Alle 23 Akteure fit WM: Löw will gegen Mexiko "ein Zeichen setzen" - So könnte die Aufstellung aussehen
Moskau. Jetzt müssen Pflichtspiel-Jubilar Joachim Löw und seine Fußball-Weltmeister liefern.
Drei Jahre, elf Monate und vier Tage nach dem Triumph in Brasilien soll im aufwendig rekonstruierten Moskauer Luschniki-Stadion der erste Sieg auf dem Weg zur historischen deutschen Titelverteidigung gelingen und die erstarkte Konkurrenz gleich wieder zum Staunen gebracht werden. „Wir wollen ein Zeichen setzen gegen Mexiko“, sagte ein entschlossener Bundestrainer am Samstag in der russischen Hauptstadt ohne eine Spur von Hektik.
Löw wischte mit dem Wissen um die Stärke seines Personals und der eigenen Erfahrungen vor dem ersten Gruppenspiel am Sonntag (17.00 Uhr) Restzweifel am Zustand seines Teams und speziell an Spielmacher Mesut Özil einfach weg. „Alle Spieler sind fit. Der Pegel der Anspannung steigt ständig“, berichtete Löw vor seinem 100. Pflichtspiel als Bundestrainer. Alle seien froh, dass es nach vielen quälenden Vorbereitungstagen, mauen Testspielen und Diskussionen um die Erdogan-Affäre von Özil und Ilkay Gündogan endlich losgehe.
Der von Löw stets geförderte Özil hat in dieser Woche in Watutinki noch zwei zusätzliche Trainingseinheiten eingelegt. „Er ist einsatzfähig, er ist fit und macht einen guten Eindruck“, berichtete der Chefcoach. Zwar wollte sich der 58-Jährige über seine Startelf in der offiziellen FIFA-Pressekonferenz wie üblich noch nicht äußern: Dass neben Spielmacher Özil noch weitere sieben Brasilien-Sieger von 2014 und dazu die Confed-Cup-Sieger Joshua Kimmich, Jonas Hector und Timo Werner auflaufen sollen, ist aber kein Geheimnis mehr. Im ZDF bestätigte Löw zudem, dass der Ex-Schalker Julian Draxler beginnt.
„Wir haben alles ausgerichtet auf das erste Spiel“, betonte Löw. Dafür nahm er - wie schon in der Vergangenheit - auch in Kauf, „dass in der Vorbereitung mal einiges schiefgeht“. Wenn es darauf ankam, waren seine Teams immer da. Seit 2008 hat Deutschland alle ersten Turnierspiele mit dem makellosen Torverhältnis von 13:0 gewonnen. „Das hat mit dem Selbstbewusstsein der Spieler zu tun“, sagte Löw: Ich hoffe, dass es jetzt auch gelingt, obwohl wir einen sehr starken Gegner haben.“ Mexiko steht in der Weltrangliste auf Rang 15.
Der TV-Konsum des 5:0 von Gastgeber Russland im WM-Eröffnungsspiel und vor allem des 3:3-Spektakels zwischen Spanien und Portugal hat bei Löw und seinen Spielern die Lust noch vermehrt. „Wir haben WM pur gesehen. Das ist das, was eine WM ausmacht“, sagte der Bundestrainer: „Spannung, zwei tolle Mannschaften, technisch sehr, sehr gut und mit spektakulären Toren. Das war schon ein Genuss.“ Zugleich war es eine Bestätigung seiner Prognose, dass Topnationen wie Brasilien, Spanien oder Frankreich stärker auftreten werden als vor vier Jahren.
Trotzdem möchte Löw in Russland Fußball-Geschichte schreiben. Was seinen Vorgängern nach den Siegen 1954, 1974 und 1990 nicht glückte, soll nun gelingen. „Es ist das Allerschwierigste überhaupt“, sagte Löw am Tag vor dem Mexiko-Spiel. Der gebürtige Schwarzwälder kann als erster Bundestrainer einen WM-Titel verteidigen und sich damit in den Annalen des DFB ganz oben über Sepp Herberger, Helmut Schön und Franz Beckenbauer verewigen. „Eine solche Explosion der Gefühle“ wie am 13. Juli 2014 im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro will Löw noch einmal erleben.
Nur Italien 1934 und 1938 sowie Brasilien 1958 und 1962 gelang der WM-Triumph zweimal nacheinander. Vittorio Pozzo aus Turin, der 29 Jahre italienischer Nationalcoach war, gelang als bisher einzigem Trainer die Titelverteidigung. „Seit gefühlten 70, 80 Jahren hat es niemand geschafft, weil sich die anderen Mannschaften auch weiterentwickeln“, bemerkte Löw beinahe ehrfürchtig.
„Ich traue der Mannschaft viel zu, sie hat eine große Qualität. Viele Spieler haben Erfahrung auf dem absoluten Topniveau“, sagte Philipp Lahm. Nach seinem Karriere-Ende ist der Weltmeister-Kapitän in Moskau als DFB-Delegationsmitglied auf der Tribüne dabei. „Manuel Neuer wird das Tor sauberhalten, in der Offensive werden wir etwas ausrichten - ich tippe, dass wir 2:0 gewinnen“, sagte Präsident Reinhard Grindel.
Kapitän Neuer hat es tatsächlich geschafft, nach achtmonatiger Verletzungspause den Wettlauf gegen die Zeit zu gewinnen. „Er macht einen sehr selbstsicheren und selbstbewussten Eindruck. Das ist der Manuel Neuer, den wir eigentlich kennen“, bestätigte Löw.
Alle drei bisherigen WM-Spiele gegen Mexiko gewann Deutschland. Im Vorjahr beim Confed Cup gab es ein klares 4:1. Vielleicht habe man dabei „hier und da eine Verwundbarkeit von Mexiko festgestellt“, sagte der damalige Kapitän Draxler. Aber das sollte man nicht überbewerten, sagte der 24-Jährige: „Es wird ein ganz anderes Spiel.“
Deutschland: 1 Neuer (Bayern München/32 Jahre/76 Länderspiele) - 18 Kimmich (Bayern München/23/29), 17 Boateng (Bayern München/29/71), 5 Hummels (Bayern München/29/64), 3 Hector (1. FC Köln/28/38) - 6 Khedira (Juventus Turin/31/75), 8 Kroos (Real Madrid/28/83) - 13 Müller (Bayern München/28/91), 10 Özil (FC Arsenal/29/90), 7 Draxler (Paris Saint-Germain/24/44) - 9 Werner (RB Leipzig/22/14)
Mexiko: 13 Ochoa (Standard Lüttich/32 Jahre/94 Länderspiele) — 3 Salcedo (Eintracht Frankfurt/24/21), 2 Ayala (Tigres UANL/31/43), 15 Moreno (Real Sociedad San Sebastián/30/92), 7 Layún (FC Sevilla/29/64) — 16 Herrera (FC Porto/28/66) — 6 J. dos Santos (Los Angeles Galaxy/28/37), 18 Guardado (Betis Sevilla/31/147) — 11 Vela (Los Angeles FC/29/26), 14 Chicharito (West Ham United/30/102), 22 Lozano (PSV Eindhoven/22/28)
Schiedsrichter: Alireza Faghani (Iran)
dpa