Im WM-Fokus Russland sucht den Superstar: Messi, Ronaldo oder Salah?
Frankfurt/Main (dpa) - Endlich Lionel Messi? Oder doch Cristiano Ronaldo? Warum nicht Mohamed Salah oder James Rodríguez? Oder Thomas Müller? Russland sucht den Superstar der Weltmeisterschaft.
Empfehlen für den Goldenen Ball als bester Spieler oder den Goldenen Schuh als erfolgreichster Torjäger kann sich nur einer, dessen Team nicht schon in der Vorrunde rausfliegt. Als wahrer Protagonist eines Endrundenturniers darf sich ein Fußballer fühlen, der seine Mannschaft zum Titel führt - so wie Franz Beckenbauer Deutschland 1974, Zinedine Zidane Frankreich 1998, Ronaldo Brasilien 2002 oder Andrés Iniesta Spanien 2010.
In die Galerie der ganz Großen will sich Thomas Müller wieder einreihen. Der 28-Jährige glänzte bei seiner ersten WM 2010 als Torschützenkönig, traf 2014 ebenfalls fünfmal und könnte nun den erfolgreichsten Goalgetter der WM-Historie aus dem eigenen Betreuerteam übertrumpfen: Miroslav Klose führt die Rekordliste mit 16 Toren an. Bereits nach dem Triumph 2014 in Brasilien hatte Müller launig angekündigt: „Aufgepasst, Miro: Ich bleibe dir auf den Fersen - sonst wäre ich in der Nationalmannschaft am falschen Platz. Altersmäßig hast du ja noch ein paar Jahre Vorsprung.“
Persönliche Auszeichnungen hat Messi schon zu Genüge, doch nur der WM-Titel bei seiner vierten Teilnahme mit Argentinien würde den dann 31 Jahre alten fünffachen Weltfußballer auf die allerhöchste Stufe stellen und die Final-Niederlage von 2014 vergessen lassen. Als Europameister kommt sein Dauerrivale: Cristiano Ronaldos portugiesisches Team zählt aber nicht zu den absoluten Topfavoriten für Russland.
Dass bei der WM ein Nobody wie 1990 Kameruns Roger Milla mit 38 Jahren einen Außenseiter ins Viertelfinale schießt und seine Jubeltänzchen an der Eckfahne zelebriert, ist im heutigen medial durchleuchteten Hochgeschwindigkeitsfußball unvorstellbar. So kommen die Kandidaten für eine WM-Hauptrolle aus den europäischen Top-Ligen.
Allen voran Mohamed Salah (25), Spieler des Jahres und Rekordtorschütze (32 Treffer in 38 Spielen) in der englischen Premier League. Doch ob er bei Außenseiter Ägypten ähnlich gute Vorlagengeber vorfindet wie beim FC Liverpool, ist zu bezweifeln. Auch Polen ist von seinem Stürmerstar abhängig: Seit der EM 2016 hat die Mannschaft in allen fünf Partien, in denen Bundesliga-Torschützenkönig Robert Lewandowski kein Tor erzielte, auch nicht gewonnen.
Für den Bayern-Profi wird es wahrscheinlich schwer bei der WM ohne Weltstars wie in München neben sich. Andererseits: Lewandowskis Bayern-Kollege James Rodríguez hatte vor vier Jahren mit sechs Toren den Goldenen Schuh bei der WM erhalten. Der Kolumbianer spielte sich zuletzt mit starken Leistungen in der Bundesliga in WM-Form.
Und auch Harry Kane (30 Treffer für Tottenham Hotspur) könnte mit dem wiedererstarkten englischen Team groß rauskommen. Bei WM-Mitfavorit Spanien will Isco die Welt-Bühne nutzen. Der Mittelfeldspieler hat den Vorteil, dass er in dieser Saison - öfter als ihm lieb war - Kräfte sparen konnte, da Real Madrids Coach Zidane nicht immer auf ihn setzte. Und Zidanes Franzosen? Da drängt sich Stürmer Antoine Griezmann von Europa-League-Sieger Atlético Madrid als WM-Star auf.
Neymar, der teuerste Spieler der Welt, galt vor seiner Fußverletzung als Brasiliens größte Hoffnung. Jetzt muss der 220-Millionen-Euro-Mann erst richtig fit werden. Ansonsten stehen in der Seleção Gabriel Jesus von Manchester City und Roberto Firmino vom FC Liverpool parat. Vielleicht aber verhilft einer Brasilien zum sechsten WM-Titel, der schon mal optisch heraussticht: Wuschelkopf und Flügelflitzer Marcelo fährt als einer der derzeit besten Profis der Welt nach Russland.