Historische WM-Erfahrung Stolzes Panama: „Ganze Nation glücklich“

Sotschi (dpa) - Die schönste Niederlage ihrer Karriere werden Panamas WM-Neulinge ganz sicher nie vergessen. Kapitän Roman Torres waren schon vor dem historischen Anpfiff im Olympiastadion in Sotschi die Freudentränen gekommen.

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Auch lange nach dem 0:3 gegen die klar überlegenen Belgier wirkte der bullige Verteidiger mit den Dreadlocks noch angefasst. „Alle Leute in Panama, auch wir, sind sehr glücklich für das, was wir erleben durften“, sagte der 32-Jährige mit einem milden Lächeln auf dem Gesicht. Enttäuscht sei er wegen der Niederlage daher auch nicht: Nur „ein bisschen traurig“.

Die rund vier Millionen Einwohner in dem zentralamerikanischen Staat feierten am Montag eine große Party, in Panama-Stadt stand zeitweise der Verkehr still. Tausende Fans hatten die Mannschaft sogar zum WM-Debüt an die weit entfernte russische Schwarzmeerküste begleitet. „Vamos, vamos Panama!“, hallte es immer wieder von den Rängen. Schon der Countdown zum Anstoß wurde mit frenetischem Jubel begleitet.

Das erste Gefühl für diesen besonderen Moment hatte Kapitän Torres aber schon bei der Nationalhymne bekommen. „Es ist sehr emotional, die Nationalhymne während einer WM zu hören. Das ist historisch“, sagte Torres. „Mir sind die Tränen gekommen, ich war sehr glücklich.“

Seinen Platz in den Geschichtsbüchern des panamaischen Fußballs hatte der Abwehrspieler schon vor dem WM-Debüt sicher. Am 10. Oktober des vergangenen Jahres hatte er sein Land mit einem späten Tor zum 2:1-Sieg gegen Costa Rica und damit zur ersten WM-Teilnahme überhaupt geschossen.

Auf einem Video des Treffers ist zu sehen, wie Torres in der 88. Minute mit der ganzen Wucht seines Körpers seinen Gegenspieler abdrängt und anschließend zu einem Spannschuss in die Luft springt: Der Ball schlägt unter der Latte von Costa Ricas Tor ein, Torres reißt sich sein Trikot vom Leib, das Stadion bebt.

Fast ein Jahr später nach der Niederlage gegen die Belgier war auch deswegen Panamas Trainer Hernan Dario Gomez keineswegs enttäuscht. „Wie auch immer das Ergebnis war“, sagte der 62-jährige Kolumbianer. „Ich denke, dass meine Jungs sehr glücklich sind. Die ganze Nation ist glücklich. Das war eine unglaubliche Erfahrung für uns.“ Und eine, bei der sich sein Team über weite Strecken teuer verkauft hat.

Trost gab es auch vom deutschen Ex-Nationalspieler Kevin Kuranyi, der in Panama aufgewachsen ist. „Die Niederlage ist keine Schande. Bei Belgien ist der Marktwert eines Top-Spielers deutlich höher als der des gesamten Kaders von Panama“, sagte der 36-Jährige am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

Mit großer Leidenschaft stemmte sie sich vor 43.257 Zuschauern gegen die Offensivgewalt der hochveranlagten Belgier. Immer wieder rannten Kevin De Bruyne, Eden Hazard und Co. im ersten Durchgang an. Immer wieder rannten sie sich im Defensivverbund der Panamaer fest.

Erst im zweiten Durchgang setzte sich die Klasse des Mitfavoriten durch. Dries Mertens (47. Minute) und Romelu Lukaku (69./75.) sorgten für den verdienten Sieg. Die außergewöhnliche Russland-Reise des wegen des Panama-Kanals als „Los Canaleros“ bezeichneten Nationalteams wird das jedoch nicht weniger außergewöhnlich machen.

Der nächste Höhepunkt steht schon an: Am Sonntag trifft der krasse Außenseiter auf England. „Das wird genauso schwierig“, weiß Trainer Gomez, der als einziger in Panamas Team schon WM-Erfahrung vorweisen kann. 1998 in Frankreich trainierte er sein Heimatland Kolumbien, 2002 in Japan und Südkorea war er Trainer Ecuadors. „Aber heute habe ich mich gefühlt, als wäre es mein erstes Spiel“, sagte er.