Messis kleines WM-Torantiquariat: letzter Treffer 2006
Belo Horizonte (dpa) - Das bislang einzige WM-Tor von Lionel Messi hat schon Staub angesetzt. Fast auf den Tag genau acht Jahre ist es her, dass der Argentinier bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland für den 6:0-Endstand in Gelsenkirchen gegen Serbien und Montenegro sorgte.
Vor vier Jahren in Südafrika ging er leer aus. In Brasilien will es Messi auch den letzten Zweiflern zeigen. „Ich bin viel kritisiert worden, und nicht im Fußballerischen. Es wurden über mich und meine Kollegen sehr hässliche Dinge gesagt“, erklärte Messi in einem Interview des argentinischen Senders „DeporTV“. „Das hat mich über mich hinauswachsen lassen und mich stärker gemacht“, betonte der Profi vom FC Barcelona.
Rückendeckung erhielt er vom ehemaligen Auswahltrainer Diego Maradona: „Messi ist mehr Argentinier als ich.“ Und der Nachfolger im Trikot mit der berühmten Nummer 10 habe auch schon bewiesen, „was er wert ist. Wenn er die WM gewinnt, umso besser. Das wäre eine Trophäe mehr“, betonte die argentinische Fußball-Ikone in einem Interview der Zeitung „Olé“.
Es ist die begehrteste Trophäe, die es im Fußball gibt. Die, die Superstars zu unsterblichen Legenden macht. Die, die für Messi bislang unerreichbar war. Zweimal kam das Aus im Viertelfinale. Zweimal gegen Deutschland. Das 0:4 vor vier Jahren ist auch rückblickend für ihn noch „sehr schmerzvoll“, verriet er.
Die WM 2006 bleibt ihm kaum besser in Erinnerung. Zwar freute er sich über das Debüt und das erste (bislang allerdings auch einzige) WM-Tor am 16. Juni 2006 zum 6:0-Endstand gegen Serbien und Montenegro. Doch dann folgte der Frust im Viertelfinale, als ihn der damalige Trainer José Pekerman auf der Bank schmoren ließ. „Es war ungerecht zu behaupten, dass ich unter dem Aus nicht gelitten hätte“, betonte Messi nun noch einmal, nachdem ihm genau das vorgehalten worden war.
An diesem Sonntag will Messi den Bann brechen, wenn Argentinien im berühmten Maracana von Rio de Janeiro gegen Bosnien-Herzegowina in die WM startet. 2921 Tage nach dem Treffer auf Schalke will der Stürmerstar endlich wieder treffen.
Einer, der die Erwartungslast kennt, warnte aber davor, alles von dem 1,69 Meter großen Fußball-Genie abhängig zu machen. „Gut, er ist der beste Spieler der Welt. Er kann in einem Spiel eine schwierige Situation klären. Dass er aber im Alleingang eine Weltmeisterschaft gewinnt, ist unmöglich“, sagte der argentinische Held des ersten WM-Triumphes 1978, Mario Kempes. Messi werde sich unter Druck fühlen, „denn einige glauben, dass alles damit getan ist, ihm den Ball zu geben. Und das ist ein großer Irrtum“, befand der ehemalige Angreifer in einem dpa-Interview.
Messi alleine kann es nicht richten, er braucht Mitspieler wie beispielsweise seinen Zimmernachbarn Sergio Agüero oder auch Reals Champions-League-Sieger Angel dí Maria. Zudem muss sich auch die Abwehr dem Weltklasse-Niveau der argentinischen Offensive zumindest annähern. Schon vor acht Jahren, als Messi meist nicht über eine Ersatzrolle hinauskam, stimmte das Gleichgewicht zwischen nicht.
2010, als sich Messi in Südafrika in fünf Spielen vergeblich um sein zweites WM-Tor bemühte, war das nicht anders. Zumal der damalige Trainer Maradona nicht als taktischer Stratege in die Geschichte eingeht. Diesmal soll es mit Unterstützung der Fans besser werden.
Für die Partie zum Abschluss der Gruppenphase gegen Nigeria rechnete ein Mitglied des Ministeriums für Innere Sicherheit in Argentinien bereits mit 100 000 Fans. Der Spielort Porto Alegre liegt gerade mal gut 600 Kilometer von der Grenze entfernt. Zu Messis Heimat Rosario sind es weitere 600 Kilometer.
2005 war er dort als Weltmeister gefeiert worden, wenn auch nur mit der U20. Er war damals zum besten Spieler des Turniers gewählt worden, hatte sechs Tore erzielt. Neun Jahre später ist es an der Zeit, sein spärlich bestücktes Treffer-Antiquariat auf der größten Fußball-Bühne zu entstauben.