Viel Optimismus beim WSV
Rechtsanwalt Jörg Bornheimer sieht gute Chancen auf ein Insolvenzverfahren und glaubt an eine Eröffnung noch vor dem 1. Juli.
Wuppertal. Mit seinen öffentlichen Äußerungen geht Jörg Bornheimer sparsam um, seit er am 4. Juni zum vorläufigen Insolvenzverwalter für den WSV bestellt wurde. Am Donnerstagabend bei einem Sponsoren-Empfang des Vereins, an dem knapp 50 aktuelle und potenzielle neue Unterstützer teilnahmen, stellte er aber die aktuelle Lage zum Thema Insolvenz vor. „Es sieht so aus, dass wir die Massekosten zusammenbringen, so dass wir irgendwann ein Insolvenzverfahren eröffnen können“, sagte er und bestätigte damit die Tendenz, die die WZ in einem Bericht schon vor einer Woche geschrieben hatte.
Bornheimers Aufgabe ist es zunächst, ein Gutachten für das Amtsgericht zu schreiben, in dem er die Gründe und die Perspektive der Insolvenz darstellt, damit das Gericht einer Eröffnung zustimmt. „Ich werde es so rechtzeitig einreichen, dass die Insolvenz auf jeden Fall noch vor dem 1. Juli eröffnet werden kann”, ließ Bornheimer durchblicken.
Das sei deshalb so wichtig, weil der Verein bei einer späteren Insolvenz in der Regionalliga von vorneherein als erster Absteiger gelten würde, bei Insolvenz bis 30. Juni aber gleich mit der ersten Mannschaft in der fünftklassigen Oberliga und mit der zweiten in der Landesliga starten könne.
Etwas anderes, das hatten auch die WSV-Vorstände Alexander Eichner und Achim Weber zuvor betont, lasse sich derzeit finanziell nicht darstellen, selbst wenn die bestehenden Altlasten — etwa von Friedhelm Runge — bereinigt würden.
Zur jetzigen Vereinsführung hat Bornheimer „großes Vertrauen“. Deshalb habe er auch keinen Anlass gesehen, ihn von seiner Tätigkeit zu entbinden, wozu er als vorläufiger Insolvenzverwalter das Recht hätte. „Ich bin ein Sanierer, kein Zerschlager”, betonte Bornheimer, dass für ihn die Perspektive nach einer Insolvenzeröffnung das Entscheidende sei. „Ziel ist, den Verein so zu retten wie er ist, mit allen Abteilungen.“ Er werde nicht leichtfertig ein Rettungsprogramm auflegen, wenn er von der Perspektive nicht überzeugt sei. „Dafür braucht der Verein aber Sponsoren, dafür brauchen wir Sie unbedingt”, warb er in dem Unternehmerkreis. „Ich glaube, der WSV ist immer noch ein Aushängeschild für die Stadt”, schloss er seine Ansprache.
Als zwei von vielen positiven Ansätzen nannte Vorstandssprecher Alexander Eichner die Zahl von 134 neuen Mitgliedern und die Bestellung von 261 Retter-Dauerkarten, seit die Initiative WSV 2.0, die sämtliche Verwaltungsrats- und Vorstandsmitglieder stellt, auf den Plan getreten ist. Sportvorstand Achim Weber skizzierte noch einmal die sportliche Planung, die darauf abzielt, sich im ersten Jahr in der Oberliga auch sportlich zu konsolidieren und dann im zweiten, mit einer nur punktuell verstärkten Mannschaft oben mitzuspielen und dann auch den Wiederaufstieg anzupeilen. „Hier wird es keinen Spieler mehr geben, der nicht neben dem Fußball arbeitet oder einer weiteren Tätigkeit nachgeht.”
Der WSV werde auch versuchen, jungen Spielern Ausbildungsstellen bei potenziellen Partnern zu vermitteln und von der guten Jugendarbeit auch noch stärker in der ersten Mannschaft zu profitieren. Weber: „Von der A-Jugend-Bundesliga zur Oberliga und Regionalliga ist es kein großer Schritt mehr. Ich bin sicher, wir werden die Erträge der Jugendarbeit bald ernten können.“ Für junge Spieler sei es ein Erlebnis, vor vielen Zuschauern zu spielen, im heimischen Stadion wie auch auswärts. Ansonsten müsse der Verein zunächst einmal Demut zeigen, auch wenn es nun sicher heißen werde, „da kommt das Bayern München der Oberliga“.