Kuranyi: „Erwarte einen deutlichen Sieg des DFB-Teams“
Moskau (dpa) - Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Kevin Kuranyi rechnet nicht mit einem knappen Ausgang des WM-Halbfinales an diesem Dienstag. Der gebürtige Brasilianer erwartet einen klaren Sieg der deutschen Nationalmannschaft über den WM-Gastgeber.
Seinem Freund Manuel Neuer bescheinigte der für Dynamo Moskau aktive Ex-Schalker ein Wahnsinnsspiel.
Deutschland gegen Brasilien: Welchen Spielverlauf erwarten Sie? Und wer gewinnt?
Kevin Kuranyi: Brasilien hat ein gutes Team und die Fans im Rücken. Doch die deutsche Mannschaft hat noch mehr Qualität. Ich erwarte kein enges Spiel, sondern einen deutlichen Sieg des DFB-Teams.
Wem drücken Sie die Daumen?
Kuranyi: Unfaire Frage. Aber im Ernst: Ich bin Brasilianer und Deutscher. Sorry, da halte ich mich diesmal raus und bleibe neutral. Sagen wir es doch so: Ich könnte jedem Ergebnis etwas Positives abgewinnen. Aber ich sage ja schon seit Monaten: Deutschland wird Weltmeister. Dabei bleibe ich. Ich bin der Meinung, dass nur ein Team überhaupt das taktische Zeug hat, um unsere Elf zu stoppen: Italien. Aber diese Jungs sind schon längst zu Hause.
Es gab nach dem Algerien-Spiel viel Kritik an der deutschen Mannschaft. Wie schlug sich die Elf aus Ihrer Sicht?
Kuranyi: Da kamen zwei Dinge zusammen. Algerien hat das zum einen sehr gut gemacht. Das Team hat genau so gespielt, wie man gegen die DFB-Elf spielen muss. Und unsere Jungs hatten eben nicht ihren besten Tag. So was passiert. Und dass man nach einem nicht so guten Spiel kritisiert wird, ist ebenfalls normal.
Von der deutschen Mannschaft abgesehen: Was war Ihr WM-Moment - zum einen positiv, zum anderen negativ?
Kuranyi: Positiv: das Wahnsinnsspiel meines Freundes Manuel Neuer gegen Algerien. Das war das beste Spiel eines Torwarts, das ich je gesehen habe. Negativ: die Verletzung von Neymar. Das ist sehr, sehr bitter für ihn, aber auch für die WM.
In Russland ist die Enttäuschung und die Kritik an Trainer Fabio Capello riesengroß. Was muss sich ändern im nächsten Gastgeberland?
Kuranyi: Puuh. Schwierige Frage. Russland ist ja nicht sang- und klanglos ausgeschieden. Da gab es zwei ganz unglückliche Gegentore gegen Belgien und Südkorea, ohne die die Sbornaja weitergekommen wäre. Ich glaube, es gibt da nicht den einen und einzigen Ansatz, sondern viele kleine Dinge, die verbessert werden können. Aber das ist normal. Dieses Team hat gerade einen Umbruch hinter sich und jetzt noch vier Jahre Zeit, sich bis zur WM im eigenen Land zu entwickeln.
ZUR PERSON: Kevin Kuranyi bestritt zwischen 2003 und 2008 52 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft und erzielte dabei 19 Tore. Der 32-Jährige wurde in Rio de Janeiro geboren und wuchs in Panama auf. In der Bundesliga spielte er für den VfB Stuttgart und Schalke 04, 2010 wechselte er zu Dynamo Moskau.