Public Viewing in Thomas Müllers Heimatdorf
Pähl (dpa) - Hier hat er Fußballspielen gelernt, hier ist er aufgewachsen, und hierher kommt er immer wieder gerne zurück - nicht nur wegen des Schweinsbratens seiner Oma.
Im oberbayerischen Pähl bei Weilheim - 2300 Einwohner, zwei Kitas, eine Grundschule und eine barocke Pfarrkirche - sind alle stolz auf Fußballnationalspieler Thomas Müller, auch wenn der längst weggezogen ist. Klar, dass viele im Dorf die WM in Brasilien besonders aufmerksam verfolgen und mitfiebern, wenn der 24-Jährige wieder einmal brandgefährlich vor dem Tor auftaucht.
So strömten sie auch am Freitag zum WM-Viertelfinale Frankreich-Deutschland ins Pfarr- und Gemeindezentrum. Die gut 150 Pähler jubeln laut, als Müller mit seinen Nationalmannschaftskameraden ins Maracanã in Rio de Janeiro einläuft. Mit ihren Tröten und Trommeln machen sie einen ohrenbetäubenden Lärm, fast wie im Stadion.
Überall im Saal hängen deutsche Fähnchen, an der Theke werden eifrig Bier und Wurstsemmeln ausgegeben - spendiert von den Eltern des 24-Jährigen, wie Public Viewing-Organisator Manfred Hafenmayer unter dem Beifall der Zuschauer verkündet. Viele Fans tragen das Trikot der „Wilden 13“.
Beim 1:0 von Mats Hummels in der 13. Minute geht ein Jubelschrei durch den Raum. Die Pähler Fans springen auf, reißen die Arme hoch, umarmen sich. Bei jeder Parade von Torhüter Manuel Neuer applaudieren sie.
Klaus Jäkel, der mit den Eltern des Stürmers befreundet ist, hatte auf 2:0 für Deutschland getippt. „Deutschland wird überlegen sein. Wir Pähler hoffen alle, dass Müller ein Tor schießt“, hatte er vor dem Anpfiff gesagt. Auch Hafenmayers Tochter Anna-Maria hatte sich gewünscht, „dass Müller alle Tore schießt“. Dass daraus nichts wurde, ist Jäkel nach dem Schlusspfiff herzlich egal. Die Pähler Fans von Müller und Co. schwingen überglücklich ihre schwarz-rot-goldenen Fähnchen.
Die Eltern von Thomas Müller fehlen beim Public Viewing. Sie sind nach Brasilien gereist und verfolgen die Spiele live im Stadion; und Oma Müller schaut sich die Spiele lieber daheim vor dem Fernseher an. Überhaupt achten die Einwohner von Pähl fast fürsorglich darauf, dass die Familie des Fußballstars in Ruhe gelassen wird. „Die Eltern von Thomas Müller halten sich mit öffentlichen Äußerungen zurück“, sagt Bürgermeister Werner Grünbauer. Der 49-Jährige kennt Gerhard Müller bestens, beide sitzen als Gemeinderäte am Ratstisch.
„Thomas ist ein sehr bekannter ehemaliger Bürger unserer Gemeinde, er kommt in unregelmäßigen Abständen immer wieder hierher“, erzählt der Bürgermeister. „Er ist ein ganz normaler Mensch geblieben und wird von uns auch so behandelt.“ Auch Feuerwehrkommandant Hafenmayer erstarrt nicht in Ehrfurcht, wenn er von dem Nationalspieler spricht. „Man sieht sich ab und zu“ - mehr will er nicht sagen.
Müllers erster Fußballlehrer Peter Hackl vom TSV Pähl gibt sich bescheiden. „Die Hauptakteure seiner Karriere sitzen beim FC Bayern“, meint er. Schließlich sei Müller mit zehn Jahren zu dem Münchner Verein gewechselt, dem er bis heute treugeblieben ist. Und leicht genervt ergänzt Hackl: „Thomas wird jetzt bald 25 Jahre alt, da muss mit den Anfängen mal Schluss sein.“
Stolz sind die Dorfbewohner aber natürlich trotzdem auf den berühmten Pähler - und auch mitfiebern werden sie wieder, wenn die deutsche Elf am Dienstag im WM-Halbfinale auf Gastgeber Brasilien trifft. Die Hoffnung ist groß, dass es dann wieder richtig „müllert“.