WSV-Trainingslager: Der "Kaiser" ist allgegenwärtig

Bad Griesbach. Begegnung der dritten Art im Bad Griesbacher Ferienstadtteil Therme, wo der WSV seit Sonntag sein Trainingslager bezogen hat. „Ja mei, da sitzt doch die Heidi!“, denkt der Reporter am Frühstückstisch im Fünf-Sterne-Hotel Maximilians, wohin der WSV, der nebenan im etwas weniger exklusiven, aber ebenfalls zur Hartl-Gruppe gehörenden „Das Ludwig“ abgestiegen ist, die zweiköpfige Reporterschar ausgelagert hat.

Nein, gemeint ist nicht die Heidi vom Geißen-Peter, sondern die vom Beckenbauer Franzl. Und richtig, da sitzt er ja auch mit dem Rücken zu mir, während seine beiden Kinder Joel Maximilian (10) und Francesca Antonie (7) am Brunnen im Innenhof des Maximilians die Händchen ins Wasser strecken. Familienidyll einer Lichtgestalt. Da will der Reporter natürlich nicht mit banalen Fragen stören.

Dass Franz Beckenbauer bei seinem Freund Alois Hartl seit mehr als zehn Jahren jährlich im Juli ein Golfturnier für seine Beckenbauer-Stiftung für benachteiligte Kinder spielt, weiß man ja. Das war wieder am vergangenen Samstag. Wie immer mit viel Prominenz, wie etwa Schlager-Zar Ralph Siegel oder Ski- und Volksmusikkönig Hansi Hinterseer mit Familie.

Der Franz ist danach mit Familie erstmals noch geblieben, um auch wieder ein bisschen Zeit fürs Golfen zu haben. Das praktiziert auch die Heidi inzwischen sehr gerne. Ein Kindermädchen passt so lange auf die beiden Kleinen auf. Ans Golfhandicap von WSV-Tainer Karsten Hutwelker (1,5) werden beide allerdings nicht mehr herankommen.

Damit wären wir zurück beim WSV. Kinderfrauen werden dort derzeit nicht gebraucht angesichts der erfahrenen Mannschaft, die in dieser Saison zusammengestellt wurde. Und auch die fünf ehemaligen A-Jugendlichen geben sich im Trainingslager sehr erwachsen und hoch motiviert. Sie werden vom Trainer auch immer wieder ausdrücklich angespornt.

Für Dummheiten ist angesichts des strammen Programms eh kaum noch Energie übrig. Nachdem am Montag erstmals der Ball im Mittelpunkt von zwei intensiven Trainingseinheiten gestanden hatte, war das Leder am Dienstagmorgen fast komplett außen vor: Sprintausdauer war gefragt. Leichtathletik-Trainer Thomas Ediger, am Montag nachgereist, hat die elektronische Zeitmessanlage mitgebracht, und die wurde ausgiebig genutzt. 25 Sprints à 20 Meter musste jeder bewältigen. Dazwischen gab es je 90 Sekunden Pause, ein im Fußball durchaus übliches Belastungsintervall.

Der übliche Verdächtige Marcel Landers lief reihenweise die besten Zeiten, lieferte sich dabei aber ein erbittertes Duell mit dem 19-jährigen Felix Herzenbruch. Ob er so schnell war, weil er wie auch Jörn Zimmermann für die zehn Tage von der Schule befreit ist oder weil er eben ein sehr ehrgeiziger Typ ist, mag mal dahingestellt sein. Auf jeden Fall war auch in diesem kleinen Duell die positive, sehr konzentriert auf Leistung ausgerichtete Stimmung zu spüren, die sich bisher wie ein roter Faden durchzieht.

Einzig lähmend ist bisher, dass auch bis Dienstagmittag noch kein Ernst zu nehmender Testgegner feststand. So konnte Bekim Kastrati statt über Tore über seinen Überraschungssieg beim Sprinten jubeln, wo er - ähnlich wie Robert Fleßers - einen der 25 Läufe offenbar optimal erwischt hatte. „Für mich ist die Verlaufskurve der 25 Läufe entscheidend, die ist unbestechlich“, bremste Trainer Karsten Hutwelker.

Beide durften wie die gesamten Mannschaft am Nachmittag ohnehin andere Qualitäten beweisen. Da war nämlich Torschusstraining angesagt. Für die Spieler eine willkommene Abwechslung im harten Programm, die sie mit Feuereifer angingen. Dafür war man sogar erstmals in das kleine Stadion des TSV Griesbach umgezogen, das unmittelbar neben dem bisherigen Trainingsplatz und dem Freibad liegt, wohin auch einige Bälle flogen. Nur zwei Leute hatten keinen Spaß: Stefan Lorenz war, nachdem er bei den morgendlichen Sprints einen Stich im Oberschenkel verspürt hatte, sicherheitshalber zur Behandlung im Hotel geblieben. Raschid El Hammouchi knickte um und musste mit einem Eiswickel um den Fuß das Training abbrechen.

Spaß und Verbissenheit zugleich brachte der abschließende Torschusswettkampf mit zwei Teams. Flanke - Direktabnahme, lautete die Aufgabe. Mit 1:6 lagen Tom Moosmayer, Ken Asaeda, Jerome Assauer, Bekim Kastrati, Marcel Landers, Christian Knappmann und Dennis Brinkmann da schon zurück. Doch dann wuchs ihr Torwart Sebastian Sube immer mehr über sich hinaus und auch die Flanken von „Moosi“ wurden besser. Den Matchball machte das Schlitzohr dann sogar selbst rein. Als Keeper Sascha Samulewicz sich ein wenig zu weit vor dem Kasten positionierte, um die Flanke abzufangen, schoss Moosmayer den Ball direkt ins Tor.

Wer die familieninterne Tages-Golfwertung gewonnen hatte - Kaiser Franz oder seine Heidi - war dagegen nicht in Erfahrung zu bringen.

(Text-Update um 18.31 Uhr)