Jeder Herzschlag für den WSV

Leistungsdiagnostik spielt beim WSV eine wichtige Rolle im Kampf um die Klasse.

Wuppertal. Für ambitionierte Dauerläufer und Hobbyradfahrer gehört die Pulsuhr im Training und Wettkampf fast schon zur Standardausrüstung. Mit der Pulsuhr kann die Herzfrequenz im Ruhezustand und bei verschiedenen Stufen der körperlichen Belastung gemessen werden. Doch während die Messung der Daten mit der Pulsuhr kinderleicht und erschwinglich ist, ist deren Auswertung im wahrsten Sinne des Wortes eine Wissenschaft für sich.

Einen Spezialisten auf dem Gebiet der Leistungsdiagnostik hat der Wuppertaler SV mit Dr.Sven Pieper von der Bergischen Universität gewinnen können, der die Mannschaft zuletzt auch ins Trainingslager in der Türkei begleitete. Seit der Saisonvorbereitung im Sommer misst er neben anderen Leistungsparametern die Herzfrequenzverläufe der Spieler. Auf der Grundlage dieser Daten erhält Cheftrainer Uwe Fuchs wertvolle Hinweise für die Gestaltung des Trainings, wie zum Beispiel der Trainingsintensität und zur aktuellen Leistungsentwicklung der einzelnen Spieler.

Ein Herzfrequenzgurt, der vor dem Training um die Brust gelegt wird, begleitet die Spieler im Trainingsalltag. Nach jedem Training sammelte Dr.Pieper die Herzfrequenzgurte ein und wertete die Daten per Computer aus. Vergleichswerte liegen aus Untersuchungen mit Spielern zum Beispiel von Schalke04 und dem 1.FC Köln vor. "Die Spieler des WSV befanden sich schon vor der Saisonvorbereitung im Sommer in einem erfreulichen Zustand", sagt Dr.Sven Pieper, der keine Aussagen über einzelne Akteure machen darf und als Vertrauensperson der Spieler auch nicht machen will.

Zur Steuerung des Fußballtrainings auf dem Platz nutzt der Leiter des Forschungszentrums Leistungsdiagnostik und Trainingsberatung (FLT) die Ergebnisse spezieller Ausdauertests und nicht die herkömmlichen Laktatmessungen, die im Fußballsport zum Kult geworden sind. Der Grund: Die Tests des FLT bilden die fußballspezifischen Anforderungen wie beispielsweise intervallartige Richtungswechsel besser ab als die stufenweise Erhöhung der Belastung bei Dauerläufen, wie sie während der Laktattests Standard sind.

Nach der Weihnachtspause konnte man bei den WSV-Spielern erkennen, dass sie die vorab verteilten Trainingspläne erfüllt hatten. So konnte Uwe Fuchs den Schwerpunkt in der Türkei auf Taktik, Technik und die Arbeit mit dem Ball legen und so die guten Bedingungen auf den gepflegten Rasenplätzen optimal nutzen. Einige Spieler nutzten die Anwesenheit des Doc’s im Trainingslager auch, um eine Rückmeldung über die eigene Leistungsentwicklung zu erhalten. Neben den Daten zur Laufschnelligkeit und Kraft wurden auch die Herzfrequenzverläufe aus dem Training und Spiel besprochen.

"Es gibt Tage, an denen sich ein Spieler vielleicht nicht wohl fühlt und er glaubt, an seine Leistungsgrenze gegangen zu sein, obwohl mehr möglich gewesen wäre. Vor dem Training erfahre ich in der Besprechung mit den Trainern, was in der Trainingseinheit vorgesehen ist und wie hoch die körperliche Belastung sein soll. Hat die Herzfrequenz einen außergewöhnlichen Verlauf, kann das ein Warnzeichen sein, dass ein Infekt im Anmarsch ist." Die Kooperation zwischen WSV und FLT wurde für einen Zeitraum von zwei Jahren vereinbart. Den Kontakt knüpfte WSV-Trainer Uwe Fuchs schon 2005 über Dr. Jürgen Freiwald, den Leiter des Forschungszentrums.

"Die Leistungsdiagnostik ist aus meiner Sicht für die Trainingssteuerung außergewöhnlich wichtig. Außerdem erhalten die Spieler ein wertvolles Feedback. In der Rückrunde werden aufgrund der Spielausfälle noch acht oder neun englische Wochen auf uns zukommen. Die Mannschaft befindet sich in einer außergewöhnlich guten körperlichen Verfassung und das wird ein wichtiger Mosaikstein auf dem Weg zum Klassenerhalt sein", sagt Uwe Fuchs.

Ähnlich schätzt übrigens Mirko Slomka, der zu seinem Amtsantritt beim Erstligisten Hannover 96 die Spezialisten der Bergischen Universität zu einer Bestandsaufnahme anforderte, den Wert der Leistungsdiagnostik ein. Schon als Cheftrainer von Schalke 04 hatte Slomka die Sportwissenschaftler aus Wuppertal mit im Boot gehabt. Und das mit großem Erfolg.