Neuer Anlauf in Wuppertal
In der kommenden Saison baut der WSV auf die Torgefahr von Bekim Kastrati.
Wuppertal. Dem Verletzungspech sollte der WSV in den nächsten Tagen und Wochen nach Möglichkeit aus dem Weg gehen. Erhan Zent (Syndesmosesband) und vor allem Milko Trisic (Meniskuseinriss) hat es schon erwischt.
Und so viele personelle Alternativen gibt der aktuelle Kader des Regionalligisten nicht mehr her. Vor allem in der Abteilung "Attacke" wären weitere Ausfälle fatal. Einer, der das neben Trainer Michael Dämgen ähnlich sieht, ist Neuzugang Bekim Kastrati.
Der Stürmer sieht seinen neuen Klub vor allem ein wenig dünn besetzt in der Spitze, ist aber weit entfernt davon, Forderungen zu stellen. "Das ist natürlich Sache der Verantwortlichen, da mische ich mich nicht ein", sagt der Albaner, der vom inzwischen wohl mausetoten Bonner SC (keine Lizenz für die NRW-Liga) zum WSV wechselte.
In Bonn verbrachte er unter dem ehemaligen WSV-Trainergespann Wolfgang Jerat und Joachim Hopp ein Horror-Halbjahr. "Dass es so etwas heutzutage im Fußball noch gibt, hätte ich nicht für möglich gehalten. Menschlich ging das gar nicht. Jetzt ist mir auch klar, warum sich der WSV als damaliger Tabellenerster von Jerat getrennt hat. Das war ganz schlimm", sagt Kastrati, der selbstbewusst auftritt und gerne seine Meinung vertritt. Aber mehr möchte er zu dem Thema Bonn nicht sagen.
Den Wechsel zum WSV verdankt er auch dem damaligen Bonner Sportdirektor Mike Rietpietsch, bei dem sich der WSV über Kastrati Auskünfte einholte. "Ich hätte auch zu einem Drittligisten wechseln können, doch so kann ich in Mönchengladbach wohnen bleiben", sagt der gebürtige Kosovare, der 1996 aus der Heimat an den Niederrhein übersiedelte.
Dabei hatte sein Vater Weitsicht bewiesen, denn er holte die Familie aus der Krisenregion heraus, bevor auf dem Balkan der Bürgerkrieg entbrannte. Da war Kastrati 16 Jahre alt. "Ich habe zuerst bei einem Kreisligisten gekickt und nicht gedacht, dass es im Fußball so schnell nach oben gehen kann."
Borussia Mönchengladbach wurde auf ihn aufmerksam (vier Bundesligaspiele), beim damaligen Zweitligisten Eintracht Braunschweig hatte er Verletzungspech (Kreuzbandriss), genauso wie bei Fortuna Düsseldorf (Zehenbruch und Hodenriss). In Dresden gab es auch nichts zu lachen, denn dort wurde der ehemalige albanische Nationalspieler (vier Einsätze unter Nationaltrainer Hans-Peter Briegel) mit Ignoranz gestraft.
Beim WSV war er in der Winterpause der vergangenen Saison schon einmal ein Thema, doch der damalige Trainer Uwe Fuchs wollte ihn nicht. Es folgte also Bonn (fünf Tore in zehn Einsätzen) und nun endlich der Neustart beim WSV.
"Ich sehe mich eher als spielenden Stürmer, einen der vielseitig ist, die Eins-gegen-Eins-Situationen sucht, auch mal über Außen kommt und der natürlich kopfballstark ist", sagt Kastrati, der beim 3:2-Sieg gegen TuRU Düsseldorf sein erstes Tor für den WSV schoss.
"Die Ergebnisse der Testspiele sollte man nicht überbewerten. Nach den harten Trainingseinheiten fehlt uns die Spritzigkeit. Wichtig ist, dass wir die Grundlagen legen und sich keiner verletzt. Momentan läuft es ganz gut, ich sehe uns aber nicht als Favorit in dieser Schweineliga. Wir haben viele junge Leute dabei, von denen man nicht so viel erwarten kann. Wir wollen eine gute Rolle spielen und natürlich oben dabei sein."
Dass es dabei auch mal intern krachen kann, ist für Kastrati eine normale Sache. In Düsseldorf lieferte er sich ein kleines Wortgefecht mit Torhüter Sascha Samulewicz. "Wir sind im Trainingslager im Schwarzwald enger zusammengerückt. Aber nur Friede, Freude, Eierkuchen darf auch nicht sein. Wir werden sicher nicht alle super Freunde werden, aber wir haben eine gute Mannschaft beisammen."