Bald-Schalker Salif Sané lebt seinen Traum - „Genieße das Maximum“

Kaluga/Jekaterinburg (dpa) - Mit der Ruhe weit draußen in Kaluga ist es vorbei. Zahlreiche japanische Journalisten haben den gut 180 Kilometer langen und beschwerlichen Trip von Moskau in die Industriestadt auf sich genommen, um den nächsten Gegner Senegal zu inspizieren.

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Die vielen Kameras waren dabei vor dem zweiten WM-Gruppenspiel am Sonntag in Jekaterinburg (17.00 Uhr) auch verstärkt auf Bundesligaprofi Salif Sané gerichtet. Schließlich hatte der zukünftige Schalker den polnischen Superstar Robert Lewandowski mit einer überragenden Vorstellung ausgeschaltet.

Nun also die kleinen quirligen Japaner um den Dortmunder Shinji Kagawa, die Sané aber keine schlaflosen Nächte bereiten. „Ob Lewandowski oder wer auch immer, sie machen mir keine Angst“, sagt der Verteidiger, der sich wie in einem Traum wähnt. Erst die überragende Saison bei Hannover 96, dann das WM-Ticket und schließlich nächste Saison die Champions-League-Bühne mit dem FC Schalke 04. „Davon träumt jedes Kind. Ich habe ein Niveau erreicht und genieße das Maximum“, sagt der Defensivspezialist mit dem Gardemaß von 1,96 Metern.

Dabei ist seine Stammposition eigentlich im defensiven Mittelfeld. Doch weil Vizekapitän Kara Mbodji nach langer Verletzung noch nicht sein altes Niveau wieder erreicht hat, bildet er nun zusammen mit Kalidou Koulibaly vom SSC Neapel die Innenverteidigung. „Ich spiele da, wo der Trainer mich braucht“, betont Sané.

Bis zur WM als Karriere-Höhepunkt war es ein harter Weg, der bei Sané mit vielen Zweifeln verbunden war. 2013 hatte er sein Heimatland Frankreich - Sané wurde in einem Vorort von Bordeaux geboren - verlassen und einen Vertrag in Hannover unterschrieben. „Es war kompliziert. Ich musste mich entscheiden zwischen den Freunden, dem Viertel und dem Fußball. Ich musste einige Opfer bringen“, sagt der 27-Jährige, der bei 96 nicht nur schöne Tage erlebte. 2014 wurde er wegen Undiszipliniertheiten in die zweite Mannschaft abgeschoben. BV Cloppenburg statt Bayern München - eine harte Erfahrung. Und auch nach dem Abstieg in die Zweite Liga vor zwei Jahren gab es einige Dissonanzen. Sané wollte weg, durfte aber nicht.

Am Ende war es die goldrichtige Entscheidung. In Hannover entwickelte sich der jüngere Bruder des Ex-Bremers Lamine Sané zu einem internationalen Top-Spieler, beim Abschied im Mai flossen viele Tränen - bei den Fans wie bei Sané. Doch der Sohn senegalesischer Einwanderer will den nächsten Schritt machen. Dank einer Ausstiegsklausel in Höhe von acht Millionen Euro griff Schalke zu. Manager Christian Heidel dürfte froh sein, dass er den Coup noch vor der WM bewerkstelligt hat.

Denn wer weiß, wohin der Weg Senegals bei der WM noch führt. „Wir sind eine neue Generation, wir wollen unsere eigene Geschichte schreiben, das Potenzial ist da“, sagt Sané mit Blick auf die Vergleiche zu 2002, als die Westafrikaner bei ihrer erstmaligen WM-Teilnahme bis ins Viertelfinale gestürmt waren. Die gute Stimmung sei die große Stärke des Teams, es gebe keine Gruppen, betont er. Die japanischen Zaungäste konnten sich davon ein Bild machen.