seit 56 Jahren verhindern - und schieben dafür auch die „frustrierende“ Debatte um den glücklosen Wayne Rooney beiseite. „Wir müssen uns vorbereiten als wäre es ein WM-Finale“, forderte Vize-Kapitän Frank Lampard für das zweite Gruppenspiel am Donnerstag (21.00 Uhr) in São Paulo. „Alles ausblenden, fokussieren. Wir kennen das Nachspiel, wenn wir verlieren.“
Sorge macht den Engländern dabei vor allem die Ankündigung von Uru-Superstar Suárez, der sich genau einen Monat nach seiner Knie-Operation pünktlich wieder bei „100 Prozent“ wähnt und schon vorab reichlich stichelte. „Ich kenne alle Spieler im englischen Team. Sie haben defensive Schwächen und wir können davon profitieren“, kündigte der 27-Jährige vom FC Liverpool an. Beim überraschenden 1:3 gegen Außenseiter Costa Rica hatte er noch kein „Risiko“ gehen wollen und ausgesetzt.
Sogar Englands Kapitän Steven Gerrard nannte Suarez am Mittwoch „ein Genie“. Und auch Trainer Oscar Tabarez sagte über seinen besten Spieler: „Immer, wenn wir ihn in der Nationalmannschaft gebraucht haben, war er da. Er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns und hat das Zeug, gleich mehrere unserer Probleme zu lösen.“ Kapitän und Abwehrchef Diego Lugano muss dagegen wegen Beschwerden im linken Knie passen. „Aber an unserem System und unserer Spielweise wird sich nichts ändern“, so Tabarez. „Wer immer für Diego ins Team kommt, soll genauso spielen wie er.“
Rooney & Co. starteten am Mittwochvormittag ihre Reise nach São Paulo, wo ein Temperatursturz auf unter 20 Grad bevorsteht. Nach dem 1:2 in der Hitzeschlacht gegen Italien durch das Tor von Mario Balotelli fürchten die Engländer den nächsten Niedergang gegen einen Topstürmer. Nur zu gut sind die Stärken des Torschützenkönigs der heimischen Premier League bekannt. „Es gibt keine Lösung für Luis Suárez“, bekundete Lampard deshalb. „Es gibt keinen fantastischen Weg, um ihn ruhig zu halten.“
Wie eine unsichtbare Bedrohung schwebte der Name Luis Suárez die vergangenen Tage deshalb durch das malerisch am Fuße des Zuckerhuts gelegene WM-Trainingsquartier der Engländer. Zunehmend gereizt reagierten die Spieler von Trainer Roy Hodgson deshalb auf die immer wiederkehrenden Frage. „Ich würde ihn lieber nicht auf dem Feld sehen“, gab Liverpool-Teamkollege Raheem Sterling erstaunlich offen zu. Schnell erinnerte sich der aufstrebende Jungstar an die Team-Parole: „Wir dürfen nicht zu viel über ihn reden.“
Auch das Reizthema Rooney sorgte bei den Spielern auf der Militärbasis in Urca für immer größeren Unmut. Nach einer freiwilligen Extra-Einheit mit den Reservisten hatten englische Zeitungen schon mit dessen Degradierung spekuliert, was den 28-Jährigen zu einem Gegenschlag verleitete: „Manchmal wundere ich mich, was die Presse eigentlich will“, schrieb Rooney bei Facebook. „Leider haben wir eine Fixierung auf einen Spieler während jeder WM, an der ich teilgenommen habe“, sagte Lampard. „Es ist etwas frustrierend für ein Team, wenn das passiert.“
Nachdem Rooney zum Auftakt noch in der ungewohnten Position auf dem linken Flügel sich bemüht hatte, deuten die letzten Trainingseindrücke daraufhin, dass Hodgson seinen Offensivfixpunkt wieder als Nummer zehn einsetzen will. „Roy zockt und bewegt Rooney in seine favorisierte Rolle“, titelte die „Daily Mail“.
Die Aussagen des Trainers in der Pressekonferenz deuteten zumindest in dieser Richtung. „Ich kann nicht beeinflussen, was manche Leute schreiben, sagen oder denken. Ich kann nur sagen, dass ich mit Waynes Leistung gegen Italien sehr zufrieden war“, meinte Hodgson. „So erfahrene Spieler wie er müssen damit umgehen können, dass sie permanent im Fokus stehen. Und er kann das. Sollte er morgen spielen, bin ich mir sicher, dass man das seiner Leistung auch ansehen wird.“
Vielleicht klappt es ja in seiner Lieblingsrolle hinter Stoßstürmer Daniel Sturridge mit Rooneys erstem WM-Tor überhaupt. „Ich denke, es wird sich wie ein Do-or-Die-Spiel anfühlen“, erklärte er mit Blick auf das dritte WM-Aufeinandertreffen mit Uruguay. „Wir wissen, dass wir mehr oder weniger draußen sind, wenn wir verlieren. Deshalb müssen wir positiv bleiben.“