Neuer bereit für die „großen Momente“
Salvador (dpa) - Die ersten Trainingsparaden in der Arena Fonte Nova wartete Deutschlands Ballfänger Nummer 1 vor dem Kaltstart in die Fußball-WM gar nicht erst ab.
„Mir geht es gut, ich bin fit, ich kann alles machen“, verkündete Manuel Neuer in der Millionenstadt Salvador. Wenige Minuten nach seinem Auftritt vor der Weltpresse stellte sich der Bayern-Schlussmann erstmals ins Tor der WM-Arena, in der er am Montag gegen Portugal vor allem Tore von Cristiano Ronaldo verhindern soll. „Ich habe allen Belastungen standgehalten“, übermittelte der 28-Jährige an mögliche Skeptiker in die Heimat.
Vier Wochen und zwei Tage nach seinem Sturz auf die rechte Schulter im DFB-Pokalfinale in Berlin fühlt sich Neuer bereit. Auch Joachim Löw sieht kein Risiko in dem Einsatz seines Stammtorwarts. „Manuel Neuer hat alle Einheiten in vollem Umfang absolviert“, berichtete der Bundestrainer knapp 25 Stunden vor dem WM-Anstoß für das deutsche Team. Neuer brennt: „Ich mag diese Spiele, die großen Turniere, die großen Momente.“
Immer wieder während der vergangenen vier Wochen waren Zweifel aufgekommen, ob für Neuer die Zeit tatsächlich reichen würde, den Kapseleinriss im rechten Schultereckgelenk rechtzeitig auszuheilen. Bei den beiden letzten WM-Tests gegen Kamerun (2:2) und Armenien (6:1) stand jeweils der Dortmunder Turnier-Neuling Roman Weidenfeller im Kasten. Doch auch er hatte eigentlich immer mit Neuers Rückkehr zum ersten Gruppenspiel gerechnet.
„Er spielt ohne Spritzen, trainiert ohne Spritzen und ohne Schmerzmittel“, berichtete Bundestrainer Löw. 80 Prozent der 45 Länderspiele, bei den Neuer im Tor stand, hat die Nationalelf gewonnen.
„Natürlich hab' ich jetzt nicht ganz so viele Einheiten gehabt. Aber für mich war erstmal wichtig, dass die körperliche Fitness gegeben ist, dass ich physisch stark bin und auch nichts verliere. Und das habe ich nicht“, berichtete Neuer von der letzten Aufbauphase mit intensivem Training. Ein großes Stück hat Neuer auch seinen Ehrgeiz zurück auf den Arbeitsplatz gebracht. Er könne „auf die Zähne beißen“. Er musste sich aber in der ersten Zeit nach der Verletzung selbst bremsen, um nicht „irgendwie zu früh“ anzufangen und sich dadurch selbst zu gefährden.
Dass gegen die Portugiesen nun all seine Aktionen besonders beobachtet werden, glaubt Neuer nicht: „Warum sollte jetzt alles auf mich schauen?“, antwortete er mit einer Gegenfrage in einem ARD-Interview. Der Druck sei immer gleich. „Klar, ich habe jetzt kein Spiel mehr gemacht, aber das spielt für mich keine Rolle.“
Ein Kaltstart ins Turnier wird es trotzdem. Und Neuer wird gegen Portugal erstmals eine Abwehrreihe vor sich haben, die mit Boateng, Mertesacker, Hummels und Höwedes nur aus Innenverteidigern besteht. „Als Torwart ist man relativ glücklich“, sagte er mit einem Lächeln zu dieser robusten Verteidigungslinie. Ein Schlussmann will schließlich vor allem, dass hinten die Null steht. „Der Vorteil liegt in der Umkehrbewegung, da ist die Zweikampfstärke gegeben. Wir haben da wenig Bedenken“, sagte Neuer. Die um seine absolute Leistungsfähigkeit muss er im Ernstfall gegen Portugal zerstreuen.