Proteste und Streiks vier Wochen vor WM-Auftakt

São Paulo (dpa) - Mit Straßenblockaden, Sitzstreiks und brennenden Autoreifen haben tausende WM-Gegner in São Paulo vier Wochen vor dem Anpfiff der Fußball-Weltmeisterschaft ihrem Unmut Luft gemacht.

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Sie protestierten gegen die Milliarden-Kosten für das Turnier, das am 12. Juni im Itaquerão-Stadion in São Paulo mit dem Spiel Brasilien-Kroatien eröffnet wird. Die Demonstranten forderten unter anderem bezahlbare Wohnungen. Zu dem angekündigten „Internationalen Tag des Kampfes gegen die WM“ sollte es auch in anderen Städten Brasiliens sowie im Ausland Protestaktionen geben.

Etwa 2000 Menschen blockierten zeitweise die Zufahrt zum Eröffnungsstadion Arena Corinthians, das wegen seiner Lage im östlichen Stadtteil Itaquera auch Itaquerão genannt wird. In dem Viertel besetzten obdachlose Familien schon Anfang des Monats unter dem Motto „Copa do Povo“ (WM des Volkes) ein Fläche, die etwa vier Kilometer von dem neuen Stadion entfernt liegt. „Wir wollen den Widerspruch aufzeigen, der darin liegt, dass Milliarden für dieses Ereignis (WM) ausgegeben werden, während das Volk selbst Wohnungen braucht“, sagte Maria das Dores Cerqueira, eine der Organisatorinnen.

Anwohner beschwerten sich über Immobilien-Spekulationen in dem Stadtteil. Für viele seien die Mieten unbezahlbar geworden. Bei der Protestaktion zündeten die Demonstranten auch einige Autoreifen an. Die Polizei war im Einsatz. Zusammenstöße wurden nicht gemeldet. Auf der Avenida Paulista, der zentralen Einkaufs- und Bankenstraße der Elf-Millionen-Metropole, blockierten rund 100 Demonstranten mit einem Sitzstreik vorübergehend den Verkehr.

In der Hauptstadt Brasília besetzten einige Demonstranten das Gebäude der öffentlichen Entwicklungsgesellschaft Terracap, die auch für das WM-Stadion „Estádio Mané Garrincha“ verantwortlich ist. Die Arena ist mit Kosten von schätzungsweise 1,4 Milliarden Reais (458 Mio Euro) das teuerste WM-Stadion des Turniers.

Nach Regierungsangaben werden für die Weltmeisterschaft insgesamt 26,5 Milliarden Reas (8,7 Mrd. Euro) investiert. Davon stammen rund 84 Prozent aus öffentlichen Mitteln. Über ein Drittel des Geldes floss in Projekte für den öffentlichen Nahverkehr, rund 28 Prozent wurden für die WM-Stadien ausgegeben und 26,5 Prozent für Flughäfen.

Im nordöstlichen Bundesstaat Pernambuco, in dessen Hauptstadt Recife die DFB-Elf am 26. Juni ihr Gruppenspiel gegen die USA bestreitet, wird die WM-Stimmung durch einen Streik der Polizisten und Feuerwehrleute getrübt. Sie wollen mit dem gerichtlich als illegal eingestuften Ausstand höhere Gehälter durchsetzen. Die Zentralregierung ordnete die Entsendung zusätzlicher Sicherheitskräfte in die Region an. Sie sollen bis zum Ende des Ausstands für Ordnung sorgen.

Die WM wird vom 12. Juni bis 13. Juli in zwölf brasilianischen Städten ausgetragen. 2013 waren zum Confederations Cup bis zu eine Million Menschen aus Protest gegen Korruption, Misswirtschaft und die Milliarden-Ausgaben für die WM auf die Straße gegangen.