Fußball Im großen Finale fehlt dem WSV nur ein Tor

Beim 1:2 bringt der WSV Drittligist Uerdingen am Ende in Bedrängnis. Die Fans helfen mit.

Das hätte es sein müssen: In der Nachspielzeit zielt Gino Winmüller (am Boden) knapp am Tor vorbei. Kevin Hagemann hadert.

Foto: Kurt Keil

Es war das Spiel des Jahres, das sich so viele beim Wuppertaler SV gewünscht hatten. Nur das Resultat stimmte am Samstag nach 98 aufregenden Minuten im Finale des Fußball-Niederrheinpokals gegen Drittligist KFC Uerdingen aus Wuppertaler Sicht nicht. Nach dem 1:2 (1:1) sind die Träume davon, in der kommenden Saison im DFB-Pokal spielen zu dürfen,  zerplatzt und damit die Aussicht auf eine sechsstellige Einnahme, die der Verein in der aktuellen Situation sehr gut gebrauchen könnte.

Es war aber seit langem mal wieder ein großes Fußball-Ereignis, das die wohl  gut 10 000 Zuschauer  - offiziell 9192 zahlende - miterleben durften. WSV-Vorstandssprecher Alexander Eichner sprach bei aller Traurigkeit über die Niederlage von einem starken Lebenszeichen des WSV und lobte die Fans, die die Mannschaft toll unterstützt hätten.

In der Tat war die Anfeuerung über die gesamte Partie gut. In den letzten zehn Minuten war sie sogar überwältigend, als der WSV vehement auf den Ausgleich drückte und den Favoriten ins Wanken brachte.  „Die Beine wurden in der Schlussphase natürlich schwerer, aber die Fans haben uns getragen“, sagte WSV-Stürmer Kevin Hagemann. Er hätte zum Helden werden können, doch bei der wohl größten von zahlreichen Ausgleichschancen, die der WSV sich in der Schlussphase herausgespielt hatte bugsierte der mit nach vorne geeilte Gino Windmüller den Ball aus kurzer Distanz knapp am Tor vorbei, statt ihn zum noch besser  postierten Hagemann durchzulassen. „In dem Augenblick hätte ich mir ein Loch graben können“, bekannte Windmüller nachher traurig.

Schämen musste sich beim Regionalligisten allerdings niemand für den Auftritt vom Samstag. Oberbürgermeister Andreas Mucke - ein treuer Besucher im Stadion und beim Finale in Verstärkung seines Kämmerers Johannes Slawig vor Ort - nannte ihn den stärksten in dieser Saison. Und WSV-Sportdirektor Karsten Hutwelker, der für den nach der Saison wieder zur U 19 zurückkehrenden Trainer Pascal Bieler den Taktstock am Rand schwang, sagte: „Ich bin stolz auf die Mannschaft, sie hat alles `rausgehauen, nur das Tor nicht mehr gemacht.“

Pagano macht
sein Abschiedstor

Auch Kapitän Gaetano Manno hätte sich in seinem letzten Spiel für den Wuppertaler SV noch einen glorreicheren Abgang besorgen können. Er drehte in der Schlussphase ebenfalls noch einmal auf. Setzte einen schönen Schrägschuss nur ganz knapp über den Querbalken. Ein anderer der Abschied nahm, hatte dagegen früh sein Tor gemacht: Silvio Pagano nutzte nach acht Minuten ein Missverständnis zwischen Uerdingens Verteidigern Dominic Maroh und Christian Dorda, spritze dazwischen und erzielte die umjubelte Führung für den Außenseiter.

Der stand zwar mit seiner erneut angewandten Fünferkette, in der lediglich Gino Windmüller Peter Schmetz ersetzte, deutlich sicherer als zuletzte gegen Kölns U 21, hatte aber immer dann Schwierigkeiten, wenn der KFC mit der Schnelligkeit seiner Stürmer Roberto Rodriguez und vor allem von Osayamen Osawe angriff. So bereitete Osawe nach 19 Minuten vor und Rodriguez vollstreckte am zweiten Pfosten, wo Dennis Malura einen Sekundenbruchteil zu spät kam.

Nach der Pause  und einer kurzen Spielunterbrechung provoziert durch zündelnde Uerdinger Fans (siehe Seite 13) zeigte sich der KFC zunächst auch etwas reifer und ging nach 72 Minuten nicht unverdient durch Osawe in Führung. Der hängte auf dem Weg in den Strafraum zwei WSV-Verteidiger ab und schoss dann aus zwölf  Metern ein. „Ich habe auf seine Schnelligkeit gesetzt. Wenn er gradlinig agiert, ist er kaum zu stoppen“, sagte Uerdingens Coach Heiko Vogel nachher, sprach von einem insgesamt verdienten Sieg, verteilte aber ein Riesenkompliment an den WSV, der seine Mannschaft zum Schluss noch einmal in große Schwierigkeiten gebracht habe.

Das Signal von außen hatte Hutwelker mit den Einwechslungen von Enes Topal und des langen Peter Schmetz als Sturmtank  von der Bank gegeben, verstärkt wurde es durch die Anfeuerung der Fans. Plötzlich lief der 36-Jährige Gaetano Manno, der bis dahin wenig Land gesehen hatte, seinen Gegenspielern weg, und auch Hagemann und der erneut als offensiver Außenverteidiger starke Semir Saric oder Mittelfeldstratege Jan-Steffen Meier gewannen Zweikampf auf Zweikampf. Nur der Ball wollte nicht mehr über die Linie.  „Es war am Ende kein gelungener Abschied für alle Spieler, die den Verein verlassen. Wir können uns aber dennoch alle gegenseitig in die Augen schauen und sagen, dass wir 100 Prozent und darüber hinaus gegeben haben. Es tut weh, aber ich denke dass wir mit so einer Leistung auf die kommende Saison aufbauen können“, schloss Kevin Hagemann nachher bei aller Enttäuschung.