Dauerthema: Die Konteranfälligkeit Was die DFB-Elf tun muss, um sicher weiter zu sein

Wie ist die Konstellation in der deutschen Gruppe genau? Was die Elf von Jogi Löw tun muss, um unabhängig vom Ergebnis im Parallelspiel den Achtelfinal-Einzug zu schaffen.

Nach einem Foul an Schwedens Marcus Berg sah Boateng Gelb-Rot. Gegen Südkorea fehlt er deshalb.

Foto: Andreas Gebert

Kasan Zweites von sechs möglichen Endspielen auf dem Weg zur Verteidigung des WM-Titels: Gewinnt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft heute in Kasan (16 Uhr/ZDF) mit zwei Toren Unterschied gegen Südkorea, ist der Achtelfinal-Einzug sicher.

Jérôme Boateng ist nach seinem Platzverweis gesperrt, Sebastian Rudy fehlt verletzt. „Es war ein mehrfacher Nasenbeinbruch, der unter Vollnarkose operiert worden ist. Da macht sein Einsatz, auch mit Maske, keinen Sinn“, sagte Löw am Dienstagabend.

Boatengs Platz in der Innenverteidigung sollte der von seiner Halswirbelverletzung genesene Mats Hummels einnehmen: „Er hat zwei Tage trainiert und keine Probleme mehr“, so Löw. Auf der Sechserposition hatte Ilkay Gündogan gegen Schweden Rudys Rolle übernommen, er ist mit seiner Ballsicherheit und Wendigkeit gegen flinke Südkoreaner auch eine Option. Möglich ist auch, dass Löw dem kräftigeren Sami Khedira eine neue Chance gibt.

Vielleicht die Nominierung von Niklas Süle neben seinem Bayern-Kollegen Hummels — anstelle des gegen Schweden ab und an unsicheren Antonio Rüdiger. Dazu stellt sich die große Frage nach Mesut Özil, der gegen Schweden erstmals seit 2010 nicht in einem Endrundenspiel eines großen Turniers von Beginn an randurfte und in Sotschi deshalb durchaus einen gekränkten Eindruck machte. „Er hat im Training die richtige Reaktion gezeigt und ist natürlich eine Option“, sagte Löw nun. Worüber er nicht sprach: Özil ist kein Spieler, den man einwechselt. Beginnt er, dürfte Reus auf den Flügel rücken. Folglich bliebe für Timo Werner oder Mario Gomez nur ein Platz in der Startelf — was Löw vielleicht gar nicht tragisch findet, da beide auch als Einwechselspieler eine Waffe sein können. Demonstrativ den Rücken stärkte der Bundestrainer dem bis dato eher schwachen Thomas Müller: „Wer ihn kennt, weiß, dass er auch nach einem oder sogar zwei schlechten Spielen positiv nach vorn guckt.“

DFB-Büroleiter Georg Behlau und Ulrich Voigt aus der Medienabteilung verzichten nach dem provozierenden Siegjubel in Richtung der schwedischen Bank in Sotschi diesmal freiwillig auf Aktivitäten im Stadion-Innenraum. Die Disziplinarkommission der FIFA verurteilte das Duo indes wegen „unsportlichen Verhaltens“ zu jeweils 4340 Euro Geldstrafe und sprach Rügen aus. Berücksichtigt wurde, dass sich Funktionäre wie DFB bei den Schweden zeitnah entschuldigt hatten.

Deutschland wird versuchen, durch Kombinationsspiel Dauerdruck aufzubauen — und keine Ballverluste zu produzieren. „Sie haben drei, vier sehr schnelle Spieler“, sagte Löw, der zugab, dass die Konteranfälligkeit ein Dauerthema ist: Seit November letzten Jahres hat die Nationalelf stets mindestens ein Gegentor kassiert — passiert dies erneut, wird es schwer mit einem Sieg mit zwei Toren Differenz. „Gegen Schweden war unsere Umschaltbewegung doppelt so gut wie gegen Mexiko — aber es geht noch viel besser“, so der Bundestrainer. Wichtig wird sein, dass seine Elf gleich das Kommando übernimmt und nicht abgibt — ein Kraftakt des Hinterherlaufens wie gegen Schweden gelingt nicht immer, erst recht nicht bei erwarteten 30 Grad und schwüler Hitze in Kasan am Mittwochnachmittag.