Fußball-Regionalliga Der Wuppertaler SV lässt schon System erkennen
Köln/Wuppertal · Beim 2:0 gegen Fortuna Köln im ersten Test setzt der Regionalligist zwölf Neue und zwei Gastspieler ein und zeigt viele gute Ansätze.
Mit einem guten Gefühl verließ der WSV-Tross am Samstag Nachmittag das Kölner Südstadion. Wie sechs Wochen zuvor im letzten Meisterschaftsspiel hatte der Fußball-Regionalligist auch das erste Testspiel in der Vorbereitung souverän gewonnen. Damals hatte es 4:2 geheißen, diesmal hieß es 2:0. Und auch wenn beide Partien allein aufgrund der Umstände kaum zu vergleichen sind, gab es doch eine Parallele: Der WSV war die deutlich reifere Mannschaft, mit der klareren Spielanlage. Obwohl in der ersten Halbzeit nur drei Spieler aus dem alten Kader auf dem Platz standen, insgesamt 13 Neue plus zwei Gastspieler eingesetzt wurden, war die Idee, die der WSV verfolgt, schon deutlich erkennbar: Flügelspiel mit zwei Schienenspielern neben der Dreier-Abwehrkette, daneben aber auch immer wieder Spiel in die Tiefe auf die zwei Spitzen, kompakte Abwehr mit einer Dreier-Innenverteidigung.
„Wir wollten das erste Spiel gern gewinnen, um uns Selbstvertrauen zu holen und die neuen Jungs schnell zu integrieren. Damit bin ich heute zufrieden“, sagte Trainer Hüzeyfe Dogan nach dem Spiel. Man werde das Spiel aber mit Sicherheit auch nicht überbewerten, auch wenn man gegen einen Regionalliga-Konkurrenten gespielt habe.
Die Kölner sind allerdings nach einem Umbruch noch auf der Suche nach Orientierung. Sie dürften trotz eines tollen Umfelds – mehr als 500 Zuschauer wollten dieses auch für die Fortuna erste Testspiel sehen – zunächst einmal kleinere Brötchen backen müssen als der WSV, der erneut an der Ligaspitze ein gewichtiges Wort mitsprechen will. Kölns Trainer Markus von Ahlen konnte mit Abwehrspieler Tim Brdaric aus Wattenscheid und Offensivmann Marvin Mika aus Lippstadt erst zwei Zugänge einsetzen, hatte zudem sieben Probespieler dabei. Darunter war mit Giulio Multari ein Ex-WSVer. In der Sturmmitte testete er 60 Minuten den talentierten Tim Birkenheuer aus der eigenen A-Jugend, der dann von Leon Demaj abgelöst wurde, der nach seinem Kreuzbandriss erst wieder herankommen muss.
Sturmduo Beckhoff/Marceta
weiß zu gefallen
So war es kein Wunder, dass der WSV die Initiative übernahm. Was gleich auffiel: Das Sturmduo Phil Beckhoff und Damjan Marceta könnte passen. Beckhoff startete immer wieder in die Tiefe, suchte dann Mittelstürmer Marceta, der stets schnell nachrückte. Wie beim 1:0 kurz vor dem Pausenpfiff, als er wie ein Torpedo mit den Füßen voran in den Querpass von Beckhoff schnellte. Marceta hätte bereits nach 17 Minuten treffen können, als Abwehrchef Lion Schweers einen langen Diagonalball auf den rechts nach vorne stürmenden Außen Philipp Hanke spielte und der Marceta mit einem Lupfer am zweiten Pfosten bediente. Der aus Rödinghausen gekommene 29-Jährige riskierte eine Direktabnahme aus der Luft, verzog allerdings. Dass Marceta durchaus die technischen Fähigkeiten besitzt, einen solchen Ball auch zu verwandeln zeigte er mehrfach mit guter Ballannahme und erkennbarem Spielverständnis.
In der Dreierkette standen vor der Pause neben dem schon sehr souveränen Lion Schweers, der die Kapitänsbinde trug und immer dann da war, wenn es mal brenzlig hätte werden können, Zugang Mert Göckan links und Ilhan Altuntas. Die Verpflichtung von Altuntas scheint nur noch eine Formsache zu sein, wenn Viktoria Köln bereit ist, den Vertrag mit ihm aufzulösen. „Ich glaube die sind sich schon einig“, meinte Stephan Küsters, bis Frühjahr dieses Jahres noch Sportlicher Leiter beim WSV und nun bei der Viktoria. Er wohnt ja in der Nähe und ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen, mal bei den alten Kollegen vorbeizuschauen. Genau wie die Ex-Stürmer Roman Prokoph, der bald auf Europareise geht, und Semih Güler, für den erst am Montag die Vorbereitung mit Zweitligist Rostock beginnt. „Der WSV hat da eine gute Mannschaft zusammen“, lobte Küsters. „Die Formationen in beiden Halbzeiten waren fast gleich stark“, befand Prokoph.
Kein Leistungsabfall
nach der Pause
In der Tat war kein Leistungsabfall zu verzeichnen, als Dogan bei Backofentemperaturen zur Pause fast komplett durchwechselte. Kevin Pytlik, der nun die Kapitänsbinde trug und Routinier Niklas Dams in der Innenverteidigung, zunächst noch mit Göckan und später mit dem erfrischend aufspielenden Noch-A-Jugendlichen Kilian Bielitza, ließen ebenfalls nichts anbrennen. Und nach vorne arbeitete sich der WSV erneut gute Chancen heraus. Schon nach 56 Minuten erzielte der aus der A-Jugend gekommene Jef Tchouangue nach Doppelpass zwischen Rechtsverteidiger Davide Itter (er stand Philipp Hanke nur wenig nach) und Gastspieler Ayala Cardoniz per Kopf das 2:0 und hatte auch sonst noch einige gute Szenen. Das Sturmduo Tchouangue und Cardoniz wurde auch von der linken Seite gut bedient, wo jetzt Kevin Hagemann spielte. Und zwar so, als hätte es keine Sommerpause gegeben. Aus ganz spitzem Winkel traf „Hage“ nach 80 Minuten nur den Pfosten, sonst wäre der Sieg noch höher ausgefallen. „Es war ja unser Ziel, auf jeder Position wechseln zu können, ohne einen Qualitätsverlust zu haben“, sagte Hüzeyfe Dogan. Zumindest an diesem Samstag sah das schon ganz gut aus. Der nächste Testgegner wird dann allerdings höhere Anforderungen stellen. Dogan: „Zweitligist Paderborn ist ein anderes Kaliber, auch wenn sie ebenfalls noch am Anfang der Vorbereitung sind.“