Rückschlag: Italien nach Montolivos WM-Aus unter Schock

London (dpa) - Die Sorgenfalten auf Cesare Prandellis Stirn wurden immer tiefer, als Riccardo Montolivo mit einer Trage vom Platz gebracht wurde. Der Schienbeinbruch und das WM-Aus für Italiens Mittelfeldspieler schockierten den Fußball-Nationaltrainer und sein Team.

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„Im Moment sind wir wie betäubt, es ist nicht leicht, mit so einem Rückschlag umzugehen“, klagte Prandelli nach dem 0:0 im WM-Test gegen Irland, der für ihn zur Nebensache wurde. „Wie soll man ein Urteil über das Spiel abgeben, wenn man sich auf eine WM vorbereitet und sich in der ersten Halbzeit zwei Spieler verletzen?“

Montolivos Ausfall ist ein schwerer Schlag für die Azzurri, während sich die Kopfverletzung des ebenfalls ausgewechselten Alberto Aquilani als weniger schlimm herausstellte. Der Mittelfeldspieler steht ebenso in dem bekanntgegebenen WM-Kader der Azzurri wie Routinier Antonio Cassano und der voraussichtlich zum BVB wechselnde Stürmer Ciro Immobile. Für den verletzten Montolivo bekommt Marco Verratti von Paris St. Germain eine Chance.

Gegen Irland schonte Prandelli Stammspieler wie Kapitän Gianluigi Buffon, Regisseur Andrea Pirlo und Stürmer Mario Balotelli, um einigen Wackelkandidaten eine Chance zu geben. Neben Verratti nutzte diese auch Matteo Darmian in seinem ersten Länderspiel. Nicht im WM-Kader steht hingegen der lange verletzte Stürmer Giuseppe Rossi, der in 70 Minuten gegen Irland nicht überzeugen konnte. Die weiteren sechs aus dem Kader gestrichenen Profis kamen nicht zum Einsatz.

Dennoch gab die Leistung des viermaligen Weltmeisters im ersten von drei Testspielen vor dem am 12. Juni beginnenden Turnier wenig Anlass zum Optimismus. „Natürlich hat uns die Verletzung von Montolivo etwas gebremst, aber das sollte keine Ausrede sein“, erklärte Stürmer Ciro Immobile. „Wir hatten schwere Beine, weil die letzten Tage sehr anstrengend waren.“ Italien war vor allem in der Defensive anfällig und hatte bei einem Lattentreffer der Iren kurz vor Schluss Glück.

Umso schwerer wiegt der Ausfall Montolivos, der im Mittelfeld neben Routinier Pirlo als Stabilisator gesetzt war. In einem Zweikampf mit Alex Pearce in der neunten Minute bekam der 29-Jährige einen Schlag auf das linke Schienbein, musste minutenlang behandelt werden. „Es ist gebrochen“, klagte der Deutsch-Italiener danach und nahm damit die spätere Diagnose vorweg. „Riccardo ist für diese Mannschaft ein Vorbild geworden, auch mit seinem Verhalten“, sagte Prandelli.

Nach den Untersuchungen im Krankenhaus wurde Montolivo nach Mailand geflogen, wo er am Montag operiert werden soll. Dem Profi vom AC Mailand drohen drei bis vier Monate Pause. „Montolivo oh nein!!!“, titelte die „Gazzetta dello Sport“. „Ein gewaltiger Schlag für unsere WM-Hoffnungen.“ Sein Teamkollege Daniele De Rossi urteilte: „Die Verletzung ist ein böser Schlag, aus menschlicher und fußballerischer Sicht. Aber paradoxerweise könnte uns das näher zusammenbringen.“

Von seiner WM-Form zeigte sich Italien in der Partie gegen Irland jedenfalls weit entfernt. Knapp zwei Wochen bleiben Trainer Prandelli bis zum wichtigen Auftaktspiel gegen England, um die Mannschaft vorzubereiten. Weitere Chancen, um den Rhythmus für das Turnier zu finden, hat die Mannschaft noch in den beiden Testspielen gegen Luxemburg und den brasilianischen Club Fluminense.