Neuer hechtet wieder nach Bällen - Löw: „Kein Risiko“ bei Einsatz
Santo André (dpa) - Manuel Neuer schmiss sich auf die linke Schulter, dann warf er sich auch auf die so lange lädierte rechte Schulter. Drei Wochen nach seiner Schulterverletzung steht der 28 Jahre alte Schlussmann vom FC Bayern wieder im Torwarttraining.
Für die Indianer-Gruppe aus dem Reservat Monte Pascoal, die beim öffentlichen Training der deutschen Fußball-Nationalelf zuschaute, hatte der Torwart erst nach der schweißtreibenden Arbeit auf dem Platz einen Blick.
Löw sieht den angestrebten Einsatz seiner ehrgeizigen Nummer 1 bereits im ersten Gruppenspiel in einer Woche gegen Portugal nicht mehr als Wagnis an. „Nach aktuellem Stand wird es dieses Risiko nicht geben. Die klare Aussage der medizinischen Abteilung und auch des Spielers ist, dass er nun torwartspezifisch belastet werden kann“, sagte Löw der Nachrichtenagentur dpa: „Ich gehe daher davon aus, dass er gegen Portugal spielen kann.“
Sein Assistent Hansi Flick strich nach der zweiten Übungseinheit in Santo André nochmals die herausragende Stellung von Neuer im schwarz-rot-goldenen Team heraus. Zwar habe die Sportliche Leitung Vertrauen zu Roman Weidenfeller, der in den vergangenen zwei, drei Jahren seine Weltklasse nachgewiesen habe. „Nur, Manuel ist noch mal einen Tick besser“, betonte der künftige DFB-Sportdirektor. „Er hat Ausstrahlung und Ruhe, ist fußballerisch auf sehr hohem Niveau.“
Wegen eines Kapselanrisses in der Schulter hatte Neuer jedoch im Trainingslager in Südtirol nur Rehabilitations- und Aufbautraining bestreiten können. Sein Ersatzmann Weidenfaller stand sowohl beim 2:2-Test gegen Kamerun als auch bei der WM-Generalprobe gegen Armenien (6:1) im Tor der DFB-Elf. Der Dortmunder signalisierte dabei auf dem Platz deutlich: Ich bin bereit. Verbal aber vermied er jede Kampfansage: „Es hat keiner verdient, kurz vor einem Turnier verletzt zu sein“, unterstrich Weidenfeller.
In Brasilien streifte sich Neuer wie von Löw angekündigt wieder die Torwarthandschuhe über und wehrte im Training auch schon die ersten scharfen Schüsse von Torwarttrainer Andreas Köpke ab. „Er ist auf gutem Weg“, sagte Flick. Nach den guten Übungseinheiten zu Pfingsten klatschte Neuer erfreut mit Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ab.
Trotz der Fortschritte wird Neuer weiter nach jedem Trainingsreiz untersucht und auch behandelt, verriet Löws Assistenztrainer. Wann Neuer völlig ins Teamtraining einsteigen wird, werde man sehen. Wie bei Superstar Cristiano Ronaldo vom ersten deutschen Gruppengegner Portugal, der ebenfalls eine Verletzungspause einlegen musste, werde es bei Neuer „bis zum letzten Tag hinkommen“, prophezeite Flick.