Stefan Markolf: Transparente statt Fangesänge

Stefan Markolf hat große Pläne mit dem Wuppertaler SV. Beim FSV Mainz 05 schnupperte der Neuzugang Zweitligaluft.

Wuppertal. Vom Zweitligisten FSV Mainz 05 wechselte Stefan Markolf zum Wuppertaler SV in die 3. Liga. Die WZ unterhielt sich mit dem Linksverteidiger, der in der vergangenen Saison als erster gehörloser Fußballprofi bundesweit für Schlagzeilen sorgte.

Frage: Bei jedem ihrer Vereinswechsel ist sicher auch ihr Handicap ein Thema gewesen. Nerven Sie inzwischen entsprechende Fragen der Medienvertreter?

Stefan Markolf: Erst mein Profivertrag in Mainz hat eine Welle von Berichten ausgelöst und das hat mich schon überrascht. Denn bevor ich Profi wurde, habe ich drei Jahre bei den Mainzer Amateuren gespielt.

In dieser Zeit wurde kaum darüber berichtet. Ich finde, dass man das Thema nicht so hoch aufhängen sollte.

Frage: Müssen Ihre Mitspieler besondere Rücksicht auf Sie nehmen oder sich besonders auf Sie einstellen?

Markolf: Überhaupt nicht, die können ganz normal mit mir umgehen. Da gibt es keine Probleme.

Frage: Und wenn der Schiedsrichter pfeift?

Markolf: Dann kriege ich das auch mit, denn dann bleiben ja alle anderen Spieler stehen. Kein Problem.

Frage: Die Fangesänge und die Stimmung im Stadion entgehen Ihnen aber?

Stefan Markolf: Ja, das stimmt. Die Lieder der Fans und die Anfeuerungsrufe kann ich nicht hören. Aber ich sehe ja die Transparente. In Mainz wurden immer zwei, drei extra für mich hochgehalten. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

Ich lese vielleicht das Spiel mehr mit den Augen als andere Spieler. Das ist ein Vorteil, wenn es im Stadion hektisch und laut zugeht. Und nicht immer ist der Mitspieler, der am lautesten das Zuspiel fordert, auch am besten postiert.

Frage: Beherrschen Sie die Gebärdensprache?

Stefan Markolf: Nein, die habe ich nicht gelernt. Ich habe eine normale Schule besucht und mein Fachabitur gemacht. In der B-Jugend hatte ich ein Angebot von Schalke 04, habe mich aber entschlossen, die Schule zu Ende zu machen. Beim Angebot von Mainz habe ich aber dann gedacht: ’Das musst du jetzt annehmen.’

Frage: Und wie war das mit dem Lockruf aus Wuppertal?

Stefan Markolf: Der Vertrag in Mainz lief eigentlich noch bis 2009, aber dort hat man auf meiner Position einen neuen Spieler geholt, ohne mit mir zu sprechen. Deshalb wurde der Vertrag dann aufgelöst. Den Kontakt zum WSV hat mein Berater hergestellt.

Dann habe ich mit Trainer Christoph John und Sportdirektor Carsten Pröpper gesprochen. Ich bin hier in Wuppertal sehr gut aufgenommen worden. Die ersten Tage sind prima gelaufen.

Und mit Tobias Damm und Tim Jerat treffe ich ja auf zwei Spieler, die ich schon aus meiner Mainzer Zeit kenne. Zurzeit wohne ich noch im Hotel. In der nächsten Woche sind wir im Trainingslager.

Und danach geht es auf Wohnungsssuche, wobei meine Freundin natürlich ein Mitspracherecht hat. Der Wechsel zum WSV war hoffentlich eine gute sportliche Entscheidung.

Frage: Wie sind Ihre Ziele mit dem WSV?

Stefan Markolf: Natürlich möchte ich so weit wie möglich mit dem WSV oben mitspielen.

Es ist eine hochinteressante Liga mit vielen Traditionsvereinen, die niemand so recht einschätzen kann. Ich möchte der Mannschaft helfen und gute Spiele zeigen.

Frage: Haben Sie vor Ihrem Wechsel zum WSV nochmals mit Ihrem Ex-Trainer Jürgen Klopp gesprochen?

Stefan Markolf: Er hat mir zum Abschied alles Gute gewünscht. Kloppo kommt gut rüber im Training und er hat eine gute Ansprache. Er hat mich zunächst als Mittelfeldspieler auf der linken Außenbahn gesehen.

Doch zuletzt habe ich hinten links verteidigt. Er trainiert ja jetzt in Dortmund, vielleicht laufen wir uns mal über den Weg.

Frage: Was sind ihre Stärken?

Stefan Markolf: So etwas über sich selbst zu sagen, ist immer schwer. Das Spiel am Ball und ein sehr guter linker Fuß sind wohl meine Stärken. Ich habe an der 2.Liga geschnuppert und einige gute Spiele gemacht.

In der 2. Liga habe ich den Feinschliff bekommen. Auf meiner Position hatte Vizekapitän Marco Rose über Jahre einen Stammplatz.

Da war es nicht leicht, zu Einsätzen zu kommen. In der Rückrunde bin ich leider wegen eines Muskelfaserrisses länger ausgefallen.