Dauer-Champion Kroos: Erst Urlaub, dann WM - Bierhoffs launige Ansage

Kiew/Eppan (dpa) - Leon Kroos wollte endlich los. Ungeduldig hielt sich der Vierjährige an der Hosentasche von Papa Toni fest, der in der Interview-Zone des Olympiastadions von Kiew nach seinem vierten Champions-League-Triumph so viele Fragen beantworten musste.

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Kroos streichelte dem kleinen Leon sanft mit der Hand über den Kopf. Und für Leon erfüllte sich nach dem 3:1 von Real Madrid gegen den FC Liverpool auch noch ein Wunsch. Gleich nach dem Halbfinalerfolg gegen den FC Bayern hatte er „klar gemacht, er fliegt nach dem Endspiel mit der Mannschaft zurück“, wie Vater Kroos vor den Reportern verriet.

Der kleine Leon ist schon ein großer Fußball-Fan. Schon vor einem Jahr war er bei Reals Champions-League-Gewinn in Cardiff live im Stadion dabei. Und Ende März durfte er in Düsseldorf an der Hand seines Papas beim 1:1 der deutschen Mannschaft im Länderspiel gegen Spanien ins Stadion einlaufen. Auch Kroos' Frau Jessica saß in Kiew mit der gerade zehn Monaten alten Tochter Amelie auf der Tribüne.

Eine prägende Figur des Endspiels war Kroos nicht. Aber Geschichte schrieb der 28-jährige Greifswalder trotzdem in der Hauptstadt der Ukraine. Zum dritten Mal nacheinander triumphierte er mit Real in Europas Königsklasse. Und als erster deutscher Fußballer überhaupt kommt er auf vier Champions-League-Titel; 2013 jubelte der damals beim Finale gegen Borussia Dortmund wegen eines Mundelbündelrisses im Oberschenkel verletzt fehlende Kroos mit dem FC Bayern München.

„Normalerweise mache ich mir aus Zahlen nichts“, sagte Kroos. Aber die Königsklassen-Zahlen erfüllen ihn mit Stolz. „Man weiß, wie schwer dieser Titel zu holen ist, wieviele Mannschaften mit hoher Qualität das jedes Jahr versuchen“, sagte der Dauer-Champion. „Den Titel dreimal in Folge zu gewinnen, ist speziell - und ihn selbst viermal gewonnen zu haben, dafür braucht man kurz, um das richtig zu realisieren.“

Kroos bekommt dafür einige Tage Zeit. Auch wenn er Joachim Löw nicht vorgreifen wollte, berichtete Kroos noch in Kiew von einem mit dem Bundestrainer abgesprochen internen Fahrplan. „Ich habe schon ein paar Tage, um kurz mal an etwas anderes als Fußball zu denken.“ Vor Donnerstag dürfte Kroos kaum nach Südtirol anreisen.

Im DFB-Teamhotel in Eppan wurde das Finale am Samstagabend natürlich auch aufmerksam am Fernseher verfolgt. Dass Kroos als Triumphator ins Trainingslager anreisen wird, war der Wunsch der Sportlichen Leitung um Bundestrainer Löw. „Wir freuen uns natürlich zuerst mal für Toni, dass er hierher kommt mit einer breiten Brust und dem vierten Titel“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff im ZDF-„Sportstudio“.

Ein großes Fest zum Empfang werde man für Kroos, den Löw als „absoluten Schlüsselspieler“ der Nationalmannschaft rühmte, aber nicht veranstalten, bemerkte Bierhoff. Launig ergänzte er: „Er kriegt einen großen Applaus und einen Klaps auf die Schulter. Und dann geht die Arbeit weiter. Dann wird er sicherlich aufgefordert, dass der nächste Titel her soll.“ Am 15. Juli im WM-Finale von Moskau.

Die WM streifte Kroos in Kiew nur ganz kurz. „Ich schaue natürlich voraus auf das Turnier. Eine WM ist etwas Besonderes und speziell für die Spieler. Wir wollen unseren Titel in Russland verteidigen.“ Aber zunächst will Familienvater Kroos den nächsten Titel mit Real Madrid genießen - und den Kurzurlaub mit Jessica, Töchterchen Amelie und Sohnemann Leon.