Nach Rückkehr: Frankreich blickt auf Heim-EM 2016

Rio de Janeiro (dpa) - Nach dem bitteren WM-Aus gegen Deutschland im Fußball-Tempel Maracanã wirkte Didier Deschamps nicht so, als hätte er irgendetwas zu bereuen.

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Mit so viel Zuversicht ist seit der WM 2006 kein Trainer der französischen Fußball-Nationalmannschaft von einem großen Turnier in die Heimat zurückgekehrt.

„Es gibt Arbeit für uns, aber es ist Substanz da und auch die Bereitschaft dazu“, sagte der sehr gefasste Coach der Équipe tricolore nach dem 0:1 (0:1) in Rio de Janeiro. Der Weltmeister von 1998 hat ein klares Ziel vor Augen. Die EM 2016. In zwei Jahren soll beim dritten Heimturnier innerhalb von 32 Jahren zum dritten Mal der Titel in Frankreich bleiben.

Die Spieler jammerten sehr wohl über die verpasste Chance. Mathieu Valbuena („Das ist extrem ärgerlich“) und Johan Cabaye („Wenn wir 0:3 verloren hätten, aber so...“) konnten sich mit dem Ende ihres WM-Abenteuers nicht so recht abfinden. Der glücklose Stürmerstar Karim Benzema war erstmal komplett sprachlos. „Enttäuschung, Frust Traurigkeit, diese Gefühle kann ich ihnen nicht nehmen“, sagte Deschamps.

Zu euphorisch hatte das Turnier in Brasilien mit acht Toren in zwei Spielen begonnen, doch die DFB-Elf zeigte den jungen Franzosen, dass Erfahrung ein Wert ist, der „Les Bleus“ in dieser Konstellation noch fehlt. „An dieser WM werden wir uns messen in den kommenden Jahren mit einem sehr jungen, sehr talentierten Team. Wir müssen dieses Momentum aufrechterhalten“, forderte Kapitän und Torwart Hugo Lloris.

Deschamps ist ein Analytiker. Er wird die WM mehr als einmal noch vor dem inneren Auge ablaufen lassen und seine Schlüsse ziehen. Mit Spannung ist zu erwarten, wie er die Personalie Franck Ribéry lösen wird. Der Star von Bayern München fehlte wegen seiner Rückenverletzung. Hinter nicht einmal vorgehaltener Hand wurde diskutiert, dass die Absenz dem Team nicht nachhaltig geschadet habe - zumindest bis zum Aus gegen Deutschland.

Bis ins Quartier der DFB-Elf mit seinen sieben Bayern-Profis hatte sich herumgesprochen, dass König Franck bei der Équipe tricolore offenbar nicht fürchterlich vermisst wird. Zu gut lief es am Zuckerhut, zu entspannt war die Stimmung - im Gegensatz zum atmosphärischen und sportlichen Debakel bei der WM 2010 in Südafrika mit Ribéry als einem Mitglied der Querulanten-Fraktion. Auch die Ablehnung der Einladung durch Ribéry zum Deutschland-Spiel nach Rio de Janeiro zu kommen, war ein Indiz, dass sich die Sehnsucht beiderseits in Grenzen hält.

Doch Ribéry - derzeit auf Erholungsurlaub auf Ibiza - hat, was laut Deschamps dem Team noch fehlt. Erfahrung in den großen Spielen. Eine Ausbootung des 31-Jährigen erscheint daher unwahrscheinlich. Eine Chance auf einen Titel würde Ribéry dann noch bekommen. Dass der Nachfolger schon bereit steht, bewies Antoine Griezmann, der sich längst in die Herzen der Franzosen gespielt hat. Ähnliche Sympathien wurden Ribéry in Frankreich schon lange nicht mehr entgegengebracht.

Immerhin fliegen Benzema und Co. nach Hause, ohne eine Staatskrise ausgelöst zu haben, wie noch vor vier Jahren. Die heimischen Medien gingen daher mit dem Team milde um. „Von Bedauern und Stolz“, titelte das Fachblatt „L'Équipe“. Die Zeitung „Liberation“ analysierte unter dem Titel „Adieu Rio“, man habe sein „Image erneuert“. Ein historischer Fakt mag Deschamps zusätzlich Hoffnung machen. 1982 schied Frankreich bei der WM gegen Deutschland aus. Zwei Jahre später wurde man beim Heimturnier souverän Europameister.